Corona auf Fuerteventura: die Qual der Zahl

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Sie werden täglich veröffentlicht. Doch welche die „richtigen“ sind, kann kaum jemand nachvollziehen. Die Rede ist von den Zahlen zur Corona-Pandemie auf Fuerteventura, auf den Kanaren und in ganz Spanien.

Das einzige, was sicher zu sein scheint, ist dass es bezüglich der Corona-Pandemie keine „richtigen“ Zahlen gibt.

Doch was ist eine „richtige“ Zahl? Diese Frage lässt sich im Zusammenhang mit Statistik nur schwer beantworten. Schließlich gibt es viele Synonyme für „richtig“, die jedoch im Zusammenhang mit Zahlen jeweils einen feinen, aber wichtigen Bedeutungsunterschied haben. Zahlen zur Coronaempidemie können je nach Zusammenhang exakt, korrekt, genau, verlässlich, plausibel, brauchbar, relevant, entscheidend und vieles mehr sein. Natürlich ist auch das Gegenteil des jeweiligen Begriffs möglich.

Welche Corona-Zahlen für Fuerteventura sind richtig?

„Richtig“ wäre eine Zahl, wenn sie eine korrekte Antwort auf eine relevante Frage bieten könnte.

Eine sehr relevante Frage wäre zum Beispiel: „Wie viele Menschen befinden sich derzeit auf Fuerteventura, die eine Corona-Ansteckung bereits hinter sich gebracht haben und daher nun immun sind?“

Ebenfalls sehr relevant wäre die Frage: „Wie viele Menschen befinden sich derzeit auf Fuerteventura, die mit dem Corona-Virus infiziert sind und daher andere anstecken könnten?“

Diese beiden Fragen sind vermutlich die wichtigsten, wenn es darum geht zu entscheiden, ob eine Aufhebung der Ausgangssperre geboten ist oder ob diese eventuell noch weiter verlängert oder gar verschärft werden muss.

Schnell wird klar, dass solche Zahlen nie exakt ermittelt werden können. Schließlich müssten dazu alle Menschen auf Fuerteventura getestet werden, und zwar sowohl mit einem PCR-Test, der das Virus direkt nachweist, und mit einem Antikörpertest, der auch eine bereits überstandene Infektion nachweisen kann, wenn schon gar keine Viren mehr im Körper vorhanden sind.

Doch „exakte“ Zahlen wären auch gar nicht nötig, denn die Statistik gibt uns Methoden an die Hand, um durch ausreichend große, repräsentative Stichproben „brauchbare“ Zahlen zu schätzen und sogar die Fehlerspannweite zu ermitteln.

Doch es mangelt sowohl an PCR-Tests als auch an Antikörpertests in ausreichender Zahl, die eine solche Studie überhaupt erst möglich machen würden.

Schwierigkeiten bei der Ermittlung der Corona-Zahlen am Beispiel Fuerteventura

Selbst die vermeintlich einfache Frage „Bei wie vielen Menschen auf Fuerteventura wurde bisher eine Corona-Ansteckung labordiagnostisch nachgewiesen?“ lässt sich durch einen einfachen Blick auf die veröffentlichten Zahlen nicht mehr ohne weiteres beantworten.

Die kanarische Gesundheitsbehörde hatte in ihrem Bericht am 05.04.2020 noch 1622 kumulierte Fälle die die Kanarischen Inseln und 35 kumulierte Fälle auf Fuerteventura gemeldet.

Einen Tag später, am 06.04.2020 wies der Bericht dann 1.649 Fälle für die Kanaren, aber nur noch 23 Fälle für Fuerteventura auf.

Doch wie kann es sein, dass die Zahl der labordiagnostisch bestätigten Fälle von einem Tag zum nächste um 12 Falle bzw. fast ein Drittel sinkt?

Die Tücke im Detail liegt in der Definition des Begriffs „auf Fuerteventura“.

Die Gesundheitsbehörde erläutert dazu, dass ein Corona-Fall anhand seiner „tarjeta de salud“, also seiner Versichertenkarte registriert wird. Dadurch wird der Wohnort des Coronapatienten erfasst, aber auch der Ort, wo diese Erfassung erfolgt.

Nun kann es sein, dass eine Person, die auf Fuerteventura lebt (gemeldet ist), z.B. auf Gran Canaria positiv auf Corona getestet wird (Wohnort Fuerteventura/ Erfassungsort Gran Canaria). Auch der umgekehrte Fall ist natürlich möglich.

Eine Person aus Costa Calma kann im Krankenhaus in Puerto del Rosario positiv getestet werden (Wohnort Gemeinde Pájara/ Erfassungsort Puerto del Rosario).

Bis zum 05.04.2020 hatte die kanarische Gesundheitsbehörde die Fälle noch nach Wohnort der Betroffenen gemeldet. Ab 06.04.2020 gibt sie jedoch die Fallzahl im offiziellen Bericht nach dem Ort der Erfassung an.

Geografische Zuordnung nur mit tarjeta sanitaria

Die kanarische Gesundheitsbehörde erklärt auf ihrer Corona-Informationsseite, dass nur solche Coronafälle geografisch zugeordnet werden können, die eine tarjeta sanitaria besitzen.

