Private Ferienvermietung bleibt praktisch illegal

Bis zum 28.05.2015 war die private Vermietung von Ferienwohnungen und -häusern auf den Kanarischen Inseln grundsätzlich verboten. An diesem Tag veröffentlichte die Kanarische Regierung im Amtsblatt BOC ihr Gesetz zur Regulierung der Ferienwohnungen“, das sie am 22.05.2015 beschlossen hatte.

Zehntausende von privaten Eigentümern von Häusern und Wohnungen hatten die Hoffnung, dass sie dank des neuen Gesetzes ihre Immobilien legal und ohne unüberfüllbare Bedingungen an Feriengäste vermieten könnten, so wie es in vielen Teilen der Welt selbstverständlich ist. Alles sah so aus, als ob die lange Vorarbeit der „Asociación Canaria del Alquiler Vacacional (ASCAF)“ (Kanarischer Verein für Ferienvermietung) in endlosen Verhandlungen mit der Kanarischen Regierung Früchte tragen würde. Der ausgehandelte finale Entwurf des Gesetzes hätte die Hoffnungen vieler erfüllt.

Doch dann kam ein wohl für die meisten unerwartetes Manöver der Kanarischen Regierung:

Nach Verabschiedung des Gesetzes am 22.05.2015 gab die Regierung eine Pressemitteilung heraus, die mehr Fragen aufwarf, als Antworten zu geben. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt genau, was in dem neuen Gesetz stand. Am 24.05.2015 fanden dann unter anderem die Wahlen zum Kanarischen Parlament statt, und erst danach, am 28.05.2015 platzte die Bombe:

Das letztlich verabschiedete Gesetz weicht in einem ganz wesentlichen Punkt vom letzten Entwurf ab: Das „Gesetz für Ferienwohnungen“ schließt ausdrücklich Gebäude aus, die sich „auf touristischem Bauland innerhalb von „touristischen Zonen oder touristischen Urbanisationen“ befinden, oder [auf Wohnbauland], das sich innerhalb von „touristischen Urbanisationen“ oder in Mischgebieten mit Wohnnutzung und touristischer Nutzung befinden. Somit dürften wohl auf Fuerteventura praktisch alle Zonen von der legalen Ferienvermietung ausgeschlossen sein, die für Touristen interessant sind: Corralejo, Caleta de Fuste, Costa Calma, Jandia, Morro Jable, La Pared etc. Einzig einige Eigentümer von Fincas oder von Apartments in Puerto del Rosario dürften also von der „Liberalisierung“, die das neue Gesetz mit sich bringt, profitieren. Ob Touristen in nennenswerter Zahl daran interessiert sind, sei einmal dahingestellt.

Die ASCAF bezeichnet das Verhalten der Kanarischen Regierung als Schlag ins Gesicht und Verrat an den vielen Eigentümern, die nun auch in Zukunft ihre Immobilien nicht legal an Touristen vermieten dürfen. Viele Kritiker sehen in dem Gesetz einen Gefallen der Kanarischen Regierung zugunsten der Hotellobby, der es offenbar gelungen ist, ihre Interessen praktisch uneingeschränkt durchzusetzen.

Die Kanarische Regierung muss sich fragen lassen, ob ihr Gesetz „zugunsten des Volkes“ formuliert wurde, wie es sein sollte, oder welche Interessen sie letztlich wahrgenommen hat.

Die einzige Frage, die für eine gesetzliche Regulierung von privaten Ferienwohnungen relevant sein dürfte, ist folgende:

„Welchen Einfluss haben private Ferienwohnungen auf das gesamtwirtschaftliche Wohlergehen der Kanaren?“

Ob die Hoteliers durch eine Liberalisierung von Ferienwohnungen Einbußen erleiden, ist also völlig unerheblich, wenn der Zugewinn an gesamtwirtschaftlichem Nutzen auf der anderen Seite höher oder wenigstens genauso groß ist. Selbst wenn im Hotelsektor Arbeitsplätze verloren gingen, was ja gar nicht unbedingt der Fall sein muss, spielt das keine Rolle, wenn auf der anderen Seite neue Arbeitsplätze entstehen.

Ein Hotelzimmer und eine private Ferienwohnung sind völlig unterschiedliche Produkte, genauso wie z.B. Fleisch und Gemüse. Niemand würde auf die Idee kommen, den Gemüsehändlern das Leben schwer zu machen, nur um den Fleischern ihr Geschäft zu sichern. Jeder würde sagen: Lasst doch die Kunden entscheiden, was sie essen wollen!

Dass Urlauber in privaten Ferienunterkünften aus volkswirtschaftlicher Sicht weniger wert sind, als Hotelgäste, dürfte schwer zu beweisen sein. Dennoch scheint das Gesetz genau dies anzunehmen.

Doch es dürfte viele Indizien dafür geben, dass Kunden privater Ferienunterkünfte mehr Geld auf den Kanaren lassen als die zahlreichen All-In-Hotelurlauber, und somit mehr zur Blüte der lokalen Wirtschaft beitragen. Warum, Kanarenregierung, beugt Ihr Euch den Interessen einiger weniger und schließt viele von den wirtschaftlichen Möglichkeiten aus? Glaubt Ihr wirklich, dass jemand, der seinen Urlaub in einer privaten Unterkunft verbringen möchte, sich von Euch zwingen lässt, in ein kanarisches All-In-Hotel zu gehen!? Es gibt viele andere Destinationen, die individuellen Urlaub ermöglichen. Es ist ein weltweiter Trend, den ihr nicht aufhalten, wohl aber verpennen könnt!

