Kanarische Regierung räumt Reputationskrise im Tourismus ein und ruft zu neuem Modell auf

Strand-Maspalomas

Die kanarische Tourismus- und Arbeits“ministerin“ („consejera“) Jessica de León hat am 15. Mai 2025 in einer Sitzung des Regionalparlaments eine „Reputationskrise“ der Kanarischen Inseln als Urlaubsziel eingeräumt. Sie forderte daher eine Neuausrichtung des Tourismusmodells mit klaren „Grenzen und Qualität“, um zu vermeiden, dass die Inseln „am eigenen Erfolg ersticken“.

In ihrer Antwort auf Fragen der Oppositionsparteien Vox und PSOE erklärte de León, dass der Tourismus den Kanaren „große Chancen für wirtschaftliche Entwicklung“ geboten habe. Gleichzeitig stünden die Inseln jedoch vor neuen Herausforderungen, darunter die zunehmenden Schwierigkeiten der Unternehmer, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, sowie der rückläufige Trend bei den Einschreibungen in Berufsausbildungen im Tourismussektor, mit Ausnahme der Ausbildungseinrichtungen Hecansa.

Die Ministerin zeigte sich verständnisvoll gegenüber den für Sonntag geplanten Demonstrationen der Plattform „Canarias tiene un Límite“ („Die Kanaren haben ein Limit“) und räumte ein, dass viele der dort geäußerten Forderungen,etwa in Bezug auf die Wohnungsnot, Probleme im Wassermanagement oder beim öffentlichen Verkehr, berechtigt seien. „Die Kanaren werden entweder nachhaltig sein, oder sie werden nicht sein“, sagte de León und betonte, dass diese Haltung von allen Verwaltungsebenen mitgetragen werden müsse.

Gleichzeitig warnte sie davor, Touristen und Unternehmer zu „dämonisieren“. Die Regionalregierung arbeite an einer umfassenden Planung für die Zukunft des Tourismus: Bereits 51 Maßnahmen seien beschlossen worden, weitere Gesetzesinitiativen zur Neuordnung des Sektors seien in Vorbereitung. Die Entwicklung des Tourismussektors werde kontinuierlich beobachtet. Zwar gebe es temporäre Spitzenbelastungen, die das Reiseziel beeinträchtigen, doch würden sich diese in der Regel wieder normalisieren. Die Zufriedenheitswerte der Urlauber seien durchweg hoch.

De León rief die Oppositionsparteien dazu auf, sich aktiv an den Arbeitsgruppen zur Reform des Tourismusgesetzes zu beteiligen. Es sei an der Zeit, dass auch sie ihr eigenes Modell vorstellen, selbst wenn dies angesichts der bevorstehenden Proteste „politisch unkorrekt“ erscheinen möge.

Die Ministerin stellte jedoch klar, dass die Lösungen für die Herausforderungen des Sektors „nicht einfach“ seien. Steuerliche Maßnahmen wie Tourismusabgaben oder gar Moratorien reichten allein nicht aus. Der gesamte touristische Ansatz müsse überdacht werden. Künftig müsse nicht mehr nur der Gast im Mittelpunkt stehen, sondern ebenso der Bewohner der Inseln.

Gleichzeitig warnte sie davor, dass unvorhersehbare Ereignisse jederzeit den Zustrom von Touristen beeinträchtigen könnten. Dies sei ein weiterer Unsicherheitsfaktor für eine so stark von Tourismus abhängige Region.

In der Debatte meldeten sich auch Vertreter von Vox und PSOE zu Wort. Paula Jover (Vox) betonte, dass ihre Partei zwar das Recht auf Protest anerkenne, aber die Forderungen der Demonstranten nicht teile. Sie sprach sich gegen eine pauschale Schuldzuweisung gegenüber der Wirtschaft aus und kritisierte, dass man sich inzwischen fast „beschämt“ über neue Tourismusrekorde freue.

Die Demonstrationen seien Ausdruck eines allgemeinen Frusts über „die vielen Krisen und schlechten Indikatoren“ der kanarischen Wirtschaft. Besonders alarmierend sei der Rückgang bei den Ausbildungszahlen im Tourismussektor, gerade weil dieser das Rückgrat der Inselwirtschaft bilde. Auch warnte Jover davor, dass britische Touristen künftig alternative Reiseziele wie Madeira, Kap Verde oder Marokko bevorzugen könnten.

Zudem kritisierte sie, dass die 51 Maßnahmen der Regierung nicht ausgereicht hätten, um die Demonstranten zufriedenzustellen. „Keine Partei hatte Steuererhöhungen im Wahlprogramm, und nun fordern alle, außer Vox, eine stärkere Besteuerung des Tourismus“, sagte sie. „Man kann nicht nur auf Proteste reagieren, es braucht langfristige Planung.“

Marcos Bergaz (PSOE) dankte den Beschäftigten und Unternehmern des Sektors für ihren Einsatz und unterstrich, dass der Tourismus weiterhin große Chancen biete. Doch gleichzeitig nehme die soziale Unzufriedenheit zu, ein Umstand, der sich bei den Demonstrationen am Sonntag deutlich zeigen werde. „Die Kanaren müssen eine Grenze haben, wir können nicht unendlich weiter wachsen“, so Bergaz.

Er rief die Ministerin dazu auf, sich von der PSOE helfen zu lassen. Seine Partei habe unter anderem Hotelbetten auf Lanzarote „zurückgestuft“ und ein Moratorium für Ferienwohnungen gefordert. „Unser Beitrag ist unbestreitbar“, betonte er.

Die Diskussion um die Zukunft des Tourismus auf den Kanaren wird also intensiver und findet nicht nur in den Parlamentssälen statt. Die Proteste am Sonntag, 18. Mai 2025, könnten ein Signal sein, das in der Politik gehört wird.

Bestimme den Lohn für unsere Arbeit!

Wenn Du unsere Inhalte nützlich, unterhaltsam oder informativ findest, kannst Du den Lohn für unsere Arbeit selbst bestimmen. Das geht ganz einfach über diesen Link:

33d84a80f58f48a0bb60d3e84ba94962
https://www.fuerteventurazeitung.de/du-bestimmst-den-lohn-fuer-unsere-arbeit/ banner 300x250 Bestimme den Lohn

Weitere Beiträge im Bereich Fuerteventura Nachrichten