Einige Personengruppen wie zum Beispiel ausländische Urlauber oder Obdachlose ohne Sozialversicherung können also keiner Insel oder Gemeinde zugeordnet werden, gehen aber in die kumulierte Gesamtzahl der Coronafälle auf den Kanaren ein. Insgesamt gibt es laut Gesundheitsbehörde auf den Kanaren 55 Fälle von insgesamt 1.762 Fällen (Stand 08.04.2020), die geografisch nicht zugeordnet werden können.

Leichter messbare Corona-Zahlen

Relativ genau und weniger schwierig zu interpretieren sind die Zahlen der Patienten, die nach einer labordiagnostisch bestätigten Coronainfektion stationär in einem Krankenhaus oder auf einer Intensivstation eingewiesen wurden.

Auf Fuerteventura werden glücklicherweise zurzeit nur zwei Patienten mit einer Coronainfektion auf der Intensivstation behandelt. Diese belegen dennoch immerhin 25% der auf Fuerteventura insgesamt zur Verfügung stehenden Intensivbetten. Auf den Kanaren mussten insgesamt 137 Personen nach einer Coronaansteckung auf einer Intensivstation behandelt werden.

In vielen anderen Regionen Spaniens ist die Auslastung der Intensivstationen dagegen ausgereizt beziehungsweise überschritten. In manchen Regionen mussten die Intensiv-Kapazitäten verfünffacht werden, um dem Ansturm von Coronapatienten zu begegnen.

Sinn und Zweck der Ausgangssperre

Immer wieder liest man, dass die „geringen“ Fallzahlen auf den Kanaren und besonders auf Fuerteventura die drastischen Einschränkungen der Ausgangssperre nicht rechtfertigen könnten. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass auch die anderen Regionen Spaniens, die heute eine extreme Überlastung der Intensivstationen und Krematorien verzeichnen, zu Beginn der Corona-Krise nur „wenige“ Fälle hatten.

Natürlich wird im Nachhinein niemand sagen können, wie viele Menschen in Spanien und auf den Kanaren ohne die Ausgangssperre infiziert, schwer erkrankt oder gar gestorben wären.

Manche Verschwörungstheoretiker verbreiten noch immer, dass die Coronaepidemie statistisch gar nicht aufgefallen wäre, wenn man gar nicht über das Virus berichtet hätte. Doch dieser grobe Unfug dürfte mittlerweile auch ohne „exakte“ Zahlen schon empirisch widerlegt sein.

So hatte das Obere Gericht der Autonomen Region Castilla – La Mancha festgestellt, dass die Zahl der gesamten Todesfälle im März 2020 mit 3.319 fast doppelt so hoch waren wie im März 2019, als 1.691 Menschen starben.

Bei 57,9% der Toten, also bei 1.921 Fällen, war Corona als sichere oder wahrscheinliche Todesursache angegeben. Die offizielle Zahl der Coronatoten wird von Gesundheitsministerium jedoch nur mit 708 angegeben.

Dies war aufgefallen, weil das Gericht mit dem Ausstellen von Sterbeurkunden nicht mehr hinterher kam.

Die Verschwörer-These, dass systematisch zu viele Verstorbene dem Coronavirus „zugeschoben“ werden, weil Corona ja wegen möglicher Vorerkrankungen gar nicht die Todesursache sein müsse, dürfte dadurch ebenfalls widerlegt sein.

Vielmehr scheint es sogar so zu sein, dass viel mehr Menschen nach einer Coronainfektion versterben, als die offiziellen Zahlen dies angeben. Offiziell wird nämlich nur als Coronatoter gezählt, der vor seinem Tod positiv auf Corona getestet wurde.

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8 Kommentare

  1. Ich verfolge fast alle Berichte und finde die der FZ immer angemessen.
    Allerdings die von Alex zu fast allen Themen immer daneben und völlig übertrieben und man hat das Gefühl mit einem nicht „normalen“ Menschen zutun zu haben

  2. @Carola: es sollte natürlich nur auf den Verfasser der ersten Nachricht zutreffen, natürlich nicht auf die Autoren der Fuerteventura Zeitung. Und danke für das Kompliment…😉
    Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bei den Autoren der Fuerteventura Zeitung bedanken, für die immer sehr informativen Berichte von meiner Lieblingsinsel. Ich hoffe ich kann bald wieder vor Ort sein….

  3. TESTEN TESTEN TESTEN – nicht nur auf den Kanaren …..
    Nur so bekommt man einen Überblick und wer die Krankheit schon überstanden hat
    denn diese Personen könnten dann in den div. Berufen -Tätigkeiten eingesetzt werden
    und der Schaden für die Menschen wäre etwas geringer denn die Menschen sind die Wirtschaft und nicht umgekehrt.

  4. Wie auch in anderen Ländern, gibt es auch auf den Kanaren keine genauen, sprich, verlässlichen Zahlen zu den Infizierten, Geheilten und Toten. Man möchte meinen, es dürfte kein grosses Unterfangen sein, die korrekten Zahlen öffentlich zu machen. Die Bürger sollten seriöse Informationen erhalten.

  5. Ihr seid und bleibt ein Käseblatt! Übertreibt eure Rolle nicht, besonders jetzt in diesen Zeiten, in denen Menschen immer mehr sinnlos verängstigt werden. Ihr reiht euch da schön ein.
    Neutrale Berichterstattung wäre noch akzeptabel, aber eure Meinungsmache ist zum kotzen!
    Meine persönliche Meinung zu eurem Beitrag:
    Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fre**e halten..

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