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9 Kommentare

  1. Ich verstehe das nicht ist doch auch für die Insel positiv wenn noch mehr Touristen kommen. Aber auch so, ist es doch egal wenn jemand freundlicherweise sein Domizil vermietet. Und auch für den Vermieter gut so ist das Haus oder die Wohnung unter Aufsicht.

  2. Nachdem ich aktuell wieder sehr laute Touristen in einer der touristisch vermieteten Wohnungen neben mir untergebracht bekommen habe, muss ich ganz ehrlich sagen ,dass ich zu 100% für ein Verbot der Privatvermietung an Urlauber bin. Es ist dermaßen ätzend alle 2 Wochen neue „Nachbarn“ zu haben ,die in den seltensten Fällen wenigstens ein nettes „Hallo“ übrig haben wenn man grüßt und zudem zu allen Tageszeiten laute Musik haben, im Pool toben und man sich als Berufstätiger an seiem freien Tag in die Arbeit wünscht.Ebensowenig ist es ätzend wenn man regelmäßig um Ruhe bitten muß weil man nachts schlafen möchte und es nicht kann wenn auf der Terrasse bis spät getrunken und gelacht wird.Wäre meine Wohnung eine Mietwohnung wäre ich schon lange umgezogen!!! Ich rate jedem davon ab der an der Costa Calma eine Wohnung kaufen will um sie selbst zu bewohnen, da fast überall Touristen einquartiert werden.

  3. Eine Frechheit, was der Staat sich hier wieder erlaubt. Einem zu diktieren was man mit der eigenen Immobilie tun darf und was nicht. Wir besitzen eine Ferienwohnung in einem Hotel in Jandia. Das Hotel darf seine über 300 Ferienwohnungen vermieten, aber wir als private Eigentümer dürfen dieses nicht tun. Die Diktatur lässt grüßen!

  4. ASCAV der Verband für Ferienwohnungsbesitzer auf den kanarischen Inseln hat eine Petition für die Interessen der Wohnungeigentümer und deren Gäste gestartet, dafür brauchen wir jede Unterstützung. Einfach Euren Namen, Vornamen und Eure Emailadresse einsetzen und auf „Unterschreiben“ klicken. Hier gelangt Ihr direkt zur Petition:

    https://www.change.org/p/presidente-gobierno-de-canarias-fernando-clavijo-batlle-el-gobierno-de-canarias-traiciona-a-miles-de-familias-canarias?recruiter=51194772&utm_source=share_petition&utm_medium=email&utm_campaign=share_email_responsive

    Danke!

  5. Wenn dieses Gesetz jetzt echt knallhart durchgesetzt wird und die Bußgelder werden eingetrieben,dann wird es für einen Teil der Eigentümer,die Gewerbetreibenden und den Individualtourismus auf Fuerte eine mittlere Katastrophe.Viele der Wohnungen sind nur mit Verlust zu verkaufen,so wird vielen Besitzern nur die Wahl bleiben,sich für kleines Geld Langzeitmieter zu suchen!Der AI-Tourismus nimmt weiter zu und abends wird es ausserhalb der Hotelanlagen dunkel!Haben wir auf den Canaren noch nicht genug Arbeitslose??Es ist ein Jammer für diese herrliche Insel!Soll es hier auch so enden wie in der Dom.-Rep.?

  6. @Andres0955 wenn es denn zumindest so bleiben würde, dass es stillschweigend geduldet wird. Aktuell scheint es ehr so zu sein, dass die extrem hohen Bußgelder durchgesetzt werden – beim zitierten Verein ASCAF ist bekannt, dass Eigentümer die Zahlungsaufforderung bereits erhalten haben und zwar auch an der Costa Calma –

  7. Es bleibt also alles wie bisher,allein in Costa Calma werden hunderte Ferienwohnungen privat vermietet,von den Behörden stillschweigend geduldet(im Wissen,daß sonst der Rest an kleinen Läden und Gaststätten auch noch Pleite geht!).Es ist auf Fuerte wie überall in den Touristenzentren auf der ganzen Welt,die grossen Hotelkonzerne bestimmen die Lokalpolitik!Den kleinen Leuten bleibt nichts anderes,als sich bei eben diesen Konzernen zu verdingen,um ihr Leben zu finanzieren,oder eben illegale Geschäfte zu betreiben.Ein „Hoch“ auf unsere Politiker!!

  8. Wie bitte?
    Wir machen seit 12 Jahren immer in den Herbstferien 3 Wochen Urlaub auf Fuerte. Wir wohnen immer in einer Ferienwohnung, zahlen für 4 Personen Flug und Wohnung ca. 3600.- Euro sowie für Essen, Trinken, Barbesuche usw. rund 4000.- Euro. Geld das dierekt in die Kassen der Betriebe vor Ort fliest und nicht in großen Hotelketten versickert. Wir werden auf keinen Fall einen Hotelurlaub buchen, wir wollen die Abwechslung der Kanarischen Küche und keine billigpampe, wir wollen Ruhe und kein Gedrängle und Geschubse am Buffet.
    Wenn es wirklich so kommt dann sind wir weg.
    Schade für die schöne Insel und für die tollen netten Menschen die wir kennen und denen das Leben jetzt richtig schwer gemacht wird.

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