Badestrand von Gran Tarajal auf Fuerteventura wegen toxischer Cyanobakterien gesperrt

Algen-Gran-Tarajal

Am 13. November 2022 berichtete die Fuerteventura-Zeitung über die „mysteriösen braunen Flecken“, die besorgte Leser auf der Wasseroberfläche vor den Küsten von Fuerteventura beobachtet hatten. Diese braunen Flecken wurden von Cyanobakterien der Gattung Trichodesmium verursacht, die für den Menschen in der vor Fuerteventura aufgetretenen Konzentration weitgehend ungefährlich sind.

Am 25. November 2022 führte das massive Auftreten einer anderen Art von Cyanobakterien, die für den Menschen weitaus gefährlicher sein kann, zu einem Badeverbot am Strand von Gran Tarajal im Gemeindegebiet von Tuineje im Süden von Fuerteventura.

Laboranalysen des „Kanarischen Observatoriums für schädliche Algen“ („Observatorio Canario de algas nocivas“) haben Lyngbya majuscula als Verursacherin identifiziert.

Lyngbya bildet lange dunkle Fäden, die sich zu Büscheln zusammenknäulen. Eine Verwechselung mit Trichodesmium ist daher ausgeschlossen.

Fuerteventura Cyanobakterien Lyngbya majuscula
Lyngbya majuscula in ihrem natürlichen Lebensraum

Im englischen Sprachgebrauch wird dieses Cyanobakterium als „fire weed“, im deutschen als „Feuertang“ bezeichnet.

Diese Vulgärnamen geben auch schon einen Hinweis auf die Symptome, die umgangssprachlich als Seetangdermatitis bezeichnet werden: Hautjucken, Rötungen und Reizungen von Haut, Augen und Atemwegen, großflächige Entzündungen der Haut mit Bläschenbildung und in heftigeren Fällen Fieber und Atembeschwerden.

In der Art Lyngbya majuscula wurden rund 200 bioaktive Substanzen nachgewiesen, von denen einige die oben beschriebenen Symptome auslösen können.

Wenn „Blaualgen“, wie die Cynaobakterien umgangssprachlich auch oft genannt werden, massenhaft auftreten und dann absterben, kann der Zersetzungsprozess dem Wasser große Mengen Sauerstoff entziehen. Dies kann für Fische und andere Wasserorganismen neben der eigentlichen Toxizität zu einer tödlichen Bedrohung werden.

Cabildo hilft bei Säuberung des Strandes

Algen Fuerteventura Bagger
Das Cabildo de Fuerteventura stellte Bagger und LKWs für den Abtransport bereit

Das Observatorium für schädliche Algen empfiehlt die Entfernung der Biomasse, die sich am Strand von Gran Tarajal angesammelt hat. Dabei rät sie zur Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung wie Masken, Handschuhen und Schutzbrillen, um einen direkten Hautkontakt zu vermeiden.

Die Inselregierung von Fuerteventura unterstützt die Gemeinde Tuineje bei der Beseitigung der „Blaualgen“, unter anderem durch die Bereitstellung der dazu erforderlichen Maschinen und den Transport zum Entsorgungskomplex in La Zurita bei Puerto del Rosario.

Natürliches Phänomen

Das Auftreten von „Algenblüten“ oder genauer „Cyanobakterienblüten“ ist ein natürliches Phänomen und kommt auch vor den Küsten der Kanarischen Inseln regelmäßig vor, auch wenn diese „Verschmutzung“ nicht in das Bild passt, dass gerne in Hochglanzreiseprospekten vermittelt wird.

Die tropischen Arten wie Trichodesmium und Lyngbya lieben hohe Temperaturen und ruhiges Wasser. Ausgerechnet das perfekte Badewetter der letzten Wochen kann also mit dazu beigetragen haben, dass sich diese „Blaualgen“ explosionsartig vermehrt haben und nun den Badespaß auf Fuerteventura an einzelnen Stellen etwas mindern.

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8 Kommentare

  1. Bin eher zufällig bei diesem Artikel gelandet, weil ich auf der Suche nach brauchbaren Informationen zu Öffnungszeiten an Weihnachten war … aber nun denn … Cyanobakterien!
    Eins meiner Lieblingsthemen, mit dem ich gerne Freunden und Verwandten und auch unbekannte auf den Keks gehe! Ja, sollte man schon respektvoll mit umgehen und nicht so auf die leichte Schulter nehmen.
    Wer in Bio aufgepasst hat weiß, dass wir den Vorläufern der Cyanobakterien mehr oder weniger die aktuelle Zusammensetzung der Atmosphäre und damit auch unsere „Existierbarkeit“ zu verdanken haben. Sie nutzen nämlich „Treibhausgase“ und stellen Sauerstoff her (und zwar gigantische Mengen…da kann vermutlich kein Regenwald mithalten). Vor ein paar Milliarden Jahren kam es so zum „Great Oxygenation Event“ (die große Sauerstoffkatastrophe). Hier etwas Lektüre dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Sauerstoffkatastrophe
    Die „Giftigkeit“ der Cyanobakterien beim Baden ist da also eher weniger relevant bzw. in einem anderen Kontext zu sehen: In Bezug auf Sauerstoffherstellung haben alle Cyanobakterien dieselbe Konsequenz (mehr oder weniger). Durchaus vorstellbar, dass wir Menschen nicht endlos ohne Konsequenzen der anderen Art Treibhausgase produzieren können. Denn die Cyanobakterien werden sich vermutlich darum kümmern (und es gut finden, dass wir sie „füttern“). Fragt sich, wie hoch dann die Sauerstoffkonzentration der Atmosphäre wird und was dann passiert.
    Wir werden sehen. Merke: Viele Treibhausgase = Viele Cyanobakterien (stark vereinfacht aber so in etwa).
    Zum Glück hat es „Potential“. Denn die lieben Cyanos produzieren auch jede Menge (unvorstellbare Mengen) elektrischen Strom und geben diesen sehr gerne in die Umwelt ab, weil sie sonst „überladen“. Schändlich, sie nur als Biomasse zu sehen und zu „verheizen“. Vielleicht (nein, ganz sicher) ist die Energiequelle der Zukunft ja – zumindest zum Teil – bio-elektrischer Art und wächst direkt vor der Haustüre? Nur baden kann man dann vielleicht nicht mehr oder nicht immer. Dafür das Handy direkt am Strand aufladen. Wir werden es sehen.

