Auf der kleinen Insel Lobos nördlich von Fuerteventura, haben Archäologen eine bahnbrechende Entdeckung gemacht, die das Bild des