Der Online-Händler Amazon hat offenbar seine Suche nach einem geeigneten Standort für ein Logistikzentrum auf den Kanaren intensiviert.
Beraterfirmen, die Amazon bereits bei der Eröffnung anderer Standorte in Spanien begleitet haben, haben offenbar Kontakt zu Behörden, Bauunternehmen und Grundstückseigentümern im Süden Gran Canarias aufgenommen. Im Mittelpunkt des Interesses sind die Freihandelszone im Hafen von Arinaga und Industriegebiete in den Gemeinden Telde und Ingenio in der Nähe des Flughafens Gando.
Die Verhandlungen sollen bereits seit rund 6 Monaten relativ diskret laufen.
Ein Logistikstandort auf Gran Canaria oder Teneriffa würde nicht nur die Distribution von Waren auf den einzelnen Inseln beschleunigen. Ein Logistikzentrum in einer der kanarischen Freihandelszonen könnte Amazon auch als Brücke zu den westafrikanischen Nachbarländern dienen, die von den Kanaren aus schnell zu erreichen sind. Ein Standort in einer Freihandelszone hätte den Vorteil, dass Waren, die für Drittländer bestimmt sind, steuerfrei ein- und ausgeführt werden können. Dies würde den Handel mit afrikanischen Staaten deutlich erleichtern.
In der Freihandelszone (Zona Franca) von Arinaga auf Gran Canaria stünden zurzeit über 250.000 Quadratmeter für ein Amazon-Logistikzentrum zur Verfügung. Das ist wohl weitaus mehr als Amazon auf den Kanaren benötigt. Durch die Nähe zum Flughafen wäre dieser Standort vermutlich ideal. Das bisher größte Amazon-Logistikzentrum in Toledo hat eine Fläche von 200.000 Quadratmetern.
Mit einem Standort auf den Kanaren hätte Amazon direkten Zugang zu rund 2,2 Mio. potentiellen Konsumenten. Die Wartezeiten auf eine Sendung, die zurzeit noch bei einer oder auch zwei Wochen liegen können, reduzierten sich dann auf ein oder zwei Tage. Selbst Lieferungen noch am selben Tag wären auf den Kanaren dann wohl möglich, was heute noch absolut undenkbar ist.
Für Waren, die sich bereits auf den Kanaren befinden, ist die Zollabwicklung bereits erledigt. Diese war bisher immer der Flaschenhals bei jeder Art von Versandhandel zu den Kanaren. Auch die Rücksendung von unpassenden Waren dürfte für Amazonkunden auf den Kanaren deutlich einfacher werden.
Bereits in 2017 hatte Amazon ein Distributionszentrum in Sevilla mit rund 10.000 Quadratmetern in Betrieb genommen. In 2019 kaufte Amazon eine weitere Halle im Hafen von Sevilla. Dieses ist zurzeit das Lager, das am dichtesten an den Kanarischen Inseln liegt.
Amazon als Arbeitgeber in Spanien
Amazon teilte am 06. Juni 2021 mit, das das Unternehmen im laufenden Jahr rund 3.000 Arbeitsplätze, vom Lieferfahrer bis zum Informatikingenieur, in Spanien schaffen werde. Insgesamt soll die Belegschaft dadurch auf 15.000 Beschäftigte ansteigen.
Nach Angaben von Amazon zum Ende des Jahres 2020 habe das Unternehmen zur Schaffung von insgesamt 100.000 Arbeitsplätzen in Spanien beigetragen. Darin enthalten seien nicht nur die direkten Arbeitsplätze, sondern auch die Arbeitsplätze in der Lieferkette sowie die Arbeitsplätze in rund 9.000 spanischen Unternehmen, die ihre Waren über die Handelsplattform von Amazon verkaufen.
Amazon ist seit 2010 in Spanien aktiv. Ende 2019 hatte Amazon bereits 7.000 direkte Beschäftigte in Spanien. In 2020 schuf das Unternehmen 5.000 neue unbefristete Arbeitsplätze. Am Ende 2020 waren es bereits 12.000.
Damit dürfte Amazon im Ranking der größten Arbeitgeber Spaniens auf Platz 15 aufsteigen und sich auf Augenhöhe mit Prosegur, Ferrovial Servicios, Iberia und Iberia Express bewegen.
Kein anderes spanisches Großunternehmen hat für 2021 eine ähnliche Vergrößerung der Belegschaft angekündigt.
Ein Lagerarbeiter verdient bei Amazon in Spanien einschließlich Überstunden rund 1.700€ brutto. Das ist deutlich mehr als in den meisten Logistikunternehmen in Spanien. Der Mindestlohn beträgt in Spanien zurzeit 1.108€ pro Monat.
Doch der hohe Lohn kann auch in Spanien nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Arbeitsbedingungen bei Amazon den Mitarbeitern viel abverlangen. Es ist harte Akkordarbeit, und wenn Mitarbeiter ihr Soll an einem schlechten Tag nicht erfüllen, bekommen sie das von ihren Vorarbeitern auch gnadenlos vorgehalten.
„Arbeite hart, habe Spaß und schreibe Geschichte“! So lautet das Motto, dass Jeff Bezos seinen Mitarbeitern weltweit vorschreibt.
Sicher machen die harten Arbeitsbedingungen nicht jedem Mitarbeiter bei Amazon Spaß. Und auch ein guter Gehaltsscheck am Ende den Monats ist nicht alles. Dennoch erhält Amazon auf spanischen Arbeitsgeber-Bewertungsplattformen wie z.B. indeed.com relativ gute Bewertungen.
