Deutsche Ärzte initiieren private Corona Studie auf Fuerteventura

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Die Gemeinschaftspraxis Dr. Karola Simoni / Dr. Norbert Kuner hat beschlossen, eine Studie zu bereits durchgemachten Coronainfektionen auf Fuerteventura durchzuführen. Gegenstand der Studie ist die Feststellung der Immunitätslage der Einwohner Fuerteventuras gegen SARS-CoV-2.

Die Ärzte Dr. Karola Simoni und Dr. Norbert Kuner, die die Praxis gemeinsam betreiben, arbeiten bereits seit vielen Jahre an der Costa Calma und haben sich nicht nur bei deutschen Touristen und Residenten einen Namen gemacht.

In der aktuellen Corona Lage sind besonders Mediziner gefragt. Viele Patienten haben Fragen und sind verunsichert. Dr. Simoni und Dr. Kuner haben schon immer großes soziales Engagement gezeigt.

Der Schritt zur Bildung einer Arbeitsgruppe unter dem Namen „Corona auf Fuerteventura“ war damit nicht mehr weit. Zu dieser Arbeitsgruppe gehören die beide Ärzte, Krankenschwester Kathrin Börjes, Pfleger Marek Cuninka sowie die Gesundheitsökonomin Marietta Sewald. Sie versuchen, in der aktuellen Situation Ansprechpartner für ihre Patienten auf Fuerteventura zu sein und ihnen bestmöglich informiert zur Seite zu stehen. Die Patienten waren es auch, die den Anstoß zur Bildung der Arbeitsgemeinschaft gaben.

Patienten fragen nach Immunstatus

Patienten hatten von den neuen Antikörpertests gelesen und erfragten in der Praxis, ob es eine Möglichkeit gibt, diesen Test auch auf Fuerteventura durchzuführen.

Das Praxisteam begann darauf hin mit Recherchen und fragte im Labor nach, mit dem man hier auf Fuerteventura zusammenarbeitet. Dieses Labor stellte den Kontakt zu einem Referenzlabor in Barcelona her, in dem die Antikörper-Test durchgeführt werden können.

Natürlich ist die Frage nach dem Preis für einen solchen Test insbesondere zu Corona-Zeiten ein wichtiger Punkt. Letztlich kristallisierte sich ein Preis von 67,50€ pro Probe heraus.

In diesem Preis ist ein kleiner Materialaufschlag enthalten. Verdienen wird die Praxis an diesem Test also kaum etwas. „Das ist aber auch nicht dass, worum es uns geht“, sagte Dr. Simoni uns.

Nachdem das Interesse an der Möglichkeit zum Test des Immunstatus bezüglich SARS CoV-2- wie der Virus richtig heißt immer größer wurde, beschloss das Ärzteteam, dieses Interesse auch zu nutzen, um eine private Studie aufzulegen. Die Begeisterung im eigenen Team war so groß, dass sich alle zusammensetzten, eine Fragestellung entwarfen und dann einen entsprechenden Fragebogen. Mareks Frau Marietta war auch schnell in die Arbeitsgemeinschaft integriert. Durch ihr Studium der Gesundheitsökonomie in Österreich war sie für die vier Praxismitarbeiter die perfekte Ergänzung.

Neue Studien aus aller Welt

Wie Dr. Karola Simoni im Gespräch mit der Fuerteventura Zeitung erläuterte, haben sie (Dr. Simoni und Dr. Kunert) „ständig aktuelle Studien aus aller Welt gelesen, die Dank internationaler Vernetzung zugänglich sind. Außerdem sind wir in mehreren Arbeitsgruppen mit über 300 Ärzten weltweit vernetzt. Wer eine interessante Studie findet, leitet diese an seine Kollegen weiter. Das hat uns inspiriert und wir dachten, wir könnten was kleines eigenes basteln, um auch mal ein paar Zahlen für Fuerteventura zu bekommen.“

Fuerteventura ist als Urlaubsinsel einerseits fast nicht betroffen, hat aber auf der anderen Seite sehr viel Publikumsverkehr und einen hohen Touristendurchsatz. Die Frage die sich die Arbeitsgruppe nun stellt ist, ob die niedrige Zahl daran liegt, dass wir hier auf Fuerteventura einfach Glück hatten oder ob es eine stille Durchseuchung gab, ohne dass es die Bewohner wirklich bemerkt haben, sei es wegen des guten Klimas oder der Bevölkerungsstruktur. Dieser Frage versucht die Arbeitsgruppe nun näher zu kommen, mit eigenen erhobenen Daten und Zahlen.

