Viehzucht und Wiederaufforstungsmaßnahmen sollen Hand in Hand gehen

Die traditionelle Ziegenzucht, die als repräsentativster Bereich der Viehwirtschaft auf Fuerteventura gilt, muss nicht unbedingt als direkter Gegner von Wiederaufforstungsmaßnahmen gesehen werden. Diese Meinung äußerte kürzlich Sergio Armas, der Leiter der kanarischen Stiftung für Wiederaufforstung (FORESTA). Er hält es für möglich, dass die traditionelle Aktivität und die Aufforstungsarbeiten des alten thermophilen Waldgebietes auf der Insel parallel miteinander koexistieren. Auch wenn unbestreitbar ist, dass die Aufzucht von Ziegen, die beim Weiden auch Wurzeln und Knollen aus dem Boden scharren und junge Triebe und Sprösslinge fressen, für eine Entwicklung der Vegetation von Nachteil ist, können beide Vorhaben in Einklang gebracht werden. Die Insel sei schließlich groß genug und ermögliche es, eigene Weidegebiete für Ziegen einzurichten und abgetrennte Wiederaufforstungsgebiete zu schaffen.

Wie Armas des Weiteren erklärt, bringe die Wiederaufforstung auf der Insel neben offensichtlichen ökologischen Vorteilen wie dem geförderten Einsickern von Regenwasser oder der Fähigkeit von Bäumen, CO2 zu speichern und Sauerstoff zu produzieren, außerdem einen touristischen Anreiz mit sich. Neben Sonne und Strand sei nämlich auch die einzigartige Naturlandschaft auf Fuerteventura als wertvolles Tourismusgut anzusehen.

Vor langer Zeit war es auf dem Inselgebiet nicht so trocken und dürr wie heute. Der sogenannte thermophile Wald, dessen Vegetation auch unter hohen Temperaturen überleben konnte, erstreckte sich über große Teile der Insellandschaft. Hohe Sonneneinstrahlung, extreme Wasserknappheit und starker Wind konnten den resistenten Pflanzen nichts anhaben. Ein solcher Wald bestand hauptsächlich aus Palmen, Drachenbäumen, Ölbäumen und anderen Arten, die den außergewöhnlichen Bedingungen standhielten.

Zusammen mit der Urbanisierung der Insel begann sich auch die Waldsituation zu ändern. Bereits durch die Besiedlung der Ureinwohner ging die Vegetation deutlich zurück. Dennoch war hauptsächlich die spanische Conquista (Eroberung) der kanarischen Inseln im 15. Jahrhundert für das allmähliche Verschwinden des Waldbestands verantwortlich, da man Holz zunehmend als Brennstoff verwendete und für den Bau von Werkzeug nutzte. All dies hatte zur Folge, dass die Vegetation nach und nach zurückging, bis sie schließlich nur noch an vereinzelten Stellen überlebte.

Im Laufe der Jahrhunderte zog sich der Wald auch aufgrund der intensiv betriebenen Viehzucht immer mehr in die unerreichbarsten Nischen zurück, genauer gesagt in Gebiete mit starkem Gefälle oder steilen Felswänden wie zum Beispiel das Gebirgsmassiv von Jandía. Dort, wo kein Mensch und auch keine Ziege ist, sind Bäume zu sehen, die als solche teilweise gar nicht mehr zu erkennen sind, da sie sich den härtesten Bedingungen angepasst haben und nicht vertikal nach oben wachsen, sondern vielmehr wie Sträucher die Wände überziehen.

Laut Armas müsse man in einem gut durchdachten Wiederaufforstungsplan sehen, was das Land so hergibt, d.h. welche Art von Vegetation in der jeweiligen Zone zu finden ist. Dabei sind die Überreste von Hölzern oder Pollen nicht gerade weniger wichtig als die tatsächlich noch gedeihenden Arten vor Ort, denn so könne man herausfinden, welche Vegetation in den jeweiligen Gebieten einmal gewachsen ist. Folglich könne man dann für jeden Ort passende Wiederaufforstungsmaßnahmen einleiten, die individuell auf die Vegetation vor Ort angepasst werden.

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