Ein Beispiel für Fuerteventura? Lanzarote sieht sich als „touristisch gesättigte Zone“

Flughafen-Fuerteventura-Busse

Auf Fuerteventuras Nachbarinsel Lanzarote leben rund 156.000 Menschen. In 2022 empfing Lanzarote rund 2,7 Mio. Touristen. Pro Einwohner kamen also etwas mehr als 17 Urlauber nach Lanzarote.

Anlässlich der bedeutenden Tourismusmesse FITUR im Januar 2023 in Madrid erklärte die Präsidentin der Inselregierung (Cabildo) von Lanzarote, Dolores Corujo, dass die Insel die Idee hervorgebracht habe, sich als „touristisch gesättigte Zone“ zu erklären, wofür es einen „breiten gesellschaftlichen Konsens“ gäbe.

Dieser „Status sei kein Ziel, sondern ein vorbereitender Schritt, um eine Phase touristischer Schrumpfung einzuleiten, die notwendig ist, um die Zukunft kommender Generationen zu sichern“.

„Vor 30 Jahren hat sich Lanzarote für ein Modell entschlossen, dass nicht die Schaffung von mehr Betten, sondern von mehr Qualität und einem einzigartigen Zusatzangebot betrachtete und das uns vom Rest der Welt differenziert“, erklärte Corujo weiter. „Dieses Jahr sind wir zur FITUR gereist, um den Wechsel des Tourismusmodells zu erklären, das wir für Lanzarote wollen und an dem wir die gesamte Legislaturperiode hindurch gearbeitet haben…“.

Diese Einstellung bedeute, dass man weniger Urlauber empfangen wolle, die aber mehr Geld im Urlaubsziel ausgeben und die mehr Wohfahrt in der Gesamtheit der Wirtschaft generieren.

Eine der Schwierigkeiten, denen man sich schon am Anfang gegenüber sehe, sei die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Besucher aus den Vereinigten Königreich kommen, weshalb es nötig sei, eine Strategie zur Diversifizierung und Verringerung der Abhängigkeit vom britischen Markt umzusetzen.

In diesem Sinne wolle man für ein Wachstum des französischen, italienischen, holländischen und des festlandsspanischen Marktes sorgen, wovon man sich eine direkte Auswirkung auf die Steigerung der touristischen Ausgaben auf Lanzarote erhoffe.

Heftige Kritik in britischer Presse

Insbesondere die Aussagen über die Abhängigkeit vom britischen Markt war natürlich eine Steilvorlage für die britische Presse, die in dem Thema gleich eine „Tourismophobie“ gegenüber ihren Landsleuten zu erkennen glaubte.

Allerdings mahnte auch der kanarische Tourismusexperte, Hoteldirektor und Dozen José Ángel Vázquez Romero zur Vorsicht vor solchen Äußerungen. Die Nachricht, Lanzarote sei touristisch gesättigt, ist seiner Ansicht nach nicht dazu geeignet, Qualitätstourismus anzulocken. Vielleicht könne man einen Teil der Urlauber mit geringen Ausgaben verjagen, aber gleichzeitig sendet man die Nachricht an Urlauber mit hoher Kaufkraft, dass das Ziel für sie nicht geeignet ist.

Vázquez ist zwar auch der Meinung, dass ein weiteres Wachstum vermieden werden müsse. Allerdings sei Lanzarote nicht „touristisch gesättigt“, sondern weise einen Mangel an Infrastruktur und Dienstleistungen sowohl für Urlauber als auch für die Einwohner auf. Dies sei es was weiterentwickelt werde müsse und worauf man die Anstrengungen konzentrieren müsse.

Was bedeutet das für Fuerteventura?

Das Verhältnis von Einwohnern zu Urlaubern ist auf Fuerteventura ähnlich wie auf Lanzarote . Auf Fuerteventura leben 120.021 Menschen und es kamen in 2022 knapp über 2 Mio. Urlauber. Damit beträgt das Verhältnis von Einwohnern zu Urlaubern auf Fuerteventura genau wie auf Lanzarote 1 zu 17.

Allein aus dieser Zahl könnte man ableiten, dass auch Fuerteventura touristisch gesättigt wäre.