Voraussetzungen um an der Studie auf Fuerteventura teilzunehmen

Erste und oberste Voraussetzung für die Teilnahme ist es, bei Probennahme gesund zu sein. Das heißt in diesem Fall, dass die Teilnehmer keinerlei Erkältungssymptome aufweisen dürfen.

Damit will man -soweit möglich- ausschließen, das der Teilnehmer keine aktive Sars CoV 2 Infektion aufweist.

Der Test auf eine aktive Sars CoV22 Infektion wird über die Praxis nicht angeboten.

Wer glaubt, aktuell infiziert zu sein, muss sich auf Fuerteventura an die öffentlichen Institutionen wenden (Telefon 112 oder besser die 900 112 061).

Was genau wird getestet?

Beim angewendeten Testverfahren handelte es sich nicht um einen Schnelltest, sondern um den aufwändigeren aber genaueren PCR-Test mit ELISA. ELISA (englisch: Enzyme linked Immunosorbert Assay) ist ein immunologisches Nachweisverfahren. Dabei wird auf bestimmte Antikörper getestet. Für SARS CoV-2 gibt es mindestens drei nachweisbare Antikörper:IgA, IgM und IgG.

Macht ein Mensch eine Infektion mit Viren oder Bakterien durch, aktiviert der Körper die Immunantwort. Es werden Antikörper, die sogenannten Immunglobuline, abgekürzt Ig gebildet. Der Körper bildet mehrere unterschiedliche Antikörper, je nachdem, wo die Infektion angreift und wie lange der Körper bereits mit der Immunabwehr zu tun hat. Die unterschiedlichen Immunglobuline werden mit zusätzlichen Buchstaben z.B. IgA unterschieden.

Bei der Studie der Praxis Dr. Simoni werden nur die IgG Antikörper gegen SARS CoV-2 getestet. Diese Antikörper werden erst relativ spät , ca 3 Wochen nach einer Infektion gebildet. Andere Antikörper (z.B. IgA) kann man schon früher nachweisen. Diese sind aber nur zu bestimmten Zeiten während der Immunantwort gut nachweisbar. Die IgG hingegen bleiben lange erhalten.

Wer sich jetzt fragt, warum nicht auf alle drei Antikörper getestet wird, dem kann eine einfache Antwort gegeben werden. Ein Test auf alle drei Antikörper würde ca. 180€ kosten…

Natürlich schränkt das auch die Validität der Studie ein, da eine mögliche Infektion, die erst vor 2 Wochen beim Teilnehmer stattgefunden haben könnte nicht erfasst wird. Aber bei einer privaten Studie, die nicht über unbegrenzte Mittel verfügt, muss man nun mal auch Abstiche machen.

Der angewendete Test ist im Referenzlabor von Katalonien offiziell und Spanien-weit zugelassen. Der Test weist ein hohe Selektivität und Sensibilität auf.

Dunkelziffer der Corona-Fälle auf Fuerteventura soll ermittelt werden

Ziel der Studie ist es, einen Einblick in die Dunkelziffer der auf Fuerteventura existierenden Infektionen mit SARS CoV-2 zu geben. Können die Antikörper nachgewiesen werden, bedeutet das, dass die getestete Person eine Infektion bereits durchgemacht hat. Im Idealfall hat sie davon gar nichts bemerkt oder wies nur leichte Symptome auf.

„Es geht darum, eine Idee zu bekommen, wie wir hier stehen. Sind wir hier doch durch die Touristen, vielleicht schon im Februar / März unterschwellig ein bisschen durchseucht worden, oder sind wir einfach jungfräulich. Wahrscheinlicher ist letzteres Szenario. Dafür würde sprechen, dass wir überhaupt keine Todeszahlen auf Fuerteventura haben. Wir testen ins Blaue hinein und schauen mal, was rauskommt.“

Wir freuen uns natürlich über jeden, der den Test macht, weil wir damit eine höhere Zahl haben. Dennoch ist natürlich klar, dass diese Studie höchstwahrscheinlich nicht repräsentativ sein kann und auch nicht in einem medizinischen Referenzblatt Erwähnung finden kann“, erklärt Dr. Simoni.