Wenn Du unsere Inhalte nützlich, unterhaltsam oder informativ findest, kannst Du den Lohn für unsere Arbeit selbst bestimmen. Das geht ganz einfach über diesen Link:
https://www.fuerteventurazeitung.de/du-bestimmst-den-lohn-fuer-unsere-arbeit/
Die Kehrseite ist dann natürlich, dass viele kleine Einzelhändler vom Markt verdrängt werden. Die Shopping-Center einbußen haben werden. Dadurch entstehen dann Arbeitslose die in dieser Prognose zur Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Amazon nicht berücksichtigt wurde.
@Gabrile Nielebrock:
„Die Spanier müssen sich in ihrer Einstellung zur Arbeit halt umstellen. Nicht jede Arbeit ist Ponyhof. “
Ich kenne übrigens viele Festland-Spanier:innen, die härter arbeiten als so mancher Deutsche/r.
Bei solchen pauschalen Vorurteilen bin ich immer sehr alarmiert.
@Gabriele Nielebock:
„Für uns auch toll,was auf die Inseln zu schicken und nicht über Zoll ect gehen müssen. “
Was meinen Sie damit?
Wer ist „uns“? Sie, als Privatperson? Amazon ist kein Kurierdienstleiser, den man als Externer buchen kann.
Oder arbeiten Sie bei Amazon? Kann ich mir kaum vorstellen aufgrund der Unkenntnis der Logistikthemen.
Alles, was aus der EU oder aus Drittländern auf die Kanaren kommt, muss definitiv einfuhrverzollt werden, wenn es dort bleiben soll. Am Zollstatus der Kanaren ändert sich gar nichts.
Was sich allerdings wahrscheinlich ändern würde, ist, wenn Amazon in CG ein Lager eröffnet und von überall her die Waren importiert, dann würde Amazon CG direkt beim Import die Einfuhrzollabfertigung vornehmen und ab dann kann die Ware zollfrei auf alle anderen Inseln weiter verteilt werden.
Das ist eine gute Idee, auch wenn Amazon nicht gerade als der beste Arbeitgeber gilt. Hoffentlich richten die auch eine eigen Lieferflotte ein. In die entlegen Gegend auf La Gomera, wo ich wohne, liefern Paketdienste nicht hin.
Das ist ja toll. Die Spanier müssen sich in ihrer Einstellung zur Arbeit halt umstellen. Nicht jede Arbeit ist Ponyhof. Gute Gelegenheit für die ,die ihre Arbeit wegen Corona verloren haben. Für uns auch toll,was auf die Inseln zu schicken und nicht über Zoll ect gehen müssen. Ich liebe Amozon. Bestelle das fast Alles und ja, ich bin auf den Reichtum von Amazon nicht neidisch. Jeder bekommt was er clever verdient.
Wer keine Ahnung hat sollte sich erst erkundigen bevor er Unsinn schreibt. Ihre Meinung zur Arbeitseinstellung ist unmöglich. Und wenn Sie Ahnung von Amazon für die Canaren hätten, wüssten sie das Amazon Artikel in 90 % der Fälle nur auf die Canaren geliefert werden wenn sie direkt von Amazon verschickt werden. Die Partner (auch spanische Unternehmen) liefern in 90 % der Fälle nicht auf die Canaren.
Wie ja schon bei Kaiser Wilhelm.
Suum Quique
Jedem das Seine
Von ihnen hab ich auch nichts anderes erwartet.
Dass damit ein Teil von Gran Canarias Landschaft für immer zerstört wird,ist wohl kaum von ihrem Interesse,da sie wohl wegen ihres Alters zu denen zählen,die das nicht mehr erleben werden.
Herr Kay, haben Sie den Artikel wirklich gelesen? Was wird zerstört wenn 250.000 qm in einer indutriezone sowieso leer stehen. Es ist Gelände, das für solche Dinge zur Verfügung steht. Was zerstört ein auslieferungslager in der Umwelt? Da ich auch in einem gewissen Alter bin, können Sie mich ja aufklären.
Ich finde solche Kommentare wie die von Gabriele Nullenbock könnten gestrichen werden. Für mich ist es ein genuss in den Tiendas, Ferreterias etc. einzukaufen. Und teurer ist das meist auch nicht. Amazon braucht kein Kanare. Hoffe, sie lebt in Deutschland und nicht auf den Kanaren. Falls nicht dann nichts wie zurück ins Paradies BRD: „schaffe schaffe Häusle baue, Butterbrot statt Tappas kaue…“
Kann dem nur zustimmen, Amazon mag vielleicht Jobs schaffen, aber eben auf Kosten des Einzelhandels und deren Jobs und Existenzen, nach Corona wird Amazon vielen Läden den Rest geben.
Herr Rog, ich habe eine Frage. Leben sie hier? Wenn ja, müssten sie wissen, daß man viele Dinge auf der Insel gar nicht bekommt. Auch ich würde gerne vieles mehr bei den Einheimischen kaufen. Aber leider bekommt man eben nicht alles. Viele Dinge des täglichen Gebrauchs (z. B. Elektrogeräte für die Küche ) sind nur in sehr geringer Auswahl vorhanden.
Naja Clever verdient ist das nicht eher Ausbeutung! Amazon ist heute ein Monopol dank der armen kleinen… wie sagt man so schön Geld regiert die Welt. Wenn da faire Bedingungen herrschen würden wäre es halb so wild.