Tamarán erobert Fuerteventuras Luftraum

Unter den rund 230 Fuerteventura-Schmutzgeiern (Neophron pernocpterus majorensis), die noch auf Fuerteventura leben, ist Tamrán ein ganz besonderes Exemplar. Er ist der bisher erste und einzige Schmutzgeier dieser endemischen Art, der in Obhut des Menschen aus einem Ei geschlüpft und in Gefangenschaft aufgewachsen ist.

Das Ei, aus dem er einmal ausschlüpfen sollte, wurde vom 08. Mai. 2013 an auf Gran Canaria unter wissenschaftlicher Leitung des Experten für Greifvögel, Álex Llopis, in einem Inkubator bebrütet. 72 Tage später schlüpfte das Küken und wurde von dem Biologen und Tierarzt Pacual Calabuig, dem Direktor des Zentrums für die Erhaltung für wilde Tiere in Tafira, aufgepäppelt.

Am 30.10.2013 kam dann der große Moment für Tamarán und seine „Leiheltern“: Der Tag der Auswilderung auf Fuerteventura. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand wissen, ob der junge Geier sich in Freiheit Fuerteventuras zurechtfinden und sich selbstständig ernähren könnte.

Doch das Experiment scheint zu gelingen. Sieben Monate nach seiner Auswilderung hat sich Tamarán perfekt in die Welt der Schmutzgeier auf Fuerteventura integriert. Ein GPS-Sensor der auf seinem Rücken montiert ist, sendet permanent Informationen zu seinem Verhalten, seinen Flugrouten, Übernachtungsstationen, Futterplätzen usw. So können die Forscher viel über diese nach wie vor vom Aussterben bedrohte Tierart lernen.

Seit 2004 koordiniert die Biologische Station von Doñana ein Arterhaltungsprogramm im Rahmen des europäischen Projekts „Life“. Dank dieses Projektes konnte die kritische Situation für die Fuerteventura-Schmutzgeier etwas entschärft werden. Die Population hat sich seit dem deutlich stabilisiert und es bestehen gute Chancen auf ein Überleben der Art. Der Bestand hat sich auf rund 230 Tiere erholt. 94 Tiere bilden 47 Brutpaare, die entsprechend 47 Reviere beanspruchen. Auf Lanzarote konnten Wissenschaftler vier Brutpaare ausmachen.

Die größte Bedrohung für die Schmutzgeier geht von der menschlichen Zivilisation aus. Dank des Schutzprogramms hat sich in vielen Köpfen das Feindbild gewandelt, mit dem die harmlosen Vögel zu kämpfen hatten. Früher wurde die Tiere aus Unwissenheit oft von Landwirten und Farmern einfach getötet. Heute stellen eher die in der Landwirtschaft genutzten Pestizide eine Gefahr für die Vögel dar, die diese beim Trinken aufnehmen. Manche Tiere verenden immer noch an Giftködern, die zur Schädlingsbekämpfung ausgelegt werden. Auch Bleivergiftungen durch Schrotmunition, die die Tiere mit der Nahrung aufnehmen, kommen hin und wieder Vor. Die strengen Vorschriften zur Beseitigung von Tierkadavern macht den Geiern, die sich von Aas ernähren, ebenfalls das Überleben schwerer. Dürften Landwirte Kadaver einfach liegen lassen, bedeutete dies für die Geier einen reichlich gedeckten Tisch.

Die Zahl der Geier, die an Hochspannungsleitungen verendeten, ist dank des Schutzprojektes deutlich gesunken, da die Leitungen in den kritischen Zonen mit Schutzeinrichtungen versehen worden sind.

Dank der erfolgreichen Aufzucht und Auswilderung hoffen die Naturschützer nun auf die Chance, die majestätischen Vögeln eines Tages auch auf den anderen Inseln, auf denen sie bereits ausgestorben sind, wieder anzusiedeln.

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