Sorge um einen Fuerteventura-Esel, der nicht in Not ist

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In den vergangenen Tagen erreichten uns mehrere Nachrichten von besorgen Lesern, die uns von einem Esel ganz im Süden von Fuerteventura berichteten, der mutmaßlich unter einem gebrochenen Vorderlauf leidet. Auf Fotos, die uns die Leser zukommen ließen, war tatsächlich deutlich zu erkennen, dass der rechte Vorderlauf des Tieres stark deformiert war.

Auch wir glaubten nach dem Anblick des Fotos sofort, dass das Tier wohl sehr leiden müsse. Und auch unserer erster Impuls war, dass der arme Esel dringend menschliche Hilfe bräuchte.

Unverzüglich nahmen wir Kontakt mit dem Verein „The Animal Academy“ auf, der sich in erster Linie um misshandelte oder ausgesetzte Nutztiere kümmert, und sendeten ein Foto von dem vermeintlichen Patienten. Dort war der Esel bereits bekannt und man versicherte uns, dass sich die Behörden bereits um das Tier kümmerten.

Da die Aussicht auf „sich kümmernde“ Behörden aufgrund unserer Erfahrungen in anderen Lebensbereichen auf Fuerteventura zwangsläufig erhebliche Zweifel in uns aufkommen ließ, kontaktierten wir parallel die Geschäftsführerin des Oasis Wildlife Fuerteventura, Guacimara Cabrera, um die Sache nicht auf sich beruhen zu lassen.

Der Zoo-Park in La Lajita arbeitet nämlich auch als Auffangstation für verletzte Wildtiere auf Fuerteventura und kooperiert in solchen Fällen mit den Gemeinden und der Inselregierung (Cabildo).

Guacimara konnte uns die schlimmesten Sorgen um das Wohlergehen des Tieres nehmen. Sie erklärte uns, dass dieser Esel auch dem Oasis Park bestens bekannt sei und dass das Tier von den Veterinären des Parks betreut wird.

Es sei zwar richtig, dass das Tier einen gebrochen Vorderlauf hatte. Dieser Bruch sei aber bereits vor mindestens zwei Jahren aufgetreten und die Bruchstelle sei inzwischen vollständig verknöchert.

Der Esel sei zwar durch das deformierte Bein beim Gang eingeschränkt, könne aber im Rahmen dieser Einschränkungen ein weitgehend normales und nach menschlichem Ermessen vor allem schmerzfreies Leben in seiner natürlichen Umgebung führen.

Sie erzählte uns sogar, dass der Esel bei Bedarf durchaus in der Lage sei zu rennen, was es gar nicht so einfach mache, ihn für Nachsorgeuntersuchungen unter Vermeidung von Stress einzufangen.

Der Esel kann sogar rennen, wie dieses Video zeigt.

Genau solch eine Nachuntersuchung stehe in Kürze wieder an. Dabei soll von dem Vorderlauf eine neue Röntgenaufnahme gemacht werden, um den Zustand der Bruchstelle zu kontrollieren.

Wildtiere als solche behandeln

Guacimara bat eindringlich darum, Wildtiere als solche zu behandeln. Die Fuerteventura-Esel verwilderten bereits vor Jahrhunderten und sind seitdem als Wildtiere auf der Halbinsel Jandia zuhause.

Es sei zwar verständlich, dass ein solches augenscheinlich verletztes Tier Mitleid bei den Menschen auslöst und mitunter in den sozialen Netzwerken viral geht. Dabei bestehe aber immer die Gefahr von falschen Rückschlüssen und Aktionismus, der unter Umständen für die Tiere eher schädlich als nützlich sein könnte.

So habe man z.B. schon beobachtet, wie Personen mit Quads oder Geländewagen auf den Esel zugefahren seien, um diesen mit Wasser oder Nahrung zu versorgen. Dabei bestünde jedoch die Gefahr, dass sich das Tier erschreckt und aufgrund des Fluchtreflexes wegrennt und sich dabei tatsächlich erneut schwer verletzt.

Grundsätzlich solle man Wildtiere, einschließlich der Esel, nicht füttern oder tränken. Die Tiere seien in der Lage, trotz der vermeintlich lebensfeindlichen Umstände auf Fuerteventura für sich selbst zu sorgen.

In diesem Zusammenhang kritisierte Guacimara auch den Umstand, dass auch die freilaufenden Ziegen von Touristen und Einheimischen mit allerlei ungeeigneten Dingen gefüttert würden. Viele Dinge, die dem menschlichen Verzehr dienen, könnten bei Ziegen Krebs auslösen.

Dennoch lobte Guacimara den Einsatz der Leser, die genau richtig gehandelt haben, als sich sich Sorgen um ein möglicherweise verletztes Wildtier machten. „Es ist immer besser, jemanden zu fragen, der sich damit auskennt, als in blinden Aktionismus zu verfallen oder gar in den sozialen Medien Alarm zu schlagen“.

Im Zweifel kann man in einem solchen Fall immer die Notrufnummer 112 wählen.

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11 Kommentare

    • Und wo nimmst Du diese Dattelrispen her? Etwa aus der Hotelanlage oder aus einer öffentlichen Grünzone, z.B. von Morro Jable? Super Idee, denn in den Hotelgärten und Grünanlagen werden Pflanzenschutzmittel eingesetzt! Genau aus diesem und vielen anderen Gründen sollte man Wildtiere NICHT FÜTTERN!

  1. Hallo Thomas, wieder eine perfekte Erklärung zum Verhalten der Menschen gegenüber den Wildtieren auf Fuerte. Hoffentlich kommt diese bei allen auch an. An Euch ein großes Dankeschön.
    Grüße von Jürgen und Susanne. 🙂

  2. Ja, in Fuerteventura mangelt es nicht an Eseln. Aber nicht nur in ländlichen Gegenden, sondern auch in Pajara, La Oliva, Madrid, Berlin und Brüssel gibt es genug davon.

    Der Tierarzt, der diesen hier versorgt hat, scheint auch einer zu sein, sonst hätte er das Bein geschient, damit es grade zusammenwächst.

  3. Hallo aus Köln, seid Jahren fahre ich wenn ich auf Fuerte (Corralejo) bin die alte Straße von Lajares Richtung Cotillo.
    Dort sehe ich immer 2-3 Esel in einem ummauerten Grundstück! Es gibt dort kaum etwas zu fressen, der Boden ist total ausgetrocknet und es gibt nur vertrocknete Palmwedel. Die süßen Esel sind auch immer abgemagerter und tun mir unendlich leid! Die letzten 2 Jahre wirken sie auf mich total vernachlässigt Ich fahre dann immer überaus traurig weiter !
    Vielleicht kann ja auch dort einmal jemand vorbei schauen! Ende Oktober bin ich wieder da und besuche sie wieder! Danke und herzliche Grüße
    Anna

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