Inselregierung von Fuerteventura plant dicken Gewinn mit desolatem Windpark bei Costa Calma

Windpark-Costa-Calma

Der Windpark im Hinterland von Costa Calma war einst das energetische Vorzeigeprojekt von Fuerteventura. Als der „Parque Eólico de Cañada de la Barca“ im Jahr 1994 ans Netz ging, hatten die 45 Windräder eine installierte Leistung von rund 11MW.

Der Windpark gehört dem Unternehmen „Eólicas de Fuerteventura“, dessen Gesellschafter zu 60% der Wasserversorgungsverband CAAF (Consorcio de Abastecimiento de Aguas de Fuerteventura) und zu 40% das Unternehmen Enel Green Energy sind.

Hauptmotiv für die Installation des Windparks war damals die Senkung der Energiekosten für die Meerwasserentsalzung. Tatsächlich wurde Ende der 1990er Jahre sogar fast genauso viel Strom von dem Windpark erzeugt, wie für die Meerwasserentsalzung verbraucht wurde.

Doch seit Anfang der 2000er Jahre öffnete sich die Schere zwischen der Energieerzeugung des Windparks und dem Stromverbrauch der Meerwasserentsalzung auf Fuerteventura immer weiter.

Der Stromverbrauch für die Meerwasserentsalzung stieg kontinuierlich, weil die Zahl der Einwohner und die der Touristen auf Fuerteventura immer weiter zunahm.

Bei der Stromerzeugung im Windpark ist dagegen von 1999 bis 2013 ein deutlicher Abwärtstrend zu erkennen. Dieser scheint seinen Grund jedoch nicht in schwächer werdendem Wind zu haben, sondern vielmehr an einem sich immer weiter verschlechternden Zustand des Windparks in Folge von mangelnder Wartung.

Die Erträge des Windparks sind auf der Webseite von EolicasdeFuerteventura.es nur bis 2013 aufgeführt. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Entweder hat man die Daten nicht veröffentlicht, weil man sich ohnehin kaum noch um den Windpark gekümmert hat. Oder aber die Ertragszahlen wären schlicht peinlich gewesen, weil sie den messbaren Beleg für dessen Vernachlässigung geliefert hätten.

Für den aufmerksamen Beobachter war jedoch auch ohne amtliche Statistik längst erkennbar, dass der Windpark dem Verfall ausgesetzt war. Von Jahr zu Jahr drehten sich auch bei gutem Wind immer weniger Windräder.

Potentielle Goldgrube

Wer die Costa Calma im Süden von Fuerteventura kennt, weiß, dass es dort an Wind nicht mangelt. Wo wenn nicht hier sollte ein Windpark seinem Betreiber reichlich Gewinn bescheren?

Doch ein Blick in die Bilanzen der letzten Jahre zeigt ein anderes Bild: schwache Einnahmen, hohe Kosten und folglich geringe Gewinne oder gar Verluste.


2018201920202021
Erträge861.000732.000274.000929.000
Kosten-722.000-600.000-474.000-494.000
Jahresergebnis139.000132.000-200.000435.000

In 2021 zeigt sich jedoch ein deutlicher Sprung der Einnahmen und folglich auch ein deutlich höherer Gewinn. Dies dürfte eine unmittelbare Folge der Wartungs- und Reparaturarbeiten sein, dank derer offenbar eine Reihe der desolaten Windräder wieder flott gemacht werden konnten.

Für das Jahr 2023 plant Eólicas de Fuerteventura mit einem Gewinn von knapp 1,5 Mio Euro. Dies ergibt sich aus dem Wirtschaftsplan, den das Unternehmen in der Sitzung des Verwaltungsrats am 09. November 2022 beschlossen hat. Ein Grund für die voraussichtlichen Mehreinnahmen dürften vor allen die stark gestiegenen Strompreise sein, zu denen der erzeugte Strom möglicherweise verkauft werden kann.

