
Die Entdeckung der Reblaus (Daktulosphaira vitifoliae) auf Teneriffa lässt auch bei den Winzern auf Fuerteventura und den übrigen kanarischen Inseln die Alarmglocken läuten. Bisher galten die Kanaren aufgrund von sehr strengen Einfuhrbestimmungen als frei von der Reblaus. Gerade weil der Weinbau auf Fuerteventura noch in den Kinderschuhen steckt, wäre eine Ausbreitung der Reblaus für die hiesigen Weinbauern eine Katastrophe.
Nach der Entdeckung auf Teneriffa arbeiten die kanarische Regierung und die Inselregierung (Cabildo) von Teneriffa eng zusammen, um eine Ausbreitung der Reblaus auf Teneriffa oder gar auf andere Inseln zu verhindern.
Der Reblausbefall wurde Ende Juli 2025 in einem Weinspalier eines privaten Gartens sowie auf teilweise verwilderten Nachbarflächen im Gebiet Valle de Guerra, Gemeinde La Laguna im Norden von Teneriffa entdeckt.
Zur Beseitigung des Schädlings wurden umgehend Pflanzenschutzmaßnahmen eingeleitet. Dazu gehörten das Entfernen der befallenen Rebstöcke mitsamt Wurzeln und deren Vernichtung nach einer Behandlung mit Pestiziden. Parallel dazu wurde eine Sicherheitszone um den Fundort eingerichtet. Dort werden sämtliche Weinpflanzungen, sowohl kommerzielle als auch private, untersucht. Je nach Befund sollen weitere Maßnahmen zur vollständigen Tilgung der Plage folgen.
So ist u.a. ein Verbot des Transports von Pflanzen innerhalb der Kanarischen Inseln in Vorbereitung.
Bisherige Ergebnisse der Untersuchungen
Bei der Suche nach weiteren befallenen Pflanzen, die bereits 14 Tage andauert, wurden bisher 391 Fincas (ländliche Grundstücke) untersucht. Dabei wurden bisher lediglich 18 befallene Pflanzen entdeckt. Auch an den weiteren Fundstellen wurden entsprechende Maßnahmen zur Vernichtung der befallenen Pflanzen durchgeführt.
Wann und wie genau die Reblaus nach Teneriffa gekommen ist, wird wohl nicht mehr vollständig aufgeklärt werden können. Experten gehen davon aus, dass die Einschleppung vor rund 3 Jahren erfolgte. Dies lässt sich an den Veränderungen der Blätter der befallenen Weinpflanzen ablesen.
Vermutlich kam der Schädling mit illegal eingeführten Weinstöcken nach Teneriffa.
Info-Veranstaltungen für Winzer
Zusätzlich finden Informationsveranstaltungen für den Weinsektor auf Teneriffa statt. Ziel ist es, den Produzenten zu erklären, wie sie den Parasiten erkennen können, um im Falle eines Befalls sofort Gegenmaßnahmen einzuleiten. Diese Treffen sollen auch auf andere Inseln ausgeweitet werden. Landwirte, die Symptome an ihren Rebstöcken feststellen, werden aufgefordert, dies unverzüglich den Landwirtschaftsberatungsstellen (Agencias de Extensión Agraria) des Cabildo de Tenerife oder der Landwirtschaftsbehörde des Gobierno de Canarias zu melden. Ein gemeinsam erarbeitetes technisches Merkblatt mit Erkennungsmerkmalen steht auf den Webseiten beider Institutionen zur Verfügung.
Für den 20. August 2025 ist in der Zentrale der kanarischen Landwirtschaftsbehörde ein Treffen zwischen beiden Verwaltungen, Berufsverbänden, den Kontrollräten der geschützten Ursprungsbezeichnungen für Weine von Teneriffa und Vertretern lokaler Weinkellereien vorgesehen, um den Stand der Bekämpfungsmaßnahmen zu bewerten.
Behörden betonen, dass die Qualität und Einzigartigkeit der auf den Kanaren produzierten Weine durch diesen Vorfall nicht beeinträchtigt wird. Seit Jahren arbeiten die kanarische Regierung und die Inselregierung von Teneriffa an der Erhaltung und Sanierung einheimischer Rebsorten.
Die Reblaus, ein gefürchteter Weinschädling aus Amerika
Die Reblaus wurde 1855 von Asa Fitch in den USA beschrieben. Sie befällt Wurzeln und Blätter von Weinreben und kann diese innerhalb von zwei bis fünf Jahren ab dem Befall absterben lassen. In Europa wurde die Reblaus im Jahr 1863 eingeschleppt, was zu einer jahrzehntelangen Weinbaukrise führte. Erst mit resistenten amerikanischen Unterlagsreben konnte die Reblaus unter Kontrolle gebracht werden.
Nach Spanien kam die Plage in 1878, blieb jedoch auf den Kanaren bislang aus.
Dank einer seit dem 12. März 1987 geltenden Verordnung, die die Einfuhr von Rebmaterial auf die Kanaren, einschließlich vom spanischen Festland, verbietet, konnte der Archipel die Reblaus fernhalten. Dieser Status steht nun angesichts des aktuellen Fundes auf dem Spiel.
Auch für Fuerteventura ist der Schutz vor der Reblaus von Bedeutung, obwohl die Insel im Vergleich zu Teneriffa, La Palma oder Lanzarote nur kleine Anbauflächen hat. Einige Weingüter im Inselinneren, etwa in der Gegend um Betancuria, Antigua und La Oliva, setzen auf robuste Sorten wie Listán Negro, Listán Blanco oder Malvasía Volcánica.
Die klimatischen Bedingungen auf Fuerteventura, mit wenig Niederschlag, viel Sonne und sandigen Böden, erschweren zwar grundsätzlich die Ausbreitung der Reblaus, doch eine Einschleppung könnte auch hier schwerwiegende Folgen haben.
Deshalb sind Winzer auf Fuerteventura ebenso aufgerufen, ihre Pflanzen aufmerksam zu kontrollieren und Verdachtsfälle sofort zu melden. Der Fortbestand des kleinen, aber qualitativ besonderen Weinbaus der Insel hängt auch davon ab, die Plage von den Kanaren fernzuhalten.
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