Kunst ohne Konzept, Pájara ohne Plan

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Am 7. November 2018 startete in Pájara das 5. Internationale Bildhauersymposium. Die vier Künstler Juan Miguel Cubas (Pájara), Diedel Klöver (Deutschland), Antonina Fatkhullina (Russland) und Xavier González (Frankreich) hatten 11 Tage Zeit, ihre Skulpturen aus Stein, Stahl und Schrott zu kreieren.

In dieser Zeit hämmerten, sägten und schweißten sie unter freiem Himmel und vor den Augen der interessierten Öffentlichkeit auf der Avenida del Centenario („Promenade“) in Jandia. Und die Künstler haben abgeliefert. Am 19.11.2018 verkündete die Kulturabteilung der Gemeinde Pájara die Fertigstellung der Kunstwerke.

Danach passierte erst einmal gar nichts. Die Skulpturen, provisorisch auf Holzpaletten gestapelt oder achtlos auf dem Boden liegend, warteten auf ihr Schicksal. Auf unsere Frage, wann und wo die Kunstwerke denn endgültig aufgestellt werden sollen, haben wir von der Kulturabteilung in Pájara, geleitet von Rosa Bella Cabrera Noda (PSOE), bis heute keine Antwort erhalten. Unsere Emails vom 22.11.2018 und 11.12.2018 blieben unbeantwortet, genauso wie eine Anfrage über die Facebookseite.

Fast zwei Monate nach dem Bildhauersymposium, also im Januar 2019 waren die Skulpturen dann plötzlich verschwunden. Grund genug für uns, weitere Nachforschungen über deren Verbleib anzustellen.

Der Koordinator der Kulturabteilung bestätigte uns am Telefon, dass die Skulpturen abtransportiert und in eine Werkstatt gebracht worden seien. Dort müssten nun die Sockel hergestellt werden, bevor sie aufgestellt werden könnten.

Offenbar hat die Gemeinde keinen Plan

Unsere Frage, wo genau denn die Skulpturen ihren endgültigen Platz finden werden, blieb unbeantwortet. „Im Gemeindegebiet von Pájara“ lautete die wenig präzise Auskunft. Auch trotz des Einwandes, dass das Gemeindegebiet ja sehr groß sei, konnte man uns keinen exakten Standort nennen. Außerdem sollen die Künstler wohl noch einmal anreisen, um beim endgültigen Standort noch ein „Wörtchen“ mitzureden.

Auch wann die Kunstwerke an ihrem endgültigen Standort wieder aufgestellt werden, konnte man uns nicht konkret mitteilen. Irgendwann im Februar lautete die lapidare Antwort.

Offenbar hat sich in der Kulturabteilung der Gemeinde niemand Gedanken darüber gemacht, wo die Kunstwerke nach ihrer Fertigstellung hinkommen sollen. Scheinbar gab es also auch keinerlei „Bedarfsplanung“, bevor das Bildhauerevent durchgeführt wurde. Wenn der Standort für das Kunstwerk so bedeutsam ist, dass der Künstler noch einmal anreisen muss, um den Standort festzulegen, drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob der Künstler nicht schon vor der Aufstellung des Kunstwerks genau hätte wissen müssen, wo es hinkommen wird? Ein Architekt würde ja auch kein Haus planen, ohne vorher zu wissen, wo genau es gebaut wird.

Skulpturen im Überfluss?

Das Bildhauersymposium wurde im November 2018 zum 5. Mal durchgeführt. Viele der Kunstwerke aus den vorangegangenen Ausgaben zieren die Promenade in Jandia. Nun scheint eine gewisse Sättigung oder -etwas drastischer formuliert- ein Überfluss an Kunstwerken aufgetreten zu sein. Immerhin kann man sich den Luxus erlauben, die Kunstwerke monatelang nicht an ihrem endgültigen Standort zu platzieren, bzw. nicht einmal zu wissen, wo dieser sein soll.

Die Künstler haben für ihre, zweifelsfrei wertvolle, Arbeit Honorare in der Größenordnung von jeweils rund 4.400€ erhalten. Für die Beschaffung von Material, Werkzeugen, den Transport und die Herstellung der Sockel sind noch einmal ein paar Tausender anzusetzen. Insgesamt werden die 4 Kunstwerke zusammen also über 20.000 Euro gekostet haben.

Besonders traurig ist das Schicksal einer großen „Ziegenskulptur“, die bei der letzten Ausgabe des Bildhauersymposiums nicht fertig wurde. Nach Aussage des Kulturkoordinators von Pájara soll die Inselverwaltung das unfertige Werk gekauft haben. Da es aber aufgrund seiner Größe so schwer zu abzutransportieren sei, ist ihr Schicksal nun ungewiss.

Wir sind gespannt, ob die Skulpturen des 5. Bildhauersymposiums noch vor dem Beginn der 6. Ausgabe aufgestellt werden und ob die „Ziege“ irgendwann ihre Vollendung findet.

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