Weitere Ärzte schließen sich der Studie an

Die Studie des Teams Simoni / Kuner fand auch bei Kollegen Anklang. So kann man sich z.B. auch bei Dr. Mager auf Lanzarote testen lassen und an der Studie teilnehmen.

Auch auf Fuerteventura nehmen andere Mediziner teil. So hat zum Beispiel das CEM angekündigt, ebenfalls an der Studie teilzunehmen.

Die Teilnehmer erhalten einen anonymisierten Fragebogen, der in deutscher Sprache bereits existiert. Dieser wird nun auch ins Spanische übersetzt.

Wie genau läuft der Test ab?

Für den Antikörper-Test werden dem Patienten ca. 5 ml Blut abgenommen. Dieses wird dann zentrifugiert und 1ml Blutserum werden eingefroren und per Kühltransport zum Labor nach Barcelona geschickt.

Zur Blutabnahme können Patienten von Montag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 11 Uhr ohne Termin in die Praxis kommen.

Wann kann man mit ersten Ergebnissen rechnen?

Der einzelne Patient selbst kann mit seinem Test-Ergebnis innerhalb von etwa einer Woche rechnen. Das hängt allerdings sehr vom Transportweg und dem Labor in Barcelona ab. Bis die ersten Ergebnisse für die Studie vorliegen, wird es aber noch dauern, da ja idealerweise so viele Tests wie möglich in die Studie eingehen sollen.

Solche Studien würden auch dabei helfen, die „Herdenimmunität“ zu ermitteln und somit auch dazu beitragen, sinnvolle Wiederöffnungsszenarien zu erarbeiten.

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14 Kommentare

  1. hallo, frau dr. simonis, vieleicht noch erinnerung, dr. peter raab, würzburg?? guntram fehrenbach. tegernsee. lese ihre corona aktivitäten, würde gerne dafür spenden, bräuchte die IBAN. waren jetzt über 10 jahre im maryvent oder costa calma palace. heuer wid es whrscheinlich leider nichts. wünsche ihnen noch schöne festtage und wieder bessere zeiten herzlichst, guntram fehrenbach, tegernsee

  2. Eine sehr gute Idee, diese hätte schon längst von der Regierung und von Gesundheitswesen befürwortet werden müssen. Die Kosten wären geringer gewesen wenn die Kassen und der Staat diese getragen hätte, als der Wirtschaftliche schaden der bis jetzt entstandenen ist.

  3. Super Idee. Würde ich auch gerne durchführen lassen. Super, daß Ihr diese Studie macht. Könnte mir Norbert ggf auch am Dienstag hier in Corralejo das Blut für den Test abnehmen? Ganz viel Erfolg wünsche ich Euch und herzliche Grüße Martina Hübner

  4. Finde das Engagement der Ärzte absolut grossartig!!!A B E R….soweit ich informiert bin,gibt es keinerlei Beweise für Immunität gegen diesen Virus.Desweiteren ist Heute bekannt geworden,dass Chinesische Wissenschaftler eine Mutation des Virus festgestellt haben.Demnach gibt es jetzt 33 verschiedene Arten von SARS-Co-V2.
    Wird wohl den Wissenschaftlern,die nach einem Impfstoff suchen,einiges Kopfzerbrechen bereiten.Ich habe meine Infos von der BBC und Sky news.

  5. Diese Studie wird von einem sehr kompetenten Ärzteteam und toller Praxis in Costa Calma mit langjähriger Erfahrung am Patienten initiiert. Deshalb habe ich spontan teilgenommen und das bisschen Blut gern mit perfekter Betreuung zur Verfügung gesellt. Mit einem Tipp für die Kaffeekasse des Praxisteam ist der Kostenfaktor sehr erträglich!
    Jetzt bin ich registrierter Teilnehmer dieser Studie und das macht mich ein bisschen Stolz.
    Werdet Teilnehmer dieser Studie und helft mit, Fuerteventura und mehr wieder attraktiv werden zu lassen.

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