Die mysteriösen braunen Flecken vor den Stränden von Fuerteventura sind wieder da

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Zuletzt erhitzten die „braunen Flecken“ vor den Küsten Fuerteventuras die Gemüter in den sozialen Medien im Herbst 2022. Nach einem heißen Sommer und während einer noch immer andauernden Hitzewelle im Oktober, einer intensiven Calima-Episode und seit Monaten extrem hohen Wassertemperaturen sind sie jetzt im Oktober 2023 wieder da, die unappetitlichen „Algenteppiche“, die die Wellen mancherorts statt im üblichen Türkis in einem „ekeligen“ Braun erscheinen lassen, so als hätte jemand massenhaft Staub und Sägespäne auf die Wasseroberfläche gestreut.

Diese brauen Flecken trüben zurzeit z.B. in Costa Calma, gemeinsam mit anderen Algen und Tanggras an manchen Tagen den Badespaß.

Nachdem uns in der Redaktion Anfragen schon im letzten Jahr von besorgten Lesern erreicht haben und in den sozialen Medien wildeste Theorien über die angebliche Herkunft dieser braunen Flecken verbreitet wurden, haben wir uns entschlossen, das Geheimnis dieses völlig natürlichen Phänomens zu lüften.

Doch das Wichtigste vorab: die braunen Flecken haben rein gar nichts mit Abwässern zu tun, die angeblich von Land aus ins Meer geleitet werden oder aus den Fäkalientanks von Schiffen stammen sollen. Ganz im Gegenteil: dieses Naturphänomen tritt vor allen in nährstoffarmen, also biologisch unbelasteten Gewässern, also dem Gegenteil von mit Fäkalien belastetem Wasser, auf!

Der Verursacher dieser braunen Flecken sind Cyanobakterien der Gattung Trichodesmium. Die Spanier nennen das Phänomen „serrín del mar“, die Engländer „sea dust“, was so viel wie „Meeressägemehl“ oder „Seestaub“ bedeutet. Tatsächlich erinnern die braunen Flecken an auf der Meeresoberfläche schwimmenden Staub oder Sägemehl.

Der eisen- und phosphorhaltige Saharastaub, der von der im Oktober 2023 intensiv auftretenden Calima in großen Mengen an den Küsten von Fuerteventura deponiert wurde, spielt eine wichtige Rolle in der Biologie der Cyanobakterien und ist auch Bestandteil dessen, was wir als braune Flecken auf dem Wasser beobachten können.

Trichodesmium bildet lange Fäden aus Zellen, die sich zu größeren Kolonien zusammenknäulen.

Die Zellen betreiben Photosynthese und sind außerdem in der Lage, ihren Stickstoffbedarf direkt aus der Luft zu decken. Biologen nennen diese Eigenschaft Diazotrophie. Deshalb sind sie auch nicht auf überdüngtes stickstoffreiches Wasser angewiesen.

Die Knäule, die die Cyanobakterien bilden, haben die Eigenschaft, wie ein Wischmop Staub an sich zu binden. In den Kolonien leben weitere Bakterien, die in der Lage sind, die Staubpartikel zu zersetzen, und die dabei Eisenverbindungen freisetzen, die von den Cyanobakterien verstoffwechselt werden können.

Aufgrund dieses einzigartigen Stoffwechsels und der Symbiose mit den staubzersetzenden Bakterien können sich große „Blüten“ von Cyanobakterien in Gewässern bilden, in denen z.B. für Algen zu wenig Nährstoffe vorhanden sind.

Wenn die Cyanobakterien sich zersetzen, steht der in ihnen gebundene Stickstoff anderen Lebewesen der untersten Stufen der Nahrungskette als Nährstoff zur Verfügung.

Perfekte Bedingungen für starke Vermehrung von Trychodesmium

Trichodesmium liebt hohe Wassertemperaturen von über 20 Grad. Je weniger die Wasseroberfläche von Wind und Wellen „umgerührt“ wird, desto besser können sich die Bakterienfäden zusammenknäulen und Staub von der Wasseroberfläche aufnehmen. Bei extremen Hochwasser wird besonders viel Staub vom Strand ins Meer gespült. Im Oktober 2023 hat die intensive Calima große Mengen an Staub nach Fuerteventura gebracht hat.

All diese perfekten Lebensbedingungen findet Trichodesmium in diesem Oktober vor der Küste von Fuerteventura, weshalb die „Blüte“ zurzeit besonders deutlich sichtbar wird.

Manche Trichodesmium-Arten geben Toxine in das Wasser ab, die für Fische, Ruderfußkrebse und Austern tödlich sein können.

Bei besonders empfindlichen Menschen können manche Cyanobakterien-Arten Hautreizungen verursachen, die sich durch Juckreiz äußern.

Die zurzeit zu beobachtenden Konzentrationen und die vorkommende Art sollten für Menschen jedoch keine Gefahr darstellen.

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