Freilaufenden Ziegen geht es an den Kragen

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Seit mehreren Monaten arbeitet das Cabildo Fuerteventura zusammen mit den einzelnen Gemeindeverwaltungen an einer Lösung für die unkontrolliert umher laufende Ziegen, durch die in vielen Teilen der Insel erhebliche Landschaftsschäden entstanden sind. So startet im September auch eine Infokampagne, die sich an die Besitzer der freilaufenden Tiere richtet. Demnach sollen diese ihr Vieh umgehend einfangen, um eine kontrollierte Haltung sicherzustellen und somit den zahlreichen Ernteschäden ein Ende zu setzen.

Anschließend an diese Aufklärungsarbeit wird sich ein von der Inselverwaltung beauftragtes Unternehmen um das Einfangen gesichteter Exemplare kümmern. Unterstützt wird es dabei von den lokalen Polizeieinheiten jeder Gemeinde, um die Tiere schließlich auf dem Gelände der Granja Experimental unterzubringen. Das staatliche Versuchsgut in Pozo Negro erfülle laut dem Agrarbeauftragten Juan Estárico alle rechtlichen Voraussetzungen dafür. Das eingesammelte Vieh wird dort so lange gehalten, wie es das Gesetz vorschreibt, wobei dies von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich ist. Sollte sich ihr Halter finden, muss dieser beim Abholen seiner Tiere für sämtliche Einfang-, Haltungs- und Pflegekosten aufkommen sowie zusätzlich eine entsprechende Strafe zahlen.

Ist das Vieh hingegen nicht gekennzeichnet und kein Besitzer zu ermitteln, wird es nach Ablauf des festgeschriebenen Zeitraums getötet.

Wie Inselpräsident Marcial Morales erklärte, liege die administrative Abwicklung der Einfangaktionen sowie die anschließende Einleitung der entsprechenden Verfahren bei jeder Gemeinde selbst, genauer gesagt bei der lokalen Polizei. Durch diese Zusammenarbeit soll die Insel in den nächsten Monaten frei von unkontrollierten Viehherden sein.

Die Pläne beweisen wieder einmal die unglaubliche Effizienz und Weitsicht unserer Politiker. Natürlich ist es richtig und wichtig, Schäden am empfindlichen Ökosystem unserer Insel und am Eigentum anderer zu vermeiden. Dass marodierende Ziegen erhebliche Schäden anrichten können, haben viele Inselbewohner schon am eigenen Leib erfahren. So wurde uns schon von Lesern berichtet, deren Autos zum Spielplatz für Ziegen wurden und Dach und Motorhaube anschließend neu lackiert werden mussten. Andere berichteten von Ziegen, die nicht nur die Pflanzen im Garten, sondern auch die leckere Baumwollwäsche von der Leine verzehrten. Auch so manchen Autounfall haben plötzlich auf die Straße springende Ziegen bereits verursacht, was besonders ärgerlich ist, wenn die Tiere nicht markiert sind und der Fahrer deshalb auf seinem Schaden sitzen bleibt.

Da aber der wirtschaftliche Wert einer gewöhnlichen Ziege weitaus geringer sein dürfte, als die Summe aus Einfang- und Unterhaltskosten und Bußgeld, wird wohl kaum ein Landwirt seine Tiere freiwillig auslösen. Es wird also nötig sein, diese Kosten zwangsweise einzutreiben, was aber nur funktionieren kann, wenn die Tiere tatsächlich markiert sind. Letztlich könnte die Maßnahme dazu führen, dass die Landwirte ihre Tiere tendenziell seltener markieren. Vielleicht könnte eine gesetzliche Markierungs- und Versicherungspflicht, deren Einhaltung dann aber auch regelmäßig von den Behörden kontrolliert werden müsste, helfen, das Umherstreunen von Ziegen einzudämmen.

Die Tiere nach der gesetzlichen Abholfrist zu töten, dürfte wohl nicht nur Tierschützer stören. Wäre es dann nicht sinnvoller, die Tiere zu markieren und einmal im Monat eine Viehauktion durchzuführen? So könnte man zumindest einen Teil der Kosten für die Landschaftspflege wieder einspielen.

