
Das Wetter auf Fuerteventura lockte Ende Oktober und Anfang November 2022 mit herrlichen Badebedingungen: wenig Wind, kaum Wellen, reichlich Sonne und hohe Luft- und Wassertemperaturen.
Doch an manchen besonders ruhigen Tagen und vor allem nach besonders stark ausgeprägten Gezeiten wurde der Badespaß gelegentlich durch mysteriöse braune Flecken getrübt, die man auf der Wasseroberfläche beobachten konnte.
Nachdem uns in der Redaktion Anfragen von besorgten Lesern erreicht haben und in den sozialen Medien wildeste Theorien über die angebliche Herkunft dieser braunen Flecken verbreitet wurden, haben wir uns entschlossen, das Geheimnis um dieses völlig natürliche Phänomen zu lüften.
Doch das Wichtigste vorab: die braunen Flecken haben rein gar nichts mit Abwässern zu tun, die angeblich von Land aus ins Meer geleitet werden oder aus den Fäkalientanks von Schiffen stammen sollen. Ganz im Gegenteil: dieses Naturphänomen tritt vor allen in nährstoffarmen, also biologisch unbelasteten Gewässern, also dem Gegenteil von mit Fäkalien belastetem Wasser, auf!
Der Verursacher dieser braunen Flecken sind Cyanobakterien der Gattung Trichodesmium. Die Spanier nennen das Phänomen „serrín del mar“, die Engländer „sea dust“, was so viel wie „Meeressägemehl“ oder „Seestaub“ bedeutet. Tatsächlich erinnern die braunen Flecken an auf der Meeresoberfläche schwimmenden Staub oder Sägemehl.
Der eisenhaltige Saharastaub, der von der in diesem Jahr häufig aufgetretenen Calima in großen Mengen an den Küsten von Fuerteventura deponiert wurde, spielt eine wichtige Rolle in der Biologie der Cyanobakterien und ist auch Bestandteil dessen, was wir als braune Flecken auf dem Wasser beobachten können.
Trichodesmium bildet lange Fäden aus Zellen, die sich zu größeren Kolonien zusammenknäulen.
Die Zellen betreiben Photosynthese und sind außerdem in der Lage, ihren Stickstoffbedarf direkt aus der Luft zu decken. Biologen nennen diese Eigenschaft Diazotrophie. Deshalb sind sie auch nicht auf überdüngtes stickstoffreiches Wasser angewiesen.
Die Knäule, die die Cyanobakterien bilden, haben die Eigenschaft, wie ein Wischmop Staub an sich zu binden. In den Kolonien leben weitere Bakterien, die in der Lage sind, die Staubpartikel zu zersetzen, und die dabei Eisenverbindungen freisetzen, die von den Cyanobakterien verstoffwechselt werden können.
Aufgrund dieses einzigartigen Stoffwechsels und der Symbiose mit den staubzersetzenden Bakterien können sich große „Blüten“ von Cyanobakterien in Gewässern bilden, in denen z.B. für Algen zu wenig Nährstoffe vorhanden sind.
Perfekte Bedingungen für starke Vermehrung von Trychodesmium
Trichodesmium liebt hohe Wassertemperaturen von über 20 Grad. Je weniger die Wasseroberfläche von Wind und Wellen „umgerührt“ wird, desto besser können sich die Bakterienfäden zusammenknäulen und Staub von der Wasseroberfläche aufnehmen. Bei extremen Hochwasser wird besonders viel Staub vom Strand ins Meer gespült. Im Jahr 2022 gab es besonders häufig Calima, der große Mengen an Staub nach Fuerteventura gebracht hat.
All diese perfekten Lebensbedingungen findet Trichodesmium in diesem November vor der Küste von Fuerteventura, weshalb die „Blüte“ zurzeit besonders deutlich sichtbar wird.
Manche Trichodesmium-Arten geben Toxine in das Wasser ab, die für Fische, Ruderfußkrebse und Austern tödlich sein können.
Bei besonders empfindlichen Menschen können manche Cyanobakterien-Arten Hautreizungen verursachen, die sich durch Juckreiz äußern.
Die zurzeit zu beobachtenden Konzentrationen und die vorkommende Art sollten für Menschen jedoch keine Gefahr darstellen.
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Warum eigentlich werden Artikel, welche sachlich und fachlich äußerst informativ und aufschlussreich sind, stets völlig aus dem Zusammenhang gerissen, regelrecht sinnentleert kommentiert?
Gäbe es an fachlicher Kompetenz oder inhaltlich schwerwiegende Fehler, kann man diese sicherlich beanstanden, irren ist menschlich.
Hier aber wird die Kommentarfunktion desöfteren dazu benutzt, sich entweder artikelfremd untereinander zu beleidigen oder die Plattform für offene Meinungsmache in eigener Sache zu verwenden, möglichst effektiv untermalt mit Links zu Webseiten, wenn die eigne Rethorik nicht mehr reicht, obwohl Links ja laut Kommentar-Etikette eigentlich nicht zulässig sind.
