Gefälschte Markenprodukte auf Fuerteventura so wertvoll wie Gold oder Kokain?

Goldbarren

Die Konfiszierung von über 5 Tonnen gefälschter Markenprodukte auf Fuerteventura hat nicht nur in spanischen Medien breite Beachtung gefunden.

Auch der Deutschen Presse-Agentur (DPA) war die Nachricht eine Agenturmeldung wert, woraufhin auch viele Medien in Deutschland, unter anderem das Handelsblatt, die Nachricht von der größten Beschlagnahme dieser Art in Europa aufgegriffen.

In der DPA-Meldung wurde der Wert der gefälschten Markenartikel sogar mit einer halben Mrd. Euro beziffert, wobei die Agentur sich auf eine Aussage des Vertreters der spanischen Zentralregierung auf den Kanaren, Anselmo Pestana, bezog.

Die Fuerteventura-Zeitung bezog sich in ihrer Nachricht vom 20.09.2022 auf eine Pressemeldung der spanischen Steuerbehörde AEAT, die an den Ermittlungen beteiligt war.

Die AEAT berichtete von mehr als 5 Tonnen gefälschter Markenprodukte, über 250.000 Artikeln und einem Wert von 222 Mio. Euro, wobei noch nicht alle Lager ausgewertet worden seien und der Wert auch bei über 300 Mio. Euro liegen könnte.

Wer auch nur ein klein wenig Gespür für große Zahlen hat, dürfte die Zahlen schon rein intuitiv hinterfragen.

Ein kleiner 20-Fuß-Seecontainer bietet Platz für 11 Paletten und kann etwas mehr als 28 Tonnen aufnehmen. Bei 5 Tonnen Ware handelt es sich also nicht einmal um ein Fünftel der möglichen Zuladung eines kleinen Seecontainers.

Wenn 5 Tonnen einen Wert von 222 Mio. Euro haben, dann hat jedes Kilo einen Wert von 44.400 Euro. Zum Vergleich: Ein Kilo Gold hat einen Wert von rund 54.000€. Ein Kilo Kokain hat in europäischen Großstädten einen Preis von 30.000 bis 45.000€.

Auf das Verhältnis von Gewicht und Anzahl der Produkte scheint nicht zusammen zu passen.

Bei 250.000 Artikeln mit einem Gewicht von 5 Tonnen dürfte jeder Artikel nur 20 Gramm wiegen. Ein Baumwoll-Tshirt wiegt jedoch schon rund 100 Gramm.

Gefälschte Plaketten und Label machen den Wert aus

Angenommen ein Tshirt wiegt 100 Gramm. Selbst bei einem Verkaufspreis von 100€ läge der „Wert“ von Marken-Tshirts gerade einmal bei 1.000 Euro pro Kilo.

Auf telefonische Anfrage bestätigte uns die Pressestelle die Richtigkeit der in der Pressemitteilung genannten Zahlen für Mengen, Gewichte und Bewertungen.

Auf eine schriftliche Anfrage erhielten wir einen weiteren Rückruf.

Man erklärte uns, dass die Bewertung im Fall von Markenpiraterie anhand der offiziellen Verkaufspreise der echten Produkte erfolge.

Auf unseren Einwand, dass die Kilopreise dennoch den Wert von Gold oder Kokain übersteigen, ging man weiter ins Detail:

Man erklärte uns, dass sich unter den beschlagnahmten Artikeln auch große Mengen von gefälschten Markenlabeln und gefälschte Plaketten mit den Markenzeichen befanden. Auch diesen Labeln bzw. Plaketten werde der Wert zugeordnet, zu dem ein Originalprodukt, das mit einer solchen Kennzeichnung versehen ist, üblicherweise verkauft wird.

Wenn eine solche Markenplakette also üblicherweise eine Michael Kors Handtasche ziert, die zu einem Preis von 500€ angeboten wird, so wird dieser Plakette ebendieser Wert von 500€ zugeordnet. Wenn eine solche Plakette nun vielleicht 10 Gramm wiegt, käme ein Kilo dieser Plaketten auf einen Wert von 50.000€.

Eine Analoge Betrachtung kann man natürlich auch für Nackenlabel und Transferdrucke aufstellen, mit denen billige Tshirts mit einer einfachen Transferpresse zu einem Markenprodukt „veredelt“ werden können.

Diese Erklärung macht die Zahlenangaben in der Pressemitteilung der AEAT etwas besser nachvollziehbar.

Die Wertermittlung dient vor allem dazu, irgendwie den Schaden zu beziffern, der den Markeninhabern und der Steuerbehörde durch die Aktivitäten der Markenpiraten entstanden wäre.

Allerdings scheint es nur schwer vorstellbar, dass die gefälschten Produkte auf Fuerteventura bzw. den anderen Kanarischen Inseln tatsächlich zum Preis der Originalware verkauft werden könnte. Den meisten Käufern dürfte klar sein, dass nicht überall drin ist, was drauf steht, wenn sie Tshirts, Taschen, Sonnenbrillen oder Uhren auf einem Basar kaufen.

Der gesamte offizielle Umsatz des Textileinzelhandels auf den Kanaren lag in 2021 übrigens bei knapp 410 Mio. Euro.

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5 Kommentare

  1. All dieser Konsum Müll kommt aus China. Die Wessis mit ihren lächerlichen Marken …. dafür geht der gewöhnliche Pöbel arbeiten. Vielen Dank dafür! Super Gesellschaft wenn man als normaler Arbeiter nicht widersteht und sich mit diesem Blendwerk schmückt um die maroden Gesellschaftlichen Abgründe zu vertuschen.

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