Ornithologen warnen vor Ausbreitung des Rußbülbül auf Fuerteventura

Russbülbül

Er ist so schön, dass er vor seinem Verbot nach Spanien importiert und auch auf Fuerteventura als Haustier gehalten wurde. Sein mutiger, fast schon zutraulicher Charakter und sein schöner Gesang können Unwissende durchaus bezirzen und über sein zerstörerisches Wesen hinwegtäuschen. Imitiert der Mensch seine Laute mit ähnlich klingenden Pfeiftönen, so entwickelt sich manchmal ein regelrechter Dialog, der sich über mehrere Minuten hinziehen kann. Die Rede ist vom Rußbülbül oder Rotsteißbülbül (Pycnonotus cafer), einer invasiven Vogelart, die auf Fuerteventura erstmals in 2001 gesichtet wurde und sich seitdem hier immer weiter etabliert.

Die spanische Gesellschaft für Ornithologie (Vogelkunde) [SEO/BirdLife (Sociedad Española de Ornitología)] warnte in ihrem jüngsten Jahresbericht über exotische Vögel in Spanien ausdrücklich vor einer weiteren Etablierung des Rußbülbül.

Nicht ohne Grund, denn die Art steht auf der Liste der „100 schlimmsten invasiven Arten der Welt“ und im spanischen „Katalog der invasiven exotischen Arten“.

Ebenfalls in diesem Top-100-Ranking vertreten sind der Halsbandsittich (Psittacula krameri) und der Mönchsittich (Myiopsitta monachus)

Möchsittich
Möchsittiche zählen auf Fuerteventura zu den invasiven Arten.

Die drei Arten haben eines gemeinsam: sie wurden auf Fuerteventura vom Menschen eingeschleppt und gelten als extrem schädlich für das Ökosystem.

Zwar kein Vogel, aber ebenfalls eine eingeschleppte invasive Art ist das allseits (nur nicht bei Biologen) beliebte Atlashörnchen.

Rußbülbül besonders schädlich für das Ökosystem auf Fuerteventura

Schon in 2018 warnte die Biologin Susana Saavedra im Zusammenhang mit der von der Inselregierung von Fuerteventura beauftragten Bestandsaufnahme invasiver Vogelarten eindringlich vor dem Rußbülbül.

Die Vogelart stammt ursprünglich aus Indien, wo er für Vogelkämpfe, vergleichbar mit Hahnenkämpfen, benutzt wird.

Der Rußbülbül wurde auf Fuerteventura erstmals 2001 in Corralejo gesichtet. In 2010 konnte Saavedra 9 Exemplare in La Lajita einfangen. Bis 2018 hatte sich die Populationsdichte verringert, dafür kommt das Tier an mehreren Stellen vor. So wurde es in Morro Jable, am Flughafen, in Puerto del Rosario und in La Lajita gesichtet. Auch in La Pared ist der Rußbülbül gelegentlich gesehen worden.

Außerdem wird der Rußbülbül auch trotz Verbot immer noch in Gefangenschaft gehalten.

Rußbülbül w
Den Namen Rußbülbül verdankt der Vogel seinem schwarzen Kopf. Der zweite Vulgärname „Rotsteißbülbül“ spielt auf den roten Fleck am Popo an.

Saavedra hat den Rußbülbül bereits auf anderen Ozeanischen Inseln gejagt. Rund 15.000 Exemplare hatte sie 2018 schon gefangen, 4.500 allein im Jahr 2012 auf Tahiti. Dies zeigt, in welchen Massen diese invasiven Arten sich ausbreiten können.

Der Rußbülbül kann den Ökosystemen, in die er eindringt, auf zweierlei Weise schaden. Zum einem tötet er die Küken heimischer Arten direkt. Zum anderen ist er ein direkter und agressiver Nahrungskonkurrent. Er frisst anderen Arten regelrecht das Futter weg.

Ziel müsse es laut Saavedra sein, den Rußbülbül ebenso wie die eingeschleppten Sitticharten aus dem Ökosystem Fuerteventuras zu entfernen.

Dazu sei es im ersten Schritt unter anderem nötig, die Einheimischen und die Besucher aufzuklären. Insbesondere müsse man den Urlauber erklären, wie schädlich es ist, diese Arten zu füttern. Dazu könnte man ihrer Ansicht nach z.B. mit mehrsprachigen Schildern bereits am Flughafen darauf hinweisen, dass das Füttern verboten ist und mit hohen Strafen bedroht ist.

In einem zweiten Schritt würden die Tiere mit Fallen eingefangen werden, um die Population so weit auszudünnen, dass sie sich nicht weiter vermehren kann. Aber selbst wenn die Tiere vollständig aus der Natur entfernt werden können, besteht immer noch das Risiko, dass sie erneut auftreten können, solange noch Exemplare in Gefangenschaft leben. Diese könnten auch in Zukunft entkommen oder von ignoranten Zeitgenossen ausgesetzt werden.

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13 Kommentare

  1. Hallo nach Fuerteventura,

    wenn die Hinweise am Flughafen nicht ausreichen, wäre es nicht sinnvoll, wenn die Inselregierung und das Tourismusministerium
    die interessierte Schar von Fuerteventura -Urlaubern bereits beim Buchen der Reisen im Reisebüro auf die Dringlichkeit des Anliegens hinweisen lassen?
    Analog dazu die Online Bucher kurz vor Abschluss der Buchung.
    Günter

  2. wie wahr! Die Natur wird sich hoffentlich bald seiner unsäglichen Fehlentwicklung Mensch entledigen
    Wir sind zu viele auf unserem planeten u. haben keine natürliche n Feinde( alle von uns massakriert) . so viele wunderchöne Wesen
    und die Wenigsten bemerken es wirklich.
    Ich kann diese Vernichtungsschlacht seelisch oft nicht mehr ertragen u. bin froh wenn sich die grosse Intelligenz Natur endlich wehrt. Aber halt! Sie ist ja schon dabei!

  3. Heute an der alten Shell-Tankstelle Barranco de los Canarios: Heidenlärm in der Palme, die Spatzen waren außer sich. Und da saß er und plusterte sich unschuldig auf, der Rußbülbül.
    Hat der Vogel eigentlich einen spanischen / kanarischen Namen?

    • Erstens: definiere „Panik machen“. Zweitens: Sollte sich die Menschheit wirklich immer nur um das jeweils schlimmste Problem auf der Welt kümmern? Da stellt sich ja schon das Problem „welches ist das schlimmste Problem?“ Es ist doch gerade ein Kennzeichen der arbeitsteiligen Gesellschaft, dass sich viele schlaue Köpfe parallel um viele größere und kleinere Probleme gleichzeitig kümmern können. Viel problematischer finde ich, dass viele Menschen glauben, auf jedem Gebiet Experte zu sein und daher auch zu wissen glauben, was in den jeweiligen Spezialgebieten wichtig und richtig ist uns was nicht.

  4. ja, auch ich habe diesen Rußbülbül in Costa Calma gesehen und auch fotografiert. Er fiel mir auf, weil er ganz hübsch ist (sorry!), allerdings wusste ich nicht, dass er so schädlich ist.
    Dieses Exemplar war zwischen der Hauptstraße und der Autobahn unterwegs.

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