Fuerteventura greift (nicht ganz) nach den Sternen: 67 Mio. Euro für Stratosphärenflughafen

Stratoport-HAPS-Fuerteventura

Insgesamt 67 Mio. will die Inselregierung (Cabildo) von Fuerteventura in einen „Stratoport for HAPS“ investieren. Dafür hat Fuerteventura als erste Insel die „Erklärung des Projekt zum insularen Interesse“ nach dem neuen kanarischen Bodengesetz erreicht.

Den meisten Nicht-Techies dürften diesen Begriff wohl zum ersten Mal hören. Es handelt sich um einen Flugplatz für „High Altitude Pseudo Satellites“, also für unbemannte, quasistationäre Fluggeräte, die in großen Höhen, in der Stratosphäre, agieren. Im deutschen Sprachgebrauch werden auch die Begriffe „Höhenplattformen“ oder „Pseudosatelliten“ verwendet.

Für die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) sind HAPS das Bindeglied zwischen Drohnen und Satelliten. Es gibt zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten z.B: in der Telekommunikation, im Katastrophen-Managment oder in der Landwirtschaft.

Dieser Stratoport soll direkt neben Fuerteventuras Parque Tecnológico (Technologiepark) entstehen. Fuerteventura soll so zu einem Versuchslabor für diese Fluggeräte werden, die in Höhen von bis zu 20 Kilometern operieren können.

Obwohl Fuerteventura aufgrund der Corona-Pandemie voll in einer Wirtschaftskrise steckt, konnte das Projekt auf politischer Ebene trotz der immensen Investitionssumme nahezu einstimmige Zustimmung erreichen.

HAPS
Solche Fluggeräte könnten bald auf Fuerteventura abheben

Der Präsident der Inselregierung von Fuerteventura, Sergio Lloret, zeigte sich zuversichtlich: „Es gibt multinationale Konzerne, die Forschungsgelder erhalten, für die sie eine Zeitplan einhalten müssen. Das einzige was ihnen fehlt, ist ein Standort, um Versuche durchzuführen, und sie haben Fuerteventura ausgewählt, weil sie die Bedingungen auf der Insel für optimal geeignet halten“.

Das Cabildo hatte bereits im März 2019 eine Vereinbarung mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA (European Space Agency) unterschrieben und so den Grundstein für den Stratoport auf Fuerteventura gelegt.

Positives Umweltgutachten für den Stratoport for HAPS auf Fuerteventura

Im Dezember 2021 wurde dem Projekt ein positives Umweltgutachten ausgestellt. Dieses soll nur wenige Auflagen enthalten. Mit dem Umweltgutachten und der Erklärung zum insularen Interesse in der Hand kann Fuerteventura die ersten Bauarbeiten für das Projekt ausschreiben. Die Gesamtfläche des „Flugplatzes“ beträgt rund 1,2 Mio. Quadratmeter. Rund 50.400 Quadratmeter sind für Hangars vorgesehen, in denen die Fluggeräte untergebracht werden können, wenn sie sich nicht im Einsatz befinden. Die Baukosten für diesen ersten Abschnitt sind mit 13,3 Mio. Euro angesetzt. Hinzu kommen rund 3 Mio. Euro für den Erwerb bzw. die Zwangsenteignung der erforderlichen Grundstücke.

Das Projekt soll im Juni 2023 fertiggestellt sein.

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15 Kommentare

  1. Mein alter Traum, auf Fuerteventura meinen Lebensabend zu verbringen, ist schon lange verblasst.
    Inzwischen bin ich froh, nicht auf Fuerteventura zu leben. Mit jeder neuen Baustelle hat Fuerteventura verloren, wovon ich einst begeistert war.

  2. Die gegenwärtige wirtschaftliche Situation auf Fuerte beweist ja wohl zu Genüge, wie fatal es ist, ausschließlich auf den von den Deutschen ach so geliebten Hoteltourismus zu setzen. Der aus dem Hoteltourismus (Entschuldigung für diese Wortschöpfung) resultierende finanzielle Nutzen für die einheimische Bevölkerung, nicht nur auf Fuerte sondern auch anderswo wie beispielsweise in Deutschland, bewegt sich im niedrigstem Niveau. Einen relativ hohen Armutsanteil gab es auf Fuerte schon vor Corona, Hilfsorganisationen wie die von Dr. Simonis ebenso. Zwar haben die Kommunen Steuereinnahmen durch die Hotelketten, doch wer sich auch nur ein wenig in Betriebswirtschaft auskennt wird zugeben, dass deren Höhe keinesfalls ausreicht, um die wiederum überwiegend berechtigten Interessen der Touristen nach einer „Heile-Welt-Tourismus-Infrastruktur“ zu erfüllen. Und bitte, auch nicht ständig Äpfel mit Birnen vergleichen. Ich wage mit nicht vorzustellen, wie das Straßennetz auf Fuerte ohne EU-Gelder aussehen würde! Ich kenne das Gelände des derzeitigen Technologieparks, die geplante Anlage ließe sich hier problemlos integrieren, an der Stelle von Umweltsünde zu sprechen ist völliger Blödsinn und, wie Thomas Wolf bereits ausführte, in jedem zivilisierten Staat gibt es völlig demokratisch und rechtlich legal die Möglichkeiten der Zwangsenteignungen. Bitte gestattet doch auch den Verwaltungen auf Fuerte, alle Möglichkeiten aufzugreifen die finanzielle Einnahmen versprechen und voraussichtlich auch den einen oder anderen, im Vergleich zu den Verdienstmöglichkeiten im Tourismus, besser bezahlten Arbeitsplatz entstehen lassen. Wer als Tourist darüber hinaus selbst seinen Beitrag zur Verbesserung der Situation in der einheimischen Bevölkerung leisten möchte, sollte z.B. auf solch fatale Praktiken wie AI verzichten und die großen Hotelketten mit deren Selbstbedienungsphilosophie (große Urlaubsmassen, wenig Personal) und die Rundumsorglos-Angebote innerhalb der Hotelwelt, die dann wenig Spielraum für regionale gastronomische Infrastruktur lassen, kritisch und vielleicht auch selbstkritisch betrachten.

