EU finanziert 15 Fahrradhäuschen auf Fuerteventura mit Solardach, WLAN und USB-Ladeanschluss

Solar-Fahrradständer

Wer kennt das Problem auf Fuerteventura nicht: Da fährt man mit seinem Fahrrad an den Strand, findet keine Möglichkeit, es sicher und vor allem im Schatten anzuschließen, der Handy-Akku ist leer und das Guthaben für mobile Daten ist aufgebraucht.

Genau dieses Problem, das offenbar jeden Tag eine große Zahl von Einheimischen und vermutlich noch mehr Urlauber davon abhält, ihr Fahrrad zu nutzen und ihren Aufenthalt am Strand zu genießen, will das Abteilung für Tourismus der Inselregierung von Fuerteventura (Cabildo) nun lösen.

Dazu wird das Cabildo insgesamt 15 überdachte Fahrradständer zu einem Stückpreis von fast 20.000€ an die 6 Gemeinden auf Fuerteventura verteilen. Die insgesamt fast 300.000€ stammen aus einem Fördertopf der EU, der im Rahmen des „Plans für Modernisierung und Wettbewerbsfähigkeit des Tourismussektors“ von der spanischen Regierung verteilt wird.

Doch natürlich handelt es sich nicht um einfache Fahrradständer. Damit die Fahrräder im Schatten parken, ist jedes dieser Fahrradhäuschen mit einem Solardach ausgestattet, das über eine Leistung von 1.240Watt verfügt. Ergänzt wird das hochmoderne System mit einer Batterie mit einer Kapazität von 160Ah, das unter anderem eine 8-Watt-LED-Beleuchtung versorgt.

Damit Handy-Nutzer ihre leeren Akkus aufladen können, sind 2 USB-Ladeanschlüsse mit 7 Watt Leistung vorhanden. Doch das ist nicht alles: Die Fahrradhäuschen bieten darüber hinaus einen kostenlosen Internetzugang per WLAN, der laut Ausschreibung in einem Abstand von bis zu 70 Metern funktionieren soll.

Eine Möglichkeit zum Aufladen von E-Bikes ist dagegen nicht vorgesehen.

„Bedeutender Schritt in Richtung nachhaltige Transformation“

Laut der Präsidentin der Inselregierung, Lola García, macht die Insel Fuerteventura mit der Installation dieser Solar-Fahrradhäuschen einen „bedeutenden Schritt in Richtung nachhaltige Transformation von Touristenzielen“.

„Dieses Projekt verbessert nicht nur die Infrastruktur der Insel, sondern spiegelt auch unser Engagement für den Umweltschutz und die nachhaltige Mobilität wider. Fuerteventura schreitet dank der Unterstützung der Europäischen Union und der Zusammenarbeit unserer Gemeinden auf dem Weg zu einem respektvolleren und verantwortungsvolleren Tourismusmodell voran. Wir arbeiten daran, dass unser Naturerbe und unsere Strände weiterhin ein Vorbild für zukünftige Generationen bleiben“, betonte die Präsidentin.

Die Tourismusrätin des Cabildo, Marlene Figueroa, erklärte ihrerseits: „Diese Überdachungen, ausgestattet mit Solarpanelen, bieten nicht nur einen sicheren Ort zum Abstellen von Fahrrädern, sondern tragen auch zur energetischen Nachhaltigkeit der Touristenziele bei und entsprechen den Zielen des Grünen Übergangsplans von Fuerteventura.“

Installation in Touristenzentren und an Strandzugängen

Die 15 Fahrradhäuschen sollen in Touristenzentren und an Zugängen zu Stränden aufgestellt werden. Die Gemeinden La Oliva, Puerto del Rosario und Antigua erhalten jeweils zwei Solarfahrradhäuschen. Die Gemeinden Tuineje und Pájara im Süden von Fuerteventura erhalten jeweils 3 bzw. 5.

Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul

Da die finanziellen Mittel für diese Fahrradhäuschen aus EU-Mitteln stammen, kann man den Verantwortlichen auf Fuerteventura natürlich nicht vorwerfen, dass sie dieses Geld „mitnehmen“. Aber vielleicht hätte man Ideen für sinnvollere Projekte finden können, für die man diese Fördergelder auch verwenden könnte?

Ob es für diese „Infrastruktureinrichtungen“ wirklich Bedarf gibt, wird die Praxis zeigen.

Das fehlen von Fahrradständern im öffentlichen Bereich, an denen man sein Bike sicher abstellen kann, wird auf Fuerteventura tatsächlich des Öfteren von Einheimischen und Urlaubern kritisiert. Für 300.000€ hätte man gut und gerne 1.500 bis 2.000 einfache, aber zeitlose und funktionale „Fahrradparker“ in Form eines einfachen Edelstahlbügels installieren können.

Fahrradparker Buegel
Ein solcher Bügel aus Edelstahl kostet im Einkauf einzeln rund 100€, bei entsprechenden Stückzahlen deutlich weniger. Selbst wenn man die Montage dazu rechnet, hätten die 300.000€ locker für 2.000 Stück gereicht

Möglicherweise war aber der ganze „Solar-USB-WLAN-Schnickschnack“ notwendig, um dem Ganzen einen modernen und fortschrittlichen Anstrich zu geben, um sich so überhaupt für die Fördermittel zu qualifizieren.

Innovativ sind solche Solar-Ladestationen übrigens nicht. Die ersten „Solarbäume“ mit 4 USB-Ports wurden schon in 2016 und 2017 auf Fuerteventura installiert. Schon nach kurzer Zeit funktionierten die USB-Ports nicht mehr und an der Metallstruktur, die nicht aus Edelstahl war, nagte der Rost. Unseres Wissens gibt es diese USB-Bäume heute nicht mehr.

Auch die Struktur der Solarfahrradhäuschen ist übrigens nicht aus Edelstahl, was in Meeresnähe wohl angebracht wäre, sondern aus pulverbeschichtetem, galvanisiertem S235-JR-Stahl, der nicht als sehr korrosionsbeständig gilt.

In Costa Calma z.B. sind die Strände zum Glück noch so breit, dass ein WLAN-Knoten, der am Strandzugang aufgestellt wird und eine Reichweite von 70 Metern hat, nicht einmal bis zur Wasserkante reicht. Da die WLAN-Zugänge per LTE, also über das Mobilnetz, ans Internet angeschlossen sind, ergibt sich für den Nutzer auch keine verbesserte Netzabdeckung. Denn damit der WLAN-Zugang funktioniert, muss in der Zone in jedem Fall auch Mobilfunkabdeckung vorhanden sein.

Die Häuschen sollen Ende August geliefert werden.
Wir sind gespannt, wie lange die USB-Anschlüsse halten, wie lange es dauert, bis die ersten Rostspuren zu sehen sind und ob die Fahrradständer auch wirklich benutzt werden.

Interessant ist auch die Frage, wer für die Reinigung der Solarpanele zuständig sein wird. Denn dank Morgentau, Staub und Salznebel bildet sich auf Fuerteventura auf Solarpanelen schnell eine dicke Schicht, die kaum noch Licht durchlässt.

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