Schildkrötenfreilassung hautnah miterleben: Cabildo organisiert öffentliche Freilassungen im August

Für die vielen Besucher, die sich im Sommermonat August an den Stränden von Fuerteventura tummeln sowie auch für die Anwohner und Naturliebhaber der Insel hat die Umweltschutzabteilung des Cabildo (Inselverwaltung von Fuerteventura) zwei Schildkrötenfreilassungen organisiert, bei denen jedermann die Möglichkeit hat den kleinen Meeressäugern bei der Rückkehr in ihre natürliche Umgebung zuzusehen. Nachdem sich bei der ersten Freilassung am 07.08.2014 bereits über 200 Zuschauer einfanden, lädt das Cabildo offiziell zu einer weiteren Freilassung ein, die am Freitag, den 22.08.2014 um 12:00 Uhr am Strand von Gran Tarajal stattfinden soll.

Jährlich werden Dutzende verletzter Tiere gefunden und nach ihrer vollständigen Genesung wieder in die Freiheit entlassen. Im Normalfall werden diese Aktionen mit Schulen, Umweltgruppen und anderen Einrichtungen organisiert. Dort soll besonders Kindern Bedeutung und Schutz der vielfältigen Fauna nahegelegt werden. In diesem Fall richten sich die Verantwortlichen jedoch an die Öffentlichkeit, um die belebten Küstenregionen gezielt für die Erweiterung des Umweltbewusstseins unter der Bevölkerung zu nutzen und Besuchern neben dem üblichen Strandurlaub eine weitere interessante Seite der Insel aufzuzeigen.

Die erste Freilassung am 07. August an den Grandes Playas in Corralejo war ein voller Erfolg und lockte gegen Mittag bereits über 200 Badegäste, Besucher und Anwohner samt Kindern an. Neben dem türkisfarbenem Wasser und dem weißen Dünensand der Strände begleiteten die Zuschauer zusammen mit den Beamten der Umweltschutzabteilung die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) bei ihrem Weg zurück ins Meer. Dabei wurde für alle Anwesenden ein kleiner Vortrag über das freigelassene Tier und die generelle Lage der Meeresschildkröten gehalten. Hierbei ging es nicht nur um die Probleme und Gefahren, denen diese Tiere durch die Verschmutzung der Meere ausgesetzt sind, sondern auch um Ratschläge, die man befolgen kann, um verwundeten Tieren fachmännisch zu Hilfe zu kommen. Die 15 Kilogramm schwere Meeresschildkröte wurde gut zwei Monate vor ihrer Freilassung in der Nähe von Corralejo gesichtet und eingesammelt, nachdem ihr Verhalten auf eine schlechte gesundheitliche Verfassung schließen ließ. In der Schildkrötenauffangstation in Morro Jable bestätigte die tierärztliche Untersuchung, dass das Tier dehydriert und stark unterernährt war. Solche Symptome sind die typische Folge von verschluckten Plastikabfällen. Durch die Fahrlässigkeit vieler Menschen, die ihren Müll am Strand liegen lassen oder ins Meer werfen, ist die Unterwasserwelt für die Tiere natürlicher Lebensraum und dauernde Gefahr zugleich. Tausende Meerestiere, wie Schildkröten, Seevögel oder auch Wale werden jährlich verletzt oder tot aufgefunden, weil sie entweder Kleinteile verschlucken oder sich in Materialien wie Plastik oder Fischernetzen verheddern. Wie die Umweltschutzbeauftragte des Cabildo Natalia Évora anmerkte, sei ein Umweltbewusstsein innerhalb der Bevölkerung daher ungemein wichtig. Außerdem schätzte sie sehr, wie engagiert sich die Inselverwaltung mit verschiedensten Initiativen darum bemühe, die Menschen über Natur, Umwelt, Kultur und Tradition von Fuerteventura aufzuklären, die die Insel so einzigartig machen.

Obwohl die Unechte Karettschildkröte unter den Meeresschildkröten auf den Kanaren am häufigsten zu finden ist, hat die kanarische Unterwasserwelt noch viele andere Arten zu bieten, darunter die bekannte Suppenschildkröte (Chelonia mydas) oder die Lederschildkröte (Demochelys coriacea) als größtes lebendes Tier seiner Art. Viele dieser einzigartigen Geschöpfe verenden durch Faktoren wie Plastikmüll, Fischernetze, der Kollision mit Schiffen oder Krankheiten. Um die ehemalige Schildkrötenpopulation auf Fuerteventura wiederzubeleben, wurde ursprünglich eine Einrichtung im Hafengebiet von Morro Jable geschaffen, die heute als Schildkrötenauffangstation bekannt ist. Während des Wiederansiedlungsprojekts auf der Insel wurden über die Jahre Tausende Schildkröteneier von den Kapverdischen Inseln an den Strand von Cofete gebracht, um sie dort zu vergraben und unter der Aufsicht von Experten schlüpfen zu lassen. Das Projekt zielte dabei auf den natürlichen Lebensrhythmus der Schildkrötenweibchen ab. Sobald die geschlüpften Tiere mit 10 Jahren ausgewachsen sind, kehren sie an den Strand ihrer Geburt zurück, um dort selbst Eier zu legen.

Trotz den Bemühungen der Inselverwaltung kann nicht ganz verhindert werden, dass sich immer wieder Tiere verletzen und auf Hilfe angewiesen sind. Sollte man ein verwundetes Tier finden, ist es ratsam sich umgehend mit dem Personal der Umweltschutzabteilung in Verbindung zu setzen. Wenn man eine Schildkröte im Meer treiben sieht, sollte man überprüfen, ob sich diese nur ausruht oder gesundheitliche Probleme hat. Hinweise darauf sind ein ausgetrockneter Panzer, ein mit Algen überzogener Körper und natürlich sichtbare Verletzungen. Sollte man die Schildkröte bewegen müssen, darf sie keinesfalls am Panzer hochgehoben werden und muss immer nach vorne bewegt werden. Außerdem ist es wichtig auf Schnabel, Krallen und Flossen Acht zu geben. Wenn man gebissen wird, nicht bewegen oder ziehen, bis der Schnabel wieder geöffnet ist. Ideal ist es die Schildkröte kühl und feucht zu halten, beispielsweise mit feuchten Tüchern und für den Transport eine angemessene Plastikbox zu benutzen. Auf keinen Fall sollte man die Schildkröte mit etwas füttern, sondern warten, bis das Fachpersonal eintrifft und sich professionell um das Tier kümmert.

Die Unechte Karettschildkröte, die am 22. August in Gran Tarajal freigelassen wird, musste sich von verschluckten Plastikteilen erholen und kann nun wieder ins Meer entlassen werden. Wer bei diesem Erlebnis selbst dabei sein möchte, kann sich um 12:00 Uhr am Küstenabschnitt auf Höhe des Fußballplatzes einfinden.

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