Fuerteventura: Warum Fisch nicht immer frisch auf den Tisch kommt

Medregal

Ein kleines Restaurant direkt am Meer, frischer Fuerteventura-Fisch auf dem Teller und dazu ein Glas Wein. Das ist für viele Urlauber auf Fuerteventura das Idealbild für den Ausklang eines gelungenen Tages. Doch ist der Fisch auch wirklich frisch, so wie es auf der Speisekarte angegeben ist? Hat er wirklich noch vor ein paar Stunden im Meer gezappelt? Oder kommt er etwa doch aus der Kühltruhe?

Wer sich auf einen Spaziergang durch die Häfen Fuerteventuras macht, kann des Öfteren beobachten, wie die Fischer ihren Fang anlanden. Also besteht kein Zweifel: frischer als auf Fuerteventura wird man anderswo kaum so leckeren und preisgünstigen Fisch bekommen.

Doch letztlich kommt es darauf an, welchen Fisch man im Restaurant bestellt. Die allseits beliebte Seezunge (Solea solea, Spanisch: „lenguado“) stammt gewöhnlich nicht aus kanarischen Gewässern und kommt daher in der Regel aus der Tiefkühltruhe.

Aber auch andere, für die kanarischen Inseln typische Speisefische, die vor Fuerteventura gefangen werden, müssen den Umweg über die Tiefkühlung nehmen. Grund ist das Protokoll der Kanarischen Fischereibehörde zur Kontrolle des Ciguatoxins. Dieses extrem starke Nervengift ist das Stoffwechselprodukt eines Dinoflagellaten, eines Einzellers, der ganz am Anfang der marinen Nahrungskette steht.

Toxin reichert sich in der marinen Nahrungskette an und wird gefährlicher

Das Toxin reichert sich in der Nahrungskette an und gelangt so in die kleineren Fische, die wiederum die Beute großer Raubfische darstellen. Diese stehen am Ende der Nahrungskette und können so viel Ciguatoxin anreichern, dass es für den Menschen lebensgefährlich werden kann. Bei der Verstoffwechselung im Fischorganismus wird das ursprüngliche Stoffwechselprodukt der Dinoflagellaten chemisch verändert. Dadurch steigt die Toxizität weiter an. Die großen Raubfische nehmen mit zunehmendem Alter also nicht nur immer mehr, sondern auch noch viel gefährlichere Toxine auf.

Die Aufnahme von Ciguatoxin-belastetem Speisefisch verursacht beim Menschen die sogenannte „Ciguatera“. Diese Lebensmittelvergiftung wirkt auf die Natriumkanäle des Nervensystems und verursacht Erbrechen, Taubheit in den Extremitäten und Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Jucken oder eine gestörte warm-kalt-Wahrnehmung. Die Symptome können Tage, Wochen oder sogar Jahre anhalten. Die Sterblichkeit liegt bei etwa einem Todesfall auf 1.000 Betroffenen.

Die Krankheit ist in Europa äußerst selten und wird meist durch aus Hochrisikogebieten importierten Fisch verursacht. Doch der Einzeller kommt auch bei den Kanaren, bei Madeira, den Azoren, im mittleren Ostatlantik und im östlichen Mittelmeer vor.

Auf den Kanaren gab es von 2008 bis 2014 insgesamt 11 Fälle von Ciguatera, die durch einheimische Fische verursacht wurden.

Das Protokoll zur Kontrolle des Ciguatoxins der Kanarischen Fischereibehörde betrifft folgende Arten ab dem jeweils angegeben Gewicht:

  • Medregal „Seriola spp.“ (Große Bernsteinmakrele, ab 13kg)
  • Peto „Acanthocybium solandri“ (Wahoo, ab 35kg)
  • Pejerrey „Pomatomus saltatrix“ (Blaubarsch, ab 9kg)
  • Abade „Mycteroperca fusca“ (Zackenbarsch, ab 7kg)
  • Mero „Epinephelus spp.“ (Zackenbarsch, ab 12kg)
  • Picudo „Makaira nigricans“ (Blauer Marlin, ab 320kg)
  • Pez espada „Xiphias gladius“ (Schwertfisch, ab 320kg)

Diese Fische sind auf den Speisekarten der Restaurants auf Fuerteventura häufig anzutreffen. Allerdings dürfen Exemplare dieser Fischarten, die das angegebene Gewicht überschreiten, nicht ohne eine vorherige Laboruntersuchung verkauft werden. Das erklärt, warum diese Fischarten dann nur als Tiefkühlware auf den Teller kommen können.

Kein Verkauf ohne vorherige Laboruntersuchung

Die betroffenen Fische werden in der Fischereigenossenschaft („cofradía“) bzw. Erstverkaufsstelle in Plastikfolie verpackt, mit einer Identifizierung versehen und gekühlt bzw. eingefroren. Es wird eine Probe von 300 Gramm am Rücken entnommen, geteilt, etikettiert, verpackt und ebenfalls eingefroren. Die Verkaufsstelle muss dann die Fischereibehörde informieren, die die Probe abholen und in ein Labor liefern lässt.

Sollte die Probe positiv ausfallen, also Ciguatoxin gefunden werden, muss der Fisch von einem autorisierten Unternehmen zerstört werden.

Wenn die Probe keine Toxine aufweist, darf der Fisch in den Verkauf gehen. Allerdings dürfen die Innereien nicht verwertet werden und die Ware muss auch beim Weiterverkauf identifizierbar, sprich etikettiert, sein.

Das erklärt auch, warum man Fisch nicht aus dubiosen Quellen kaufen oder ohne entsprechendes Fachwissen als Fang beim Sportangeln verzehren sollte.

Beachtet man diese einfache Regel, kann man auf Fuerteventura frischen Fisch bedenkenlos genießen!

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