Gerichtsurteil: Jandia ist kein „Parque Natural“ mehr

Das „Tribunal Supremo“, die höchste spanische Gerichtsinstanz, hat in einem Urteil die Wirksamkeit aller Naturschutzgebiete Fuerteventuras in Frage gestellt. Konkret hat das Gericht festgestellt, dass der „Parque Natural de Jandia“ im Süden Fuerteventuras nicht als solcher angesehen werden kann. Das Gericht hat in seinem Urteil den „Plan Rector de Uso y Gestión“, also die „Nutzungs- und Verwaltungsrichtlinien“, die im Jahr 2006 verabschiedet wurden, gekippt. Nach den Buchstaben des Gesetzes hätte die Kanarische Regierung diesen „Plan Rector“ bereits bis spätestens Dezember 1995 verabschieden müssen.

Durch die 10 Jahre lange Trödelei verliert der Naturpark von Jandia nun die höchste Schutzstufe, die einem Gebiet auf den Kanarischen Inseln zuteil werden kann und wird zu „normalem“ „rústico“ ohne besonderen Schutz. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Land nun gleich erschlossen und bebaut werden könnte. Da jedoch das Verfahren zur Erklärung zum Parque Natural neu eingeleitet werden muss, um das Gebiet wieder unter Schutz zu Stellen, und dieses Verfahren der öffentlichen Diskussion unterliegen wird und die betroffenen Bürger darauf Einfluss nehmen können, ist es durchaus möglich, dass es signifikante Änderungen zum vorherigen Parque Natural geben kann.

Kritiker einer allzu restriktiven Territorialpolitik, darunter z.B. die Gemeindeverwaltung von Pájara und die Inselverwaltung von Fuerteventura, befürworten das Urteil. „Das Urteil ermögliche eine Lösung der Probleme der Siedlungen wie Cofete und Puertito, die im „Parque Natural de Jandia“ liegen. Die Eigentümer der alten Häuser hatten bisher aufgrund der restriktiven Gesetzgebung keine rechtliche Möglichkeit, auch nur einen Handschlag zur Erhaltung oder gar Modernisierung an ihrem Eigentum durchzuführen.

Wie genau sich das Urteil praktisch auswirken wird, müssen Experten jetzt erst einmal analysieren. Anzumerken ist, dass natürlich andere Gesetze zum Schutz der Umwelt, wie z.B. Gesetze zum Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten von dem Urteil unberührt bleiben. Deshalb sollte man es auch in Zukunft tunlichst unterlassen, im nun „ehemaligen“ Parque Natural Aktivitäten durchzuführen, die z.B. bedrohte Arten gefährden könnten. Außerdem ist praktisch der gesamte Bereich des „ehemaligen“ Parque Natural gleichzeitig auch eine Vogelschutzzone (Zona Especial de Protección de Aves ZEPA) auf europäischer Ebene, sodass das Gebiet keineswegs völlig ohne Schutz dasteht.

Das Urteil des Tribunal Supremo unterstreicht die Wirkung eines Urteils des Kanarischen Verwaltungsgerichts, das ebenfalls zu der Erkenntnis gekommen war, dass die Erklärung eines Gebiets auf Gran Canaria zum Parque Natural nichtig war, weil die Kanarische Regierung bei der Ausarbeitung der Richtlinien geschlampt hat.
Damit könnte die Wirksamkeit der gesamten Naturschutzgebiete der Kanarischen Inseln gefährdet sein.

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