Doch natürlich gibt es auch andere Kriterien, die man bei der Bewertung der Sättigung berücksichtigen müsste.

Fuerteventura ist ungefähr doppelt so groß wie Lanzarote. Die Bevölkerungsdichte ist auf Lanzarote ungefähr zweieinhalb Mal so hoch wie auf Fuerteventura.

Doch auch auf Fuerteventura klagt die Tourismusbranche über Fachkräftemangel. Es fehlen Mietwohnungen und die Mieten sind für viele Angestellt im Tourismussektor viel zu teuer.

Auch auf Fuerteventura reden die Verantwortlichen immer von „Nachhaltigkeit“ im Tourismus. Und auch auf Fuerteventura mangelt es an Infrastruktur und Dienstleistungen für Einwohner und Urlauber.

Auch auf Fuerteventura wird oft davon geredet, dass man sich als Ziel anders aufstellen, sich vom Massentourismus abwenden und mehr auf „Qualitätstourismus“ setzen wolle.

Doch wie auch auf Lanzarote dürfte es dafür dringend nötig sein, die Qualität deutlich zu verbessern und die Infrastruktur auf den neuesten Stand zu bringen.

Über zu viele Deutsche, die traditionell und anders als auf Lanzarote den größten Anteil der Urlauber ausmachen, hat sich indes auf Fuerteventura noch niemand ernsthaft beschwert. Das könnte unter anderem auch daran liegen, dass deutsche Touristen im Schnitt rund 15 bis 20% mehr für ihren Urlaub ausgeben, also „mehr Geld bringen“, und auch im Schnitt deutlich länger bleiben als die Briten.

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22 Kommentare

  1. Interessante Diskussion hier von Ausländern über Fuerteventura und die lehrerhaften Vorschläge vom goldenen Thron aus. „Mehr Klasse, statt Masse“ und die Gäste mit weniger Geld ab nach Malle. Ganz schön hochnäsig. Was ist mit den Touristen, die 5 Jahre sparen müssen, um sich den Traum von einem Urlaub auf Fuerteventura erfülle zu können? Ein Glück, dass in Deutschland mit Wohnungsbau, Infrastruktur, Digitalisierung und Lehrermangel alles so problemlos ist. Lasst uns hier mal machen, wir bekommen das schon ohne Euch hin. Aber egal, wir kennen ja die Klugheit einiger Deutschen zu genüge. Oberlehrer halt.

    • @Guido: Falls Du mich damit meinst: Ich habe mich nur auf das bezogen, was direkt im Artikel steht:

      „„Vor 30 Jahren hat sich Lanzarote für ein Modell entschlossen, dass nicht die Schaffung von mehr Betten, sondern von mehr Qualität und einem einzigartigen Zusatzangebot betrachtete und das uns vom Rest der Welt differenziert“, erklärte Corujo weiter. „Dieses Jahr sind wir zur FITUR gereist, um den Wechsel des Tourismusmodells zu erklären, das wir für Lanzarote wollen und an dem wir die gesamte Legislaturperiode hindurch gearbeitet haben…“.“
      und
      „Auch auf Fuerteventura reden die Verantwortlichen immer von „Nachhaltigkeit“ im Tourismus. Und auch auf Fuerteventura mangelt es an Infrastruktur und Dienstleistungen für Einwohner und Urlauber.
      Auch auf Fuerteventura wird oft davon geredet, dass man sich als Ziel anders aufstellen, sich vom Massentourismus abwenden und mehr auf „Qualitätstourismus“ setzen wolle.“

      Ich habe nur versucht, nachzuvollziehen, welches wohl die Grundüberlegungen hinter den Aussagen der Verantwortlichen sind und überlegt, was sie tun könnten, um das, was sie anstreben, umzusetzen.

    • Nachtrag:
      „Was ist mit den Touristen, die 5 Jahre sparen müssen, um sich den Traum von einem Urlaub auf Fuerteventura erfülle zu können? “

      Die müssen dann vielleicht 6 oder 7 Jahre oder noch länger sparen, falls echter Qualitätstourismus eingeführt und der Urlaub dadurch auch teurer wird.
      Das hängt hauptsächlich davon ab, wie sich der Tourismus auf den Kanaren zukünftig aufstellen will und vielleicht auch noch von der Entwicklung der Energie- und Kerosinkosten in den nächsten Jahren.