Dies ist hier, aber natürlich auch sonst sehr oft zu beobachten. Insebesondere, wenn es darum geht, Kommentatoren zu belehren.
Aber wenn es eine vormacht, folgen die Nachahmer natürlich schnell 🙂
Ich dachte immer, ein Zeitungsartikel soll informieren, wenn nötig, der Inhalt ergänzt oder hinterfragt werden. Sachlich, gern auch mal mit Humor.
Der fehlt vielen hier.
@ ignorantia
Sie machen ihrem Namen richtig Ehre. Sie ignorieren Tatsachen und reisen Dinge aus dem Zusammenhang. Sie verwechseln Dinge und machen diese zu ihren eigenen Tatsachen.
Vielen Dank für den informativen Artikel und mein Beileid, dass der Dank dafür (teilweise) dumme Kommentare aus der Aluhutträgerfraktion sind.
Danke für die schnellen guten Informationen.
Beim Lesen des ausführlichen und interessanten Beitrags kamen mir auch sofort Zweifel wegen der Verharmlosung. Ich mußte auch sofort daran denken, daß nicht nur Hunde hier gestorben sind, leider. Ich verstehe, daß man man keine Panik verbreiten darf und sollte. Schon gar nicht über und auf unsere Lieblingsinsel. Aber Vorsicht, dranbleiben und (neuerdings) immer und Alles hinterfragen. Damit es hinterher nicht zu spät ist. Denn wenn die Touristen einmal wegbleiben dann bleiben sie es für lange Zeit. Und Manchen ist Schicksal, Manches gewollt. Es gibt viele Beispiele dafür. So ist es leider. Im Übrigen gab es schon immer mehr oder weniger Calima aber nicht diese braunen „Schlieren“ auf dem Meer.
Ich finde es immer wieder interessant, dass uns entweder „Panikmache“ oder „Verharmlosung“ vorgeworfen wird. Noch einmal: die Hunde, die in Deutschland gestorben sind, haben das Wasser getrunken und dabei möglicherweise eine toxische Süßwasserart von Cyanobakterien (oder irgend einen anderen Keim?) aufgenommen. Kein Hund und auch kein Badender trinkt Wasser aus dem Meer. Außerdem sind die Cyanobakterien hier auf Fuerteventura eine andere Art als die, an denen die Hunde in Deutschland möglicherweise (?) (hinterfragen!) gestorben sind. Diese braunen Schlieren gab es sehr wohl schon früher, sofern die Bedingungen von Temperaturen, Wind und Wellen entsprechend.
@ Ralph
Wow, wieder einmal sehr viel Meinung bei gleichzeitiger Ahnungslosigkeit.
Wie der „deutsche Michel“ so ist, zweifeln wir erst einmal an was andere fachlich recherchiert haben.
Toller informativer Artikel – besten Dank!
danke für den wirklich journalistisch ausgefeilten Artikel. es gibt leider immer wieder Leute , die für sie unerklärlichen Dinge sofort eine Verschwörung aus dem Ärmel holen müssen
Bei uns sind vorletzten Sommer 3 Hunde nach einem Bad in der Ostsee gestorben..an Cyanobakterien..Blaualgen..sehr witzig der redaktionelle Standard hier…will ja nicht sagen das hier mit Absicht herunter gespielt wird was Risiken angeht und da ist die Recherche soviel von diesem Beitrag wert wie die Aussage Wasser wäre nicht nass. Hier der Beitrag über die toten Hunde, von wegen „bei empfindlichen Menschen gäbe es HAUTREIZUNGEN“! https://www.stern.de/gesundheit/blaualgen–mehrere-hunde-verenden-nach-badeausflug-9370902.html
Bevor man kritisiert, sollte man unseren Artikel nicht nur lesen, sondern auch vollständig verstehen. Die Hunde in dem von Dir zitierten Artikel sind gestorben, nachdem sie das Wasser GETRUNKEN hatten. Würden Hunde (oder Badende) das Meerwasser an den Küsten vor Fuerteventura TRINKEN, wären die paar darin enthaltenen Cyanobakterien sicher ihr kleinstes Problem. In unserem Artikel heißt es ausdrücklich „…Die zurzeit zu beobachtenden Konzentrationen und die vorkommende Art sollten für Menschen jedoch keine Gefahr darstellen…“. Da es sich im Fall der Hunde offenbar um Süßwasser handelte, war dieses mit Sicherheit mit einer anderen Cyanobakterien-Art belastet als die, die zurzeit im Meerwasser vor Fuerteventura vorkommt. Aber wir könnten zur Sicherheit natürlich noch den Hinweis anbringen, dass man besser nicht direkt aus dem Meer vor Fuerteventura trinken sollte.
Danke für den ausführlichen und insgesamt beruhigenden Artikel über ein etwas ungewohntes und verunsicherndes Phänomen.