    • Sehr geehrter Hr. Retzlaff,

      ich glaube das eine funktionierende Wasserversorgung in erster Linie die einheimische Bevölkerung zufriedenstellen würde, das hat also nichts mit „Heile-Welt-Tourismus-Infrastruktur“ zu tun. Das bei vorsichtiger Schätzung ca. 40 % des erzeugten Wassers irgendwo im maroden Leitungssytem verschwinden ist sicherlich auch kein betriebswirtschaftliches Highlight.

      Und das Straßennetz ohne EU-Subventionen ? – nun dann hätten wir auf Fuerteventura keine Autobahnteilabschnitte und würden noch auf der alten Bundesstraße fahren, mich würde das nicht stören.

      Was die Verwaltung auf Fuerteventura kann bzw. nicht kann, das sieht man ja im Moment an jeder Ecke und das nicht erst seit heute. Mit einer Bedarfsplanung auf soliden wirtschaftlichen Pfeilern ist diese Behörde sicherlich überfordert.

  3. 67 mio fur ein „zukunftsprojekt“ aber kein geld für ein unbedingt erforderliches Krankenhaus im Süden. Man hat die „zukunftsprojeke“ Solarenergie gestrichen. Die menschen müssen sich mit maroder Infrastruktur und schlechter Gesundheitsversorgung herumärgern, aber die Herren in der Politik brauchen „Prestigeprojekte“. Was die Bevölkerung braucht interessiert niemanden.

  4. Wenn man sich ansieht wie die Touristenorte langsam zerfallen scheint es so, als setze man auf Fuerteventura nun auf andere Einnahmequellen. Oder wie soll man das anders verstehen, wenn man für so ein Projekt 67 Mio € ausgeben kann. Gleichzeitig aber für den Erhalt der touristischen Infrastruktur und die Beseitigung von „Bausünden“ kein Geld vorhanden zu sein scheint.

  5. Zwangsenteignung in der europäischen Union? Überrascht mich zwar, könnte aber in der Historie vor EU-Zeiten begründet sein.
    Aber das die Regierung Sachen auf Privatgrund baut.
    Wird im Original wirklich von nötigen Zwangsenteignungen geschrieben, oder sind das Reibungsverluste bei der Übertragung?
    THX, bye Mario Klein

    • Zwangsenteignungen sind im Artikel 319 des kanarischen Bodengesetzes geregelt. Voraussetzung ist das „öffentliche Interesse“, das -wie im Artikel beschrieben- festgestellt wurde. Im deutschen Baurecht sind Zwangsenteignungen übrigens auch vorgesehen. Natürlich erfolgt die Enteignung gegen eine Entschädigung. Auf Fuerteventura dürften sich die Eigentümer im allgemeinen über eine Zwangsenteignung freuen, da es sich meist um Grundstücke handelt, auf denen keinerlei sonstige wirtschaftliche Nutzung möglich ist und die somit ohnehin unverkäuflich bzw. wertlos wären.

      • Ahso, es geht geade darum das es jetzt geht. Verstehe.
        Das das nicht umsonst ist ist klar. Interessant ist der Punkt das es praktisch Wüstengundstücke sind. Das hatte ich so nich auf dem Fokus, leuchtet aber ein. Dann werden es die meisten wolh auch problemlos verkaufen.
        Danke Thomas für die Erläuterung, bye mario

  6. Falls diese 67 Mio vollumfänglich aus der Haushaltskasse von Fuerteventura kommen sollten, dann fehlt mir das Verständnis für so ein Projekt. Dies angesichts der vielen grossen Defizite in der Infrastruktur der Insel (Wasserversorgung, Energieversorgung etc.).

    Zudem dürfte so ein Vorhaben kaum Arbeitsplätze für die Inselbevölkerung schaffen.

  7. Tja das ist der Fortschritt, marodes Trinkwasserleitungssystem, defekte Windkrafträder, altes Dieselkraftwerk und ungepflegte Gemeinden , aber 67 Millionen für einen Stratoport investieren. Mag sein dass auch hier wieder die EU in Form von Subventionen beteiligt ist, aber es gibt auf der Insel sicher wichtigeres für das die Regierung Geld ausgeben sollte.

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