In der Nacht vom 11. auf den 12. November musste ein aus Fuerteventura kommender Ferienflieger der TUI auf dem Stuttgarter Flughafen wegen eines Reifenschadens eine Sicherheitslandung durchführen.
Vorab und zu aller Beruhigung: Der Pilot hat die mit 162 Passagieren besetzte Maschine butterweich gelandet und alle Passagiere und Crew-Mitglieder konnten den Flieger unverletzt und über die normalen Treppen verlassen.
Fluggast Jürgen H. war mit an Bord der Maschine und hat uns folgenden Bericht zukommen lassen:
Gestern Abend (11. November, Anmerkung der Redaktion) traf die Boeing 737-800 der TUIFly überpünktlich auf Fuerteventura ein. Alle Passagiere freuten sich, dass es zu keinen Wartezeiten in die Heimat kommen würde. Das Boarding ging dann auch pünktlich auf die Minute los, so dass die Maschine genau nach Zeitplan abheben konnte.
Wie immer, die Triebwerke heulen auf der Startbahn laut auf und los ging es Richtung kalter Heimat. Ein laut hörbarer metallischer Schlag erregte beim Start erst mal keinerlei Aufmerksamkeit bei den Passagieren. Es klang halt wie das Scheppern eines Blechteiles.
Total turbulenzfreier Flug, das Essen wurde serviert und es war recht still, da alle müde der Heimat entgegen warteten. Dann, eine Stunde vor Landung in Stuttgart wunderten sich die Vielflieger schon, dass die zweite Getränkerunde nicht anlief, das Bordpersonal aber etwas hektisch durch die Maschine lief.
Dann die Durchsage des Kapitäns, dass man nach dem Start in Fuerteventura Reifenteile gefunden habe, die mit Sicherheit von unserer Maschine stammten. Die Besatzung würde jetzt mit den Vorbereitungen für eine Notlandung beginnen und er bittet unbedingt um die Mitarbeit der Passagiere.
Die Besatzung packte dann die Gepäckfächer um und instruierte sehr sachlich und ohne Hektik die Passagiere über die erforderlichen Maßnahmen:
Super fest anschnallen, Krawatten ausziehen, spitze Gegenstände bis hin zu den Brillen im Gepäck verstauen und dann die Einweisung zur „Schutzhaltung“ hinter den Sitzlehnen nach dem Kommando „Braze, Braze – Notfall“.
Frauen wurden dann noch vom Notausgang auf andere Plätze gesetzt und den Männern an den Türen wurde nochmals genau erklärt, was für den Fall eines notwendigen Notausstieges über die Tragflächen genau gemacht werden muss und wie man am besten dann anderen Passagieren helfen kann.
Keine Panik, aber doch leichtes Unwohlsein bei allen Passagieren zur Situation dann, auch wenn der Pilot nochmals versicherte, dass er die Maschine schon gut runterbringen wolle (Was soll er auch sonst sagen….).
Danach ging es eigentlich recht schnell. Minuten vor der Landung wurde die Kabine komplett verdunkelt; nochmals kurze und deutliche englische Kommandos des Kapitäns für die Besatzung. Dank guten Wetters ging die Maschine mit niedrigstmöglicher Geschwindigkeit in den letzten Sinkflug und die Fahrwerke wurden ausgefahren.
In die schon unheimliche Stille dann laut mehrfach das Kommando:
„BRAZE BRAZE – DIES IST EIN NOTFALL“
Ungeheuer sanft setzte der Kapitän die Maschine dann auf der Landebahn auf. Die Triebwerke heulten laut im Gegenschub und da er keine Bremsen betätigte dauerte es gefühlt doch sehr lange bis das Flugzeug ganz am Ende der Landebahn in Stuttgart zum Halten kam. Dort erst mal natürlich langer Beifall für den Piloten!
Es dürften alle Passagiere ziemlich erleichtert gewesen sein, dass sofort nach dem Aufsetzen das Flugzeug sich recht stabil anfühlte.
Trotzdem mussten die Köpfe sogar noch nach dem Stillstand unten bleiben. In der Nacht waren natürlich die unzähligen Blaulichter vieler Feuerwehr- und Krankenwagen in der total dunklen Kabine schon Sekunden vor dem Aufsetzen zu sehen – schon leicht gespenstisch die ganze Situation.
Ganz am Ende Landebahn blieb die 737 dann stehen. Nach Minuten des Wartens wurden die Türen geöffnet und Fahrgastbrücken beigefahren.
Ein riesiges Flugplatzlöschfahrzeug direkt hinter dem Flugzeug leuchtete die Szene gespenstisch aus und überall zuckten Blaulichter. Es lies sich natürlich kaum einer nehmen, den zerfetzten Reifen erst mal zu besichtigen. Sah schon heftig aus.
Wir erfuhren hier, dass für den Flughafen Großalarm ausgelöst worden war. Abholer erzählten nachher, dass man sich bei der Anfahrt schon gewundert hätte, dass Krankenwagen aus allen Richtungen zum Flugplatz gefahren waren. Üblicherweise wurde im Ankunftsterminal natürlich erst mal nichts von der bevorstehenden Notlandung erzählt.
Es war dann schon nach Mitternacht und natürlich mussten auch noch die Koffer ganz draußen entladen werden. Der Flughafen war sofort nach der Notlandung für Starts und Landungen gesperrt, da die 737 ja noch auf der Start-/Landebahn stand. Keiner beschwerte sich, alle waren froh heil aus der Situation rausgekommen zu sein.
Der Flughafen bedankte sich in der Ankunftshalle bei den Passagieren für die kooperative Mitarbeit und betonte, dass die Rettungsmaßnahmen exakt nach Plan abgelaufen waren.
Ja – man muss im Leben mal alles mitgemacht haben. Passieren kann überall und immer etwas. Dieses Beispiel hat mal wieder gezeigt, dass gut ausgebildete Piloten und ein sehr guter Rettungsplan die Sicherheit der Passagiere gewährleistet.
Da die Bilder in der Hektik mit dem Handy ohne Blitz gemacht wurden, ist die Qualität leider schlecht – was soll´s!
Im Gespräch mit Jürgen H. betonte dieser mehrfach, wie gut die gesamte Crew den Notfall bewältigt hatte. Der Flughafen Stuttgart hatte, wie es in einem solchen Fall üblich ist, den Notfallplan ausgelöst. Damit war an professionellen Ersthelfern alles am Ort des Geschehens, was Beine bzw. Räder hatte. Ebenso wurde in allen umliegenden Kliniken Alarm ausgelöst. Wenn letztlich „nichts“ geschieht, umso besser…
Die Boeing der TUI ist übrigens schon am nächsten Morgen wieder nach Madeira aufgebrochen, nachdem das Flugzeug sämtliche notwendigen Reparaturen und Überprüfungen bestanden hatte.
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Als beteiligter Passagier muss ich es hier auch nochmals ausdrücklich erwähnen:
Große Disziplin im Flieger; tolle Crew in Cockpit und Kabine. Sehr professionell. [b]Vielen Dank an alle, die an Bord oder am Boden beteiligt waren; man kann das gar nicht hoch genug einschätzen. [/b]
Ein weiterer Beweis, dass die Fliegerei ungeheuer sicher ist!