    Das Meer ist mehr als nur ein Ort zum Baden. So viel mehr…

    PS: Ich erzähle jetzt lieber nichts über die Milliarden von Viren, die sich in nur einem Liter Meerwasser tummeln (auch wenn sie nur Bakterien auf die Pelle rücken). Das wäre evtl. nicht gut für den Tourismus. Aber wer mag, kann mal „T4-Phage“ oder „Bakteriophage“ googlen. Und Verschwörungstheorethiker könnten überlegen, warum ein so altes Virus aussieht, als hätte es jemand konstruiert…

  2. Auch in deutschen Landen gibt es sehr verbreitet Sperrungen von Badeseen oder Strandabschnitten an Ostsee oder Haff, Grund sind meist Blaualgen, die gefährliche Hautreizungen auslösen können. In Ermangelung fachmännischer Bezeichnungen oder kausaler Zusammenhänge sich verwindender Grashalme stelle ich fest, dass so etwas überall auftritt, wenn WETTER IST.

    Dank an die Fuerteventura Zeitung, die derartige Sachlagen und Vorkommnisse sehr sachlich und komepetent vermittelt. DESWEGEN wird die Zeitung gelesen. Reine Information mit Hinweisen und Ratschlägen. Die Redaktion spricht meines Wissens weder Verbote noch Zurechtweisungen aus.

    Wenn in Deutsch- oder Spanienland regionale Warnungen über Sperrungen von Gewässern in den Medien zur Kenntnis gebracht werden, entseht dort meines Wissens keine Diskussionen oder Shitstorms über Herkunft der Algen oder deren mögliche Zusammensetzung oder Auswirkungen aufs geliebte Tierfell ….

    Man nimmt es eigentlich zur Kenntnis, ist dankbar, auf die evtl. Gefahr hingewiesen worden zu sein und sucht sich halt eine Alternative.

    Warum hier nicht?

    Man gewinnt hier bei einigen Kommentaren die Auffassung, diese leben noch in der Antike .
    Dort wurden die Boten als Übermittler schlechter Nachrichten persönlich zur Verantwortung gezogen. Was Botengänge oft sehr unangenehm machte…

  3. Lieber Ralph,

    Ich denke die werden wissen was sie sagen und daher auch recht haben damit. Heute vor einer Woche waren mehrere Menschen mit brettern im Wasser und hatten ihren Spaß, und da war das auch bereits so das Algen überall im Wasser waren. Die Menschen vor Ort kennen das zudem. Deshalb ist deine Meinung gut aber eben nicht aller Meinung. Klar, Vorsicht ist besser als Nachsicht aber die Experten werden wissen was sie tun.

  4. Als ich nach dem ersten Beitrag darauf hingewiesen habe, daß man diese braune Flecken ernster nehmen sollte wurde ich ziemlich angegangen. Nun bestätigt sich doch, daß es mehrere Varianten gibt und die sind eben nicht so harmlos wie zuvor berichtet. Ansonsten müßte der Strand nicht gesperrt werden und der Strand abgetragen werden. Man sollte eben doch erst einmal hinterfragen ehe man los poltert. Zu hoffen bleibt, daß es nicht noch schlimmer kommt.

    • Wie man dem Artikel leicht entnehmen kann, hat sich die Situation geändert. Andere Cyanobakterienart, andere Konsequenzen. Die braunen Flecken, die ohnehin schon längst wieder verschwunden sind, sind weiterhin harmlos.

      • Alles richtig, lieber Thomas. Aber man darf dennoch bezweifeln ob die zuvor ermittelte Variante so harmlos war. Wer kommt schon drauf, etwas was seit Jahren auftritt sich plötzlich wandelt. Deshalb ist es umso wichtiger alles was normal und wiederkehrend ist, in der heutigen Zeit, besonders nach Corona, zu hinterfragen und sofort umfangreich zu untersuchen. Manchmal kann es bereits zu spät sein und die Touristen bleiben deshalb weg.Und das auf lange Zeit. Und es sind genau die, die sich einen Urlaub überhaupt noch leisten können. Wir werden es alle 2023 erleben. Und das finde ich sehr traurig für meine geliebte Insel und den ganz lieben und fleißigen Menschen dort.

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