Auf den letzten Drücker

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In der Zeit vom 29.03. bis 22.05.2011, also bis zu den Kommunalwahlen, dürfen Spaniens Politiker keine Einweihungen mehr durchführen. So sieht es das im Januar 2011 geänderte Wahlgesetz vor. Die Vorschrift soll u.a. verhindern, dass die regierenden Politiker ihren Wahlkampf mittels „offizieller“ Anlässe und mit öffentlichen Geldern finanzieren. Feierliche Einweihungen, unter Anwesenheit möglichst vieler Pressevertreter, waren schon immer ein beliebtes Instrument im Wahlkampf, konnten die Führenden doch schön öffentlichkeitswirksam demonstrieren, was sie in der vergangenen Legislaturperiode alles vollbracht haben.

Dass auch der Bürgermeister von Pájara, Rafael Perdomo, auf dieses beliebte Instrument nicht verzichten möchte, beweisen die fieberhaften Aktivitäten, die seit ein paar Tagen auf der Baustelle des neuen „Centro Cultural“ in Costa Calma zu beobachten sind.

Für Montag, den 28.03., also genau einen Tag vor Inkrafttreten des Verbotszeitraums hatte das Bürgermeisteramt die Einweihung angesetzt. Ein paar Tage zuvor setzte dann eine heftige Betriebsamkeit ein. Selbst am Samstag vor dem Stichtag parkten mindestens fünfzehn Handwerkerautos vor dem Gebäude.

Sicherlich ist es löblich, wenn unsere führenden Politiker Dampf machen, um öffentliche Bauten fertig zu stellen. Doch nach über 15 Monaten der Verzögerung darf man durchaus die Frage stellen, was gewesen wäre, wenn jetzt keine Wahlen anstünden? Wäre die Baustelle dann immer noch verwaist, ohne dass sich ein Bauarbeiter hätte blicken lassen, wie sie es über viele Monate war?

Warum hat sich der Bau, der eigentlich schon im Dezember 2009 nach einer einjährigen Bauzeit fertig gewesen sein sollte, um mehr als das Doppelte verzögert? Hätten die verantwortlichen Politiker nicht schon im November 2009 Druck machen können, damit der Bau fristgerecht fertig wird?

Wollte man polemisch sein, könnte man unterstellen, dass es den Politiker viel besser in den Kram passt, dass der Bau erst jetzt, passend zu den Wahlen, fertig wird.

Immerhin schien dem Bürgermeister der Baufortschritt so wichtig zu sein, dass er höchstpersönlich am Montagmorgen um 9.00h, also 5 Stunden vor der geplanten Einweihung, auf der Baustelle erschien, gerade als wir uns ein Bild vom Zustand machen wollten, was uns die Gelegenheit zu einem Kurzinterview gab.

Wir fragten den Bürgermeister, warum sich die Fertigstellung so lange verzögert hat. Er begründete die Verzögerung mit Lieferschwierigkeiten bei Materialien.

Auf die Frage, wann denn nach der Einweihung nun auch mit der tatsächlichen Inbetriebnahme zu rechnen sei, antworte Perdomo: „Es müssen nur noch die Telefonleitungen angeschlossen werden. In ca. zwei Wochen kann das Gebäude dann den Betrieb aufnehmen.“

Bleibt abzuwarten, ob sich diese Einschätzung bewahrheitet. Immerhin brauchen die Mitarbeiter im neuen Gebäude ja auch Möbel, Computer etc.

Zu hoffen bleibt auch, dass die Arbeiten, die auf den letzten Drücker „husch, husch“ ausgeführt wurden, nicht zu Pfusch führen. Zeit für eine Endabnahme vor der Einweihung bleibt nämlich sicher nicht mehr. Und nach der Einweihung interessiert sich sicher niemand mehr, bei eventuell erforderlichen Nacharbeiten Druck zu machen. Schließlich steht ja dann mit dem Wahlkampf eine viel wichtigere Aufgabe an.

Wir haben jedenfalls schon einen offensichtlichen Mangel gefunden: Die Blechfassade ist über und über mit Dellen und Beulen übersät. Mal sehen, ob das eines Tages korrigiert wird, oder für immer so bleibt?

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