Piraterie nach Rettung: Migranten zwingen Kapitän mit Messern zur Fahrt nach Fuerteventura

Piraterie-Fuerteventura

Unabhängig von der bestehenden gesetzlichen Verpflichtung ist es für Seeleute auf der ganzen Welt selbstverständlich, alles Menschenmögliche zu tun, um Schiffbrüchigen zu helfen. Das gilt auch dann, wenn die in Seenot Geratenen ihre lebensbedrohliche Lage grob fahrlässig selbst herbeigeführt haben, wie es bei unerfahrenen Sportboot-Skippern, aber auch bei den kaum seetüchtigen sogenannten Pateras und Cayucos oft der Fall ist, mit denen Migranten versuchen, von Afrika nach Fuerteventura zu gelangen.

Und so zögerte wohl auch das riesige Hochsee-Schlepp- und Versorgungsschiff Vos Pace, das unter holländischer Flage fährt, keinen Moment, um in der Nacht des 02.03.2023 gegen 23.30h 43 Menschen an Bord zu nehmen, die sich auf einer Patera rund 80 Kilometer nördlich von Ajfennir in Seenot befanden.

Da sich die Rettung im Zuständigkeitsbereich der marokkanischen Seenotrettung ereignete, verständigte der Kapitän das Koordinationszentrum für SAR-Einsätze in der marokkanischen Hautstadt Rabat und erhielt von dort die Anweisung, die Geretteten in den Hafen von Tan Tan zu bringen.

Auf dem Weg in die Hafenstadt im Süden von Marokko sammelte das Schleppschiff weitere 35 Insassen einer zweiten Patera auf.

Kurz danach meldete der Kapitän per Funk, dass einige der Geretteten sehr aggressiv geworden seien und die Besatzung mit Messern bedroht hätten, nachdem sie mitbekommen hatten, dass sie in Tan Tan und nicht auf den Kanarischen Inseln an Land gesetzt werden sollten.

Aufgrund der Meuterei sah sich der Kapitän aus Sicherheitsgründen gezwungen, seinen Kurs in Richtung Fuerteventura zu ändern. Am frühen Vormittag des 03.10.2023 näherte sich das Schleppschiff dem Hafen von Puerto del Rosario.

Möglicher Fall von Piraterie

„Wer sich mit Gewalt, Einschüchterung oder Täuschung eines Flugzeugs, Schiffes oder sonstigen Bootes oder einer Plattform im Meer bemächtigt, … wird als Schuldiger des Verbrechens der Piraterie mit einer Freiheitsstrafe von 10 bis 15 Jahren bestraft.“ So sieht es Artikel 616 des spanischen código penal (Strafgesetzbuch) vor.

Nach den Schilderungen des Kapitäns dürften die Tatbestandsmerkmale des Piraterie-Paragraphen erfüllt sein.

Noch noch vor dem Einlaufen in den Hafen von Puerto del Rosario wurde das Schleppschiff von einem Einsatzkommando der Guardia Civil und der Nationalpolizei abgefangen und 9 Migranten wegen des Vorwurfs der Piraterie festgenommen und von der Polizei abgeführt, nachdem das Schleppschiff im Hafen festgemacht hatte.

Die weiteren Personen an Bord wurden zur erkennungsdienstlichen Erfassung und zur Vernehmung als Zeugen in Polizeigewahrsam genommen.

Bestimme den Lohn für unsere Arbeit!

Wenn Du unsere Inhalte nützlich, unterhaltsam oder informativ findest, kannst Du den Lohn für unsere Arbeit selbst bestimmen. Das geht ganz einfach über diesen Link:

c8d01dee48f84bfdb49d1e10fdd889c9
https://www.fuerteventurazeitung.de/du-bestimmst-den-lohn-fuer-unsere-arbeit/ banner 300x250 Bestimme den Lohn

Weitere Beiträge im Bereich Fuerteventura Nachrichten