  2. Also „touristisch gesättigt Zone“ kann man auch so verstehen „Zone wo Hotels nicht mehr gross verdienen“, da in den vielen Bungalowanlagen inzwischen die Annehmlichkeiten in der Anlage und drumherum, grösser ist als in so manchem Hotel und daher viele den Urlauber lieber im Bungalow „privat“ erleben.
    Was muss nun geändert werden, damit die Hotels wieder mehr Gewinn machen. Im übrigen Gewinne die einige wenige machen, Der hier wohnende gemeine
    Insulaner hat wenn er Glück hat, davon lediglich eine nicht so doll bezahlte (Saison-) Arbeitsstelle.
    Also was tun?
    Z.B. könnte man zum Zwecke der Gewinnmaximierung (das heißt mehr Gäste und längere Aufenthalte) die teils nicht mehr so attraktiven Hotel wieder auf einen vernünftigenftigen Standart anheben, indem man seine Gewinne reinvestiert. Schlechte Idee, muss ich als Besitze ja „mein“ Geld für locker machen.
    Oder man überlässt
    die Infrastruktur der Insel, welche für das reibungslose Betreiben der Bungalowanlagen, welche zum grossen Teil sich in privater Einzelhand befinden., mehr oder weniger der marodirenden Zeit. Da dadurch in den Anlagen dauernd Wasser-, Strom- und Internetausfall zu beklagen sein wird, werden dort urlaubende Gäste nach einem daher verkorksten Urlaub. Nicht weiterempfehlen, sondern evt. sogar von einem Urlaub in einer Bungalowanlage abraten.
    Äußerst erstrebenswert für die Gewinnmaximierung der Hotels wäre es, wenn die Hotelbesucher statt sonstwo auf der Insel Geld auszugeben dies in den Hotelanlagen machen würden.
    Dafür bräuchte es dann nur, wenn von den Hotelgästen das visuelle- und /oder das Sicherheitempfinden, außerhalb der Hotelanlage als nicht mehr als so gegeben erachtet wird.
    Bestes Beispiel dafür ist Costa Calma ( Gemeinde Pajara) wo man als Spaziergänger Glück haben muss, dass einem nicht eine Palme auf den Kopf fällt.
    Die Gemeinde sieht sich anscheinend nicht in der Lage, die schon öfters angeprangert en Zuständen der Grünanlage, die lt. Gerichtsurteil in ihrer Zuständigkeit liegt, verkehrssicher zubehen.
    So kommt dann eins zum anderen. Der „gemeine“ Urlauber sucht sich ihm gefallende Alternativen und die Wohlbetuchten sind dann früher oder später in den verbliebenen Hotels unter sich.
    Frei nach dem Motto:
    Wenig Gäste auf der Destination, aber mehr Geld in den Taschen der Hoteljes.

