Fuerteventura räumt auf

Nachdem die ersten beiden Aktionen im November 2014 und Mai 2015 der Gruppe Limpia Cofete um Organisator Sönke Schallmey sehr gut angenommen wurden, stand am Sonntag, den 24. Januar 2016 die dritte Strandreinigung in Cofete auf dem Plan.

Die rein private Gemeinschaft Limpia Cofete kämpft im Süden der kanarischen Sonneninsel Fuerteventura für die Unberührtheit seiner Strandlandschaften. Die von einem Team aus Spaniern und Deutschen organisierten Abfallsammelaktionen vereinen den ambitionierten Umweltschutz-Willen von Anwohnern, Touristen und der lokalen Verwaltung. Im Vordergrund stehen die nachhaltige Befreiung von tonnenweise Unrat sowie die daraus resultierende Entlastung des heimischen Ökosystems.

Als zweitgrößter Ozean der Welt bedeckt der Atlantik etwa ein Fünftel der Erdoberfläche und hat sich im Laufe der Jahrzehnte zur wohl gigantischsten Mülldeponie aller Zeiten entwickelt, in der auf einem Quadratkilometer allein zehntausende Teile Plastikmüll zu finden sind. Die darin enthaltenen Schadstoffe haben dabei nicht nur verheerende Auswirkungen auf maritime Fauna und Flora, sie gelangen in Form von Mikropartikeln auch in die menschliche Nahrungskette und führen letztendlich einen unaufhaltsamen Teufelskreis fort. Der inzwischen chronischen Erkrankung der Weltmeere kann jedoch nur durch das Zusammenspiel von Eigeninitiative und bewusstseinsfördernden Maßnahmen entgegengewirkt werden. Das Ziel besteht darin, nicht nur durch umsichtiges, zukunftsgerichtetes Verhalten Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, sondern auch ein solidarisches Engagement innerhalb der Gesellschaft zu schaffen, um die bereits verursachten Umweltschäden gemeinsam beseitigen zu können.

Das Ausmaß der weltweiten Meeresverschmutzung äußert sich als Treibgut besonders an Stränden, die durch die natürlichen Strömungsverhältnisse regelrecht von Unrat überschwemmt werden. Während stark frequentierte Touristenstrände in der Nähe von urbanisierten Gebieten im Interesse des Fremdenverkehrs meist regelmäßig von lokalen Abfallwirtschaftsunternehmen gereinigt werden, entstehen aus Strandlandschaften fernab jeglicher Zivilisation im Laufe der Zeit riesige Mülldeponien, wie auch am Beispiel der Playa de Cofete an der westlichen Südspitze der zweitgrößten Kanareninsel Fuerteventura zu sehen ist. Die kilometerlange Strandlandschaft liegt fernab von Tourismus und Bevölkerungszentren als ausgewiesenes Naturschutzgebiet an einem der abgelegensten Standorte der Insel und kann aufgrund seiner geographischen Trennung durch das Gebirgsmassiv der südlichen Halbinsel Jandía nur durch eine unbefestigte Straße erreicht werden. Einheimische sowie auch viele Reisende treten Cofete und seiner wüstenähnlichen Küstenlandschaft aufgrund der Unberührtheit seiner Natur mit beachtlichem Respekt und großer Bewunderung gegenüber.

Nachdem der 45-jährige Sönke Schallmey, der als gebürtiger Deutscher vor knapp 25 Jahren nach Fuerteventura auswanderte, bei einem Ausflug mit seinen Kindern feststellen musste, dass die Konzentration an Plastikmüll an diesem Inselstrand bereits ein bedrohliches Ausmaß erreicht hatte, rief er 2013 die Säuberungsaktion Limpia Cofete ins Leben. Auf sozialen Netzwerken erreichte der eigens dokumentierte Verschmutzungsgrad schnell eine betroffene Leserschaft, die die Idee einer Strandreinigung mit überwältigend positiver Resonanz unterstützte.
Nachdem sich bei der Erstaktion im November 2014 bereits um die 40 Teilnehmer versammelten und sich die Zahl der Teilnehmer bei der zweiten Aktion im Mai 2015 auf 70 erhöhte, startete Limpia Cofete nun die dritte Aktion.

