Ein Denkmal nach 16 Jahren Amtszeit? Bürgermeister von Pájara präsentiert Kongresspalast auf FITUR

Kongresspalast-Morro-Jable

Die Idee für einen Kongresspalast in Morro Jable existiert schon seit 2008, als die Gemeinde Pájara zu einem Ideenwettbewerb aufgerufen hatte. Diesen gewann der Architekt Fernando Menis aus Gran Canaria im Juni 2008. In diesem Moment wusste noch niemand, dass wenige Monate später mit der Pleite von Lehmann Brothers die größte Weltwirtschaftskrise der Nachkriegszeit auch über Fuerteventura hereinbrechen würde.

Im September 2009 unterschrieb der Bürgermeister von Pájara, Rafael Perdomo (PSOE), den Vertrag für die Ausarbeitung des Projekts mit dem preisgekrönten Architekten für 450.000€.

Seitdem hat sich auf dem 28.600m² großen Grundstücks nichts getan. Die Gemeinde Pájara, einst die reichste Spaniens, wurde von der Realität der Wirtschaftskrise eingeholt. Für ein solches Prestigeprojekt war schlicht kein Geld da.

Nach inzwischen 10 Jahren scheint es der Gemeinde, zumindest aus der Sicht des seit 16 Jahren amtierenden Bürgermeisters, wieder deutlich besser zu gehen. Auf der FITUR, einer der bedeutendsten Tourismusmessen der Welt, holte Rafael Perdomo die alten Pläne aus der Tasche und gibt bekannt: In der nächsten Legislaturperiode wird der Kongresspalast realisiert! Die Baukosten von 6 Millionen Euro sollen von der Gemeinde Pájara, dem Cabildo von Fuerteventura und der Kanarischen Regierung gemeinsam finanziert werden. Wie später die Einrichtung und Ausstattung, für die schätzungsweise auch noch einmal rund 3 bis 4 Mio. Euro fällig werden, finanziert werden, steht noch in den Sternen.

Das Gebäude soll neben einem Konzertsaal mit 600 Sitzplätzen auch Dependancen der Fernuniversität UNED, eine Musik- und Sprachenschule und eine Bibliothek beherbergen.

Die Spitzenpolitiker der Gemeinde Pájara und des Cabildo, darunter auch Präsident Marcial Morales (CC) und Blas Acosta (PSOE) loben das zukünftige Gebäude als „bedeutenden Impuls für das kulturelle und touristische Angebot im Süden Fuerteventuras. Außerdem sehen sie es als Beweis dafür, dass man auf Exzellenz als Zeichen der Identität setze.“

Blas Acosta und Fares Sosa betonten auf der FITUR gleich noch die Bedeutung des zukünftigen Gebäudes für den Kongresstourismus auf Fuerteventura. Schließlich gebe es im Süden ja viele tolle Hotels, in denen die Kongressteilnemer unterkommen könnten.

Planung ohne Bedarfsanalyse

Schon der Kongresspalastes in Puerto del Rosario, der 2015 nach langer Verzögerung fertiggestellt wurde, wurde als Motor für den Kongresstourismus auf Fuerteventura angepriesen. Doch in der Realität gibt es diesen Kongresstourismus auf Fuerteventura bis heute nicht. In 2017 wurden auf Fuerteventura insgesamt vier Kongresse, eine Konferenz und zwei Tagungen mit insgesamt 1.140 Teilnehmern abgehalten. Nur 60% davon, also 700 Teilnehmer wurden im Kongresspalast in Puerto del Rosario empfangen. Die restlichen Veranstaltungen fanden in anderen Veranstaltungsräumen wie z.B. in Konferenzräumen von Hotels statt. Keine Veranstaltung hatte mehr als 250 Teilnehmer.

Eine Stunde Anfahrt zu Kulturveranstaltungen zumutbar

Mit dem Kongresspalast in Puerto del Rosario verfügt Fuerteventura über einen Veranstaltungsort, der problemlos große Kongresse und Konzerte aufnehmen kann. Selbst von Morro Jable aus dauert die Anfahrt nur wenig mehr als eine Stunde und wenn eines Tages die Autobahn fertig ist, wird die Anfahrt noch einfacher. Wenn jemandem diese „Anreise“ in die Inselhauptstadt zu einer Veranstaltung zu weit ist, wird das Kulturinteresse nicht allzu groß sein. Um die Anfahrt einfach, bequem und sicher zu machen, könnte die Gemeinde Sonderbusse chartern und die Kulturinteressierten zum Selbstkostenpreis in die Hauptstadt fahren.

Die Dependance der Fernuniversität, sowie eine Musikschule und eine Sprachenschule ließen sich sicher in Gebäuden unterbringen, die nur ein Bruchteil der insgesamt rund 10 Mio. Euro kosten. Man könnte sogar noch einen Schritt weitergehen und fordern, dass dafür möglichst bereits bestehende Räumlichkeiten genutzt werden. Im Busbahnhof in Morro Jable gibt es einen Mehrzwecksaal mit einer Kapazität von 354 Personen, der außer zu seiner Einweihung bisher nur wenige Male genutzt wurde.
Das Fremdenverkehrsamt betreibt im Cosmo Shopping Center in Jandia ein Infobüro. Was spräche dagegen, dort auch für die Fernuni und für die Sprachen- und Musikschule Räumlichkeiten zu mieten oder zu kaufen? Genug Leerstand gibt es dort seit Jahren.

Ein Kongresspalast in Morro Jable dürfte also völlig überflüssig sein. Alle vorgesehenen Funktionen könnten durch intelligente Nutzung von bereits bestehenden Einrichtungen zu einem Bruchteil der Kosten übernommen werden.

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4 Kommentare

  1. Es ist mal wieder typisch für Fuerteventura
    Hier werden EU-Gelder sinnlos verschleudert. Solche Gebäude, wie in Morro angestrebt, braucht hier niemand. Ausser Egomanen. Auf der Insel existieren schon genügend „Lost Places“, die die Schönheit Fuerteventuras verschandeln.
    Anstatt den sanften Tourismus zu fördern, werden nur Prestigeobjekte einiger Politiker begonnen. Ohne den Bedarf für Einwohner und Touristen zu ermitteln. Schade:

  2. Kongresspalast…ja natürlich….???? vernünftige Straßenbeleuchtung in CC, es ist dunkel und unheimlich, überall sind die Bürgersteige bzw. Abdeckungen defekt…löchrig …gefährlich….für Touristen und Bewohner…dafür ist kein Geld da…aber na ja schon die Fürsten bauten Paläste das Volk war egal die zahlten Steuern für unnötiges……

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