  3. Für mich hat sich Fuerte erledigt.
    Wir kommen schon über 35 Jahre dorthin. In den letzten Jahren sind wir auf andere Kanareninseln zwischendurch ausgewichen, kamen aber immer wieder auf Fuerte zurück.
    Sicher hat jeder seine eigene Vorstellungen vom Qualitäts-Tourismus, den genannten kann ich auf Fuerte nirgends finden. Nur noch Sanierungsbedürftige Hotels, da wird einfach zu wenig investiert, Vergammelung der öffentlichen Anlagen und nur noch Bettenburgen und riesige Ferienwohnungsanlagen. Windräder, die vor sich hinrosten, weil die zwar von der EU bezahlt wurden aber niemand für die Instandhaltung zuständig ist. Das gilt nicht nur für die Windräder.
    Mangel an Service in den Hotels, weil überall Personal eingespart wird. Das deutet ganz klar darauf hin, das man nur auf Massentourismus um jeden Preis aus ist.
    Und wo sind die Einheimischen, die es vor 35 Jahren noch gab? Überall nur noch Zugezogene, die sich nach dem Scheitern wieder auf den deutschen Sozialstaat ausruhen (natürlich gibt es auch Ausnahmen). ( Hier sind natürlich nicht nur Deutsche gemeint)
    Das es auch anders geht, haben wir auf einer anderen Kanareninsel und auch auf den Capverden
    erlebt.
    Das ein Hotel, das sowohl Service als auch Qualität anbieten kann, nicht für 499€ die Woche inklusive Flug von Deutschland zu haben ist, ist mir klar. Ich selber zahle lieber deutlich mehr, wenn Service und Qualität stimmt.
    In meinen Augen ist der Weg für Qualitätsurlaub, egal in welcher Hinsicht, auf Fuerte selbst verbaut worden, da sind in den letzten Jahrzehnten viel zu viele Fehler aus Geldgier gemacht worden. Und die wenigen Hotels, die annähernd auf einem gering höherem Level sein möchten, werden von Billig-Touristen-Bettenburgen und Ferienwohnungsanlagen umzingelt, was mich wieder abschreckt.
    Was mir hier in den Kommentaren aufstoßt, ist die völlig weltfremde Ansicht, das AI mit Billig= Massen-Tourismus gleichgesetzt wird. (beim letzten Urlaub hatte ich Nebenkosten im Hotel (Kein Billig-Hotel), die nur 30% des Preises für AI waren).
    Dazu kommt, das die korrupten Politiker, die leider das sagen haben, nichts auf die Reihe kriegen.
    Siehe Situation der Wasserleitungen etc.
    Für mich ist Qualitätsurlaub: ein vernünftiges Hotel in Guter Lage, Guter Service und eine angenehme Umgebung des Hotels und des Umlandes. Was mir ebenso wichtig ist, das ich als Gast/Urlauber willkommen bin und nicht nur eine Nummer. Haus an Haus an Haus, bzw Hotel bzw Billig-Kruscht-Laden, da kann ich in jede Stadt gehen und muss nicht mal fliegen. Auf die Shopping-Center kann ich gerne verzichten, das habe ich hier auch.
    Winfried und Antwort von Fuertegirl: ihr habt es auf den Punkt gebracht

    • @Iwur:
      Kapverden…. da waren wir 2001, glaube ich, kann auch 2000 gewesen sein.
      Damals sehr ursprünglich, sehr „untouristisch“, hatte seinen Reiz, kein Zweifel. Fanden wir dennoch nicht wiederholungswürdig, aus mehreren Gründen (nicht all-in bezogen ;.))

      Und zur Stromversorgung und den Windrädern auf FV: Die alten, kaputten Rostteile sollte man alle vernünftig abbauen und sich stattdessen an neuesten Erkenntnissen ausrichten: Wozu die Natur/Landschaft mir Windrädern „verschandeln“ wenn es inzwischen andere Alternativen gibt?!
      Zum Glück entwickelt sich auch die Technologie weiter und damit könnte man heute, wenn man es denn wollte und finanzieren kann, auf jedes Haus mit Flachdach ein eigenes „Windrad“ bauen. Gerade auf FV könnte die Stromversorgung sooooo easy sein… *haarerauf*

      Ich habe ein wenig Kontakt zu „Einheimischen“, also Canarios, aber alles steht und fällt tatsächlich, wie Du es auch sagst, mit der Politik. Die Lobby-Organisationen können sich noch so schöne Projekte ausdenken und sie werbewirksam medial inszenieren – wenn sie nicht GELEBT werden, ist alles nur „Schall und Rauch“.
      Ideen wollen gelebt und verwirklicht werden. Wenn niemand versteht, das ganze Bild zu erfassen und die Politik nicht danach handelt, sind alles nur hohle Worte. Es ist sooooo unendlich traurig….

  4. Hallo! Noch ein Kommentar: Qui Bono = wem nutzt es? Ich frage mich: wer hat etwas davon, wenn weniger Touristen kommen? Weniger Touristen = weniger Arbeit = weniger Investitionen = weniger kommunales Geld = weniger Bildung = weniger…
    Wer kann mir das beantworten?
    Wer stößt diese Diskussion an und warum?
    Qui bono?