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6 Kommentare

  1. Wir fliegen seit nunmehr 20 Jahren nach Fuerteventura. Das ursprüngliche der Insel war etwas wunderbares. Die wild laufenden Cabritos sind eine Besonderheit und beschädigen in keinster Weise die Umwelt auf dieser kargen Insel. Was mir übel aufstößt ist der rücksichtslose Verkauf von Plastik. Es wird keine Steuer auf Plastik erhoben usw. Es kommt im mir maßlose Wut gegen die Politiker und die Tourismusbranche auf. Es ist ein Geldmaschinerie ohne Rücksicht auf Natur, Umwelt und Lebewesen.

  2. Yvonne Dreher, gut gesagt! Warum wird der Tourismus nicht behutsam ausgebaut – tatsächlich sind viele der Bausünden nicht mehr rückgängig zu machen (Riu-Hotels in den Dünen, nur als Beispiel). Ich sehe auch nur mehr Beton und Ausbau und das letzte bisschen Landestypische geht verloren – Hotels werden auf modern getrimmt und ausgebaut, Strassen, Beton, Beton, Beton…das ist natürlich alles gar nicht schlimm. Bringt der Insel ja Geld. Irgendwann hat man Las Vegas hier auf der Insel…endemische Pflanzen…naja…

  3. Leider ist Fuerteventura heute alles andere als „ursprünglich“: noch vor ein paar hundert Jahren gab es auf der Insel ausgedehnte Wälder, grüne Ebenen und es wurde reichlich Getreide angebaut. Es ist heute schwer zu glauben, aber es war tatsächlich so! Den normannischen Eroberern bot sich also im 16. Jahrhundert noch ein ganz anderes Bild.
    Natürlich sind nicht die Ziegen schuld, sondern der Mensch, der seine Nutztiere mit auf die Insel brachte. Kaninchen, Ziegen, Schafe, Esel und Dromedare sind schließlich nicht von allein hier hergekommen und gehören definitiv nicht zur ursprünglichen Fauna der Insel. Chronisten berichten z.B. von einer regelrechten Eselplage im 17./18. Jahrhundert, als diese zu tausenden über Fuerteventura streunten. Es ist also eine historisch belegte Tatsache, dass die (verwilderten) Nutztiere die Flora Fuerteventuras erheblich verändert haben, und damit auch die Lebensräume für einheimische Tierarten stark geschädigt haben.
    Noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurde auf Fuerteventura im großen Stil Kalk hergestellt. Die Öfen brannten solange, bis fast alle Bäume gerodet waren.
    Aber es gibt noch Reste der ehemaligen Vegetation, vor allem in den wenigen Gebieten, die selbst für Ziegen schwer erreichbar sind. Auch wenn die vielen „vertrockneten Büsche“ eher tot als lebendig aussehen, handelt es sich dabei um extrem seltene und vor allem hochspezialisierte Pflanzen, die teilweise endemisch sind, also nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen. Ein Kennzeichen ist vor allem ihr extrem langsames Wachstum. Einmal mit dem Geländewagen drüber oder einmal von Ziegen angekaut, ist ein jahrzehntelanger Kampf gegen die widrigen Klimabedingungen verloren. Wer also behauptet, man müsse die freilaufenden Ziegen schützen, gibt letztlich alle anderen einheimischen, ursprünglichen Lebewesen (Tiere und Pflanzen) einem vielleicht langsamen, aber auch sicheren Tod preis.

  4. Ich kann mich den vorherigen Kommentaren nur anschließen. Die Ziege ist ja gewissermaßen ein Wahrzeichen Fuertes, und ich finde an dieser Insel u.a. die Ursprünglichkeit und Wildheit wunderbar. Völlig unempathisch, eine Menge Geld für das Einfangen auszugeben und den Großteil der Tiere zu töten.

  5. Die Touristen laufen auch frei rum und hinterlassen ihren Müll, die Baufirmen ziehen neue Hotels hoch und zerstören die Landschaft, neue Strassen überall….aber die Ziegen richten NÄTÜRLICH wieder den GRÖSSTEN Schaden an ….Ihr merkt doch NIX mehr …VOLLIDIOTEN

  6. Also für mich gehören die Ziegen schon länger zur Insel wie die Touris, was für Schäden kann man als Ziege schon in Fuerte anrichten. Das bischen grün kam doch erst die letzten Jahre. Wäre traurig wenn man beim Radfahren gar keine Tiere mehr sehen könnte.

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