Unter den fast 100 freiwilligen Helfern, die den mehrsprachig ausgerichteten Aktionsaufrufen in ausgewählten Foren und sozialen Netzwerken folgten, befanden sich neben zahlreichen Teilnehmern der ersten beiden Aktionen Mitglieder der Gruppe Limpiaventura aus dem Norden der Insel sowie außerdem je ein Vertreter des Tourismus-Amtes und der Gemeindeverwaltung Pájaras. Auch das Team von Radio Hola FM fand sich vor Ort ein, um live von der Veranstaltung zu berichten. Besonders hoch war zudem die Beteiligung von Touristen, welche aus Deutschland, England, Italien, Ungarn, der Schweiz und Polen kamen. Teilweise waren diese erst am Vortag angereist und wollten während ihres Aufenthaltes auf Fuerteventura einen Beitrag zur Erhaltung eines unberührten Naturgebietes leisten. „Ich habe noch nie etwas so Schönes wie Cofete gesehen“, bekam man dabei einige Male zu hören. Mithilfe von eigens organisierten Fahrgemeinschaften war auch diesmal wieder für die Mobilisierung von Helfern aus dem Norden der Insel gesorgt. Durch die Einbeziehung vieler Kinder sollte der Grundgedanke der Gemeinschaft widergespiegelt werden, die sich mit ihrem Engagement vor allem für eine bessere Zukunft einsetzt, in der auch nachfolgende Generationen die Schönheit der historisch und kulturell wertvollen Strandlandschaft bewundern können. Derselbe Grundgedanke findet sich auch in der Überzeugung der seit Anfang 2015 aktiven Gruppe Limpiaventura, die mit wöchentlich organisierten Aktionen im nördlichen Inselgebiet unterwegs ist und sich der Säuberungsaktion in Cofete auch in diesem Jahr wieder anschloss. Durch die Organisation regelmäßiger Abfallsammelaktionen und ein kreatives Angebot an spielerisch ausgerichteten Projekten stellt die Gemeinschaft besonders Kinder und Jugendliche in den Fokus der Sensibilisierung, um bereits bei den jüngsten Generationen ein Umweltbewusstsein zu schaffen.

Am gemeinsamen Treffpunkt im südlichen Inselzentrum Morro Jable wurden alle Teilnehmer bei einer kurzen Lagebesprechung in fünf verschiedene Sammeltrupps unterteilt, die nach der Ankunft in Cofete von einem speziellen Geländefahrzeug der Inselgemeinde Pájara an die schwer zugänglichen Strandabschnitte gebracht wurden. Die direkte Unterstützung der örtlichen Verwaltung äußerte sich zudem durch den Abtransport des angesammelten Mülls, der von allen Teilnehmern zunächst in kleineren Abholdepots vor Ort gesammelt wurde.

Von einem Gemeindefahrzeug wurde die Menge an Unrat zur zentralen Sammelstelle gebracht, um den anschließenden Weitertransport zu ermöglichen und eine umweltgerechte Entsorgung zu garantieren. Neben den direkten Aktionsteilnehmern trug auch die indirekte Unterstützung durch Hintergrundakteure und zahlreiche Sponsoren zum Erfolg der Strandreinigung bei. Zum Abschluss des überaus erfolgreichen Tages trafen sich die Teilnehmer nach über vier Stunden Arbeit auf dem Marktplatz von Cofete, um bei einer leckeren Paella, Nudelsalat, Obst und Getränken den Tag ausklingen zu lassen. In diesem Zusammenhang bedankt sich die Gruppe Limpia Cofete bei den zahlreichen Sponsoren wie dem Ayuntamiento Pajara, Hotel Barceló, Fa. Igal, Aguas de Teror und der Cafetería Cha Cha.

Was in Anbetracht der bereits erforschten sowie noch unbekannten Müllvorkommen innerhalb der Weltmeere für viele wie eine Sisyphusarbeit wirken mag, ist letztendlich von unverzichtbarer Bedeutung für eine Veränderung der gegenwärtigen Situation. Die zwei Tonnen Müll, die während der Strandreinigungsaktion am 24. Januar gesammelt werden konnten, hinterlassen durch die Entlastung eines wertvollen Inselgebietes nicht allein für die Menschen auf Fuerteventura einen bleibenden Eindruck. © Julia Adamietz

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