    • „Weniger Touristen“ ist ja nur eine Variable der Gleichung. Die andere lautet „…die mehr Geld im Ziel ausgeben“. Weniger Touristen -> weniger Ressourcenverbrauch. Touristen, die mehr ausgeben, verlangen mehr Service und bessere Infrastruktur -> mehr Investitionen, mehr Mitarbeiter, mehr Steuern… Analogie: Porsche verdient pro Auto fast 10.000€, Toyota dagegen nur etwas mehr als 500. Toyota muss also 20 Mal so viele Autos bauen, um genauso viel Gewinn zu manchen wie Porsche. Die Produktion eines Porsche erfordert sicher deutlich weniger Ressourcen (Stahl, Energie, Fabrikfläche…) als die Produktion von 20 Toyotas. Allerdings sind wahrscheinlich weniger (aber dafür höher qualifizierte und besser bezahlte) Mitarbeiter zur Produktion eines Porsche erforderlich als für 20 Toyotas. Dafür gibt ein Porschefahrer vielleicht mehr Geld für Golfspielen, Bootsfahrten und teure Restaurants aus als 20 Toyotafahrer. Es könnte für die Kanaren also durchaus interessant sein, zum Porsche der Tourismusbranche zu werden.

    • „Qui bono, Wer kann mir das beantworten?“
      –> Klasse statt Masse. Schon mal davon gehört?

      Deine Gleichung hinkt: „Weniger Touristen = weniger Arbeit = weniger Investitionen = weniger kommunales Geld = weniger Bildung = weniger…“
      –> Denn nicht immer ist Masse = viel Gewinn.

      Man könnte genauso sagen: Weniger Touristen, dafür aber mehr Wohlhabende. Sie suchen Ruhe, persönlichen Service, gepflegtes Ambiente, exquisite Speisen & Getränke, gute Freizeitangebote, Massagen, Kosmetik, Sauna, Sport und Kultur auf einem hohen Niveau und sind bereit, dafür zu zahlen. Würden sie Massenabfertigung und all inclusive wollen, könnten sie das an zig anderen Urlaubsorten in der Wärme bekommen, die sogar noch kürzer entfernt gelegen sind (z.B. Türkei, Ägypten, Bulgarien, Kroatien).

      Aber nein, sie wollen das nicht. Sie wollen nicht 20 Minuten an der Bar für einen Drink aus dem Kanister anstehen und eine amateurhafte Unterhaltungsshow am Abend sehen. Sie wollen kein zerkochtes, halbkaltes Essen bekommen und keinen „Hauswein“ selbst zapfen.
      Sie möchten per Handschlag begrüßt werden, passende Blumen auf dem Zimmer und eine Aufmerksamkeit des Hauses zu ihrem Geburtstag. Sie wollen regionale Tomaten essen und an einer Ziegenkäseverkostung teilnehmen. Sie möchten einen Barraquito trinken und keinen Maschinenkaffee. Sie möchten einen persönlichen Segelkurs machen und nicht mit 20 anderen Leuten auf einen Katamaran verfrachtet werden, der 3 Stünden an der Küste entlang fährt oder in einen Reisebus zur „Inselrundfahrt“ gepfercht werden. Sie möchten Delphine und Wale sehen, nachts die Sterne professionell erklärt bekommen, anstatt tagsüber am Pool zu liegen und nachts an der Bar abzuhängen.
      Und natürlich 24 Std. ärztliche Betreuung.
      Außerdem kostenfreies schnelles Internet und eine professionelle Fotografin im Hotel wäre sicher auch noch nett. Vielleicht sogar begleitend zu einer (Silber-/Gold-)Hochzeit am Strand…?

      So in etwa…

        • Ich glaube, Massagen, Kosmetik und Sauna sind eher im Gesamtpaket enthalten und weniger der einzige Grund, warum man „in ferne Länder“ in den Urlaub fliegt 😉

          Das ist ja auch mit Sportangeboten so, oder mit Tanzabenden, o.ä. – die kann man auch zu Hause haben, aber da hat man dann vielleicht weniger Zeit, die Termine passen nicht, man kann nicht so lange bleiben, weil man nächsten Morgen wieder früh raus muss.