Die Gewinne, sofern sie denn tatsächlich entstehen, sollen für zukünftige Investitionen im Unternehmen bleiben. Es gibt laut Webseite des Unternehmens bereits Pläne für eine Modernisierung des Windparks. Die 45 bestehenden Windräder mit einer Leistung von rund 11MW sollen durch 8 moderne Generatoren mit insgesamt 16MW ersetzt werden.

Wann diese Pläne realisiert werden und warum trotz des um ein Vielfaches gestiegenen Energiebedarfs der Insel die Leistung des Windparks nur um rund 50% erweitert werden soll, erscheint aufgrund der erheblichen Defizite bei Ausbau der neuen Energien auf Fuerteventura höchst fraglich.

Der Windpark bei Costa Calma ist zurzeit einer der Lost Places auf Fuerteventura. Hast Du unseren Youtube-Kanal schon abonniert?

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3 Kommentare

  1. Man müsste einen Investor finden, der klotzt und nicht kleckert. Die nicht eben mit Reichtum gesegnete arbeitende Bevölkerung der Insel müsste an den Gewinnen massiv beteiligt werden.
    Fuerteventura hat alle Voraussetzungen dafür, mit der Erzeugung von Strom und Wasserstoff richtig erfolgreich zu werden.
    Liebe Grüße von Freunden der Insel aus Deutschland, wo gegenwärtig ein leiser Ruck durch die Gesellschaft geht – hin zu grüner Energie. R. Lorenz

    • Deutschland ist nun wirklich nicht als Vorzeigebeispiel beim Thema Energiewende geeignet ! Vom „leisen Ruck hin zur grünen Energie“ kann ja wohl keine Rede sein. Was hier ablief war ganz klassisch “ mit aller Konsequenz den 3. und 3. Schritt vor dem 1. machen“, wie so oft. Hier werden zuerst die klassischen Energiequellen abgeschaltet (einschließlich ohne Not die AKW) und dann dank der bürokratischen Hürden langsamer als nötig, durch die sogenannten Erneuerbaren ersetzt. Und noch dazu mit dem Wissen, dass mit den einzig verfügbaren (Wind + Sonne) es technisch nicht möglich ist, die Grundlast täglich über 24 Stunden abzusichern. Man wusste und weiß auch (mit Ausnahme der technisch schwachen aber beim ideologischen Dogma starken Grünen), dass das System ohne Speichertechnologie nicht funktioniert und solche Technologien es weder in ökonomisch sinnvoller Form noch in ausreichender Kapazität es in absehbarer Zeit geben wird. Folglich musste die fehlende Strommenge mit Hilfe Putins Gas erzeugt und das nette Wort Brückentechnologie kreiert werden. Bis dato hatte diese deutsche Energiewende vor allem dazu geführt, dass wir Bürger für Strom in Deutschland weltweit mit am höchsten zahlen durften. Das nunmehr aktuelle Dilemma kennen wir. Wer glaubt, unsere regierenden Politiker räumen nunmehr Fehler der Vergangenheit ein, irrt gewaltig. Schuld an der Misere sind jetzt fehlendes Kühlwasser bei den französischen AKW und natürlich Putin, weil er uns kein Gas mehr liefert. Wenn das der durch die Gesellschaft gehende leise Ruck sein soll, ein leiser Ruck mittels unzureichendem und unbezahlbarem Strom und Gas; Nein Danke !

  2. Es ist wie überall hier auf der Insel: Dank üppig fließender Fördermittel werden zum Teil unsinnige Bauvorhaben gestartet ohne im Geringsten daran zu denken, dass diese nach der publikumswirksamen Fertigstellung auch regelmäßig gewartet und ggf. repariert werden müssen. So reiht sich hier inzwischen Ruine an Ruine und niemanden von den Initiatoren interessierts… Das öffentliche Trinkwassernetz ist nur eins von vielen Beispielen – 30% Verlust auf dem Weg zum Abnehmer scheint hier völlig normal!

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