          Der Urlaub bietet einem dann halt den Rahmen, in dem man das dann (besser) ausleben kann, als zu Hause, im Alltag.

  5. Hallo, auf Sylt gibt es 18.000 Einwohner und in 2021 genau 4.142.974 Übernachtungen von 564.265 Personen = Faktor 31. Vor Corona kamen sogar 758.021 Personen = Faktor 42.
    Da ist aber noch reichlich Luft nach oben…

  6. Hallo, ich denke bevor man über einen Qualitativ höheren Tourismus auf Fuerteventura diskutiert sollte die Inselregierung sich mal um die kleinen Dinge kümmern. Lose Gehsteigplatten, Fußgängerüberwege über die ich mit meiner Mutter (80 Jahre) nicht mehr gehen mag… ich finde alles sehr marode. Dieser ewige Streit über den Grünstreifen in Costa Calma. Meine Beispiele beziehen sich auf den Süden, speziell Jandia und auch Costa Calma.

  7. Solange auf Fuerteventura jede verfügbare Mietwohnung bei airbnb angeboten und auch der letzte Ziegenstall als Ferienhaus deklariert wird, ist ein „Qualitätstourismus“ auf der Insel überhaupt nicht denkbar.

  8. Nicht nur Politiker, doch zu allererst diese Spezi bedient sich in ihren Sonntagsreden gern Begriffen und Schlagworten, ohne jemals konkret deren Inhalte zu definieren. Und so bleibt den Adressaten die jeweilige Interpretation überlassen uns diese wird dann unterschiedlicher nicht sein. Was bitte schön versteht man unter einer „touristisch gesättigten Zone“ und was unter „Qualitätstourismus“? Es gibt keine allgemein gültigen Bewertungskriterien, zu sehr unterscheiden sind diesbezügliche Vorstellungen bei Anbieter und Konsument. Der Tourismusanbieter, der im Wesentlichen mittels seines eingesetzten Kapitals Geld verdienen will und muss, spekuliert dabei auf den für’s angebote Produkt passenden Konsumenten. Der Konsument (Tourist) wiederum möchte das für ihn passende Produkt für möglichst wenig Geld in Anspruch nehmen. Das funktioniert (Marktwirtschaft) allgemein seit Jahren recht gut und der jeweilige Produktpreis war das regulierende Element. Und so sollte eigentlich jede Seite gut damit leben können, für jede der unterschiedlichen Urlaubs-und Reiseerwartung gibt es das passende Angebot ohne das vorhandene Ressourcen, wie Natur, Umwelt und Infrastruktur überbeansprucht werden. Doch je mehr die Wirtschaftspropheten die unsägliche Religion vom Wachstumszwang predigen, je mehr gerät diese Balance aus den Fugen. Da wird z.B. mit gewisser Freude über von Jahr zu Jahr steigende Touristenzahlen auf Fuerte berichtet und als Erfolg gewertet Ich bezweifele sehr, dass das dem ursprünglich einzigartigen Charme der Insel gut tut, und dass das ausnahmslos der einheimischen Bevölkerung zu Gute kommt, bezweifele ich ebenso. Ohne jetzt in den Modus „früher war alles besser“ zu fallen; aber wir überlegen ernsthaft, ob das sich momentan expansiv entwickelnde Fuerte künftig noch eines unserer jährlichen Reiseziele sein wird. Wir sind nämlich nicht, wie vermutlich die Mehrzahl der Urlauber, vornehmlich auf einen schicken Microkosmos Hotel und Hotelumgebung fixiert, sondern für uns ist
    die Gesamtheit einer Region, mit diversen unterschiedlichen Ortschaften und Landschaften, Restaurants, Naturhighlights usw. unser Reiseerlebnis. Leider entwickelte sich die touristische Infrastruktur nicht in dem Maße wie die Touristenzahlen; im Gegenteil, die großen Hotelketten bemühen sich mit Erfolg, ihr Publikum nicht außerhalb ihrer Anlage zu wissen. Armbandtourismus im Clubhotel, bitte schön. Aber sich dann darüber aufzuregen, dass in Orte wie beispielsweise Costa Calma oder Jandia immer weniger Restaurants zu finden sind, ist sehr scheinheilig. Was uns ebenfalls stört ist die Tatsache, dass seit ein paar Jahren die Aggressivität auf den Straßen zunimmt, nicht zuletzt wegen der stetigen Bevölkerungszunahme. Was in Deutschland leider seit jeher „normal im Straßenverkehr“, sprich belastend, war dagegen auf Fuerte noch bis vor kurzem angenehm und vor mehr als 20 Jahren einer der Hauptgründe für unsere zweite Heimat.
    Von daher, das ist unsere ganz persönliche Meinung, ist Fuerteventura allemal touristisch gesättigt. Ob das auch die Meinung der Frau Corujo oder anderer Besucher des (noch) einzigartigen Fuerte wäre, keine Ahnung.

    • Super Beitrag, danke dafür!

      Dreh- und Angelpunkt ist tatsächlich die Frage, welche Zielgruppe(n) an Besuchern Fuerteventura für sich definiert (das kann auch eine andere Zielgruppenzusammensetzung sein, als die anderen Kanarische Inseln es jeweils für sich definieren).
      Bisher waren das Senioren und Langzeiturlauber, Wassersport-Freaks und digitale Nomaden, sowie Ruhe- und Natursuchende.

      Wenn sich jetzt der Schwerpunkt Richtung Qualitätstourismus entwickeln soll, kann entsprechende Klientel nur gewonnen werden, wenn vorher die Anforderungen dieser Personengruppen voll erfüllt werden. sonst kommen sie nur einmal und nie wieder.

      Und wie Winfried schon richtig sagte, muss man dafür für sich erst einmal eine Definition von Qualitätstourismus klar kriegen:
      – Weg vom AI-Massentourismus?
      – Regionale Produkte?
      – Nachhaltigkeit der Hotellerie, Gastronomie und Mobilität?
      – Ökologisches Ausflugangebot?
      – Gute Infrastruktur an Wegen, Straßen, Ärzten, Unterhaltungsangeboen, Naturschönheiten?
      – Ökologische und ökonomische Wasser- und Stromversorgung?
      – Müllbeseitigung?

      Wer bei Leuten punkten will, die sich wirklich für echten Qualitätstourismus interessieren, wird sicher Schwierigkeiten haben, wenn die Wasserversorgung im Ferienappartement nicht funktioniert und der Strom aus Ölverbrennung gewonnen wird, die Palmenanlagen abgestorben und die Wege mit Hundekot und Müll übersät sind, sowie brüchtige Platten aufweisen.

      Just my 2 cents.

        • @frank:
          Ich kenne zumindest Leute, für die das wichtig ist und die auch entsprechende Urlaube buchen. Es gibt sie also zumindest 😉

          Wer nur „Spaß“ will, kann das auf Malle genauso haben, wie in Kroatien und sonstwo.

          Aber ich bin kein Mitglied der Inselregierung, insofern kann ich null beurteilen, was genau sie unter „Nachhaltigkeit“ und unter „Qualitätstourismus“ verstehen. Und nur darauf kommt es an, denn sie wollen sich ja entsprechend aufstellen… sagen sie zumindest 😉

  9. „Dolores Corujo, dass die Insel die Idee hervorgebracht habe, sich als „touristisch gesättigte Zone“ zu erklären, wofür es einen „breiten gesellschaftlichen Konsens“ gäbe.“

    Die Umsetzung dieser Idee ist seit 2020 erkennbar. Auf Lanzarote rüsten die Unterkünfte auf mehr Qualität um. So wird das “ 5*****Melia Salinas- das Cesar Manrique Hotel , Costa Teguise, hochgepushed, geschlossen für 5 Monate – vollständig neu gestylt, dann umbenannt in Paradisus Salinas…ja und die Preise im Vergleich zu 2019 haben sich verdoppelt.
    Dazu im Verleich das Melia Fuerteventura (Los Gorriones), gleiche Hotelkette, hat den Level – Bereich – bevorzugte Betreuung, separate Speiseräume und Lounges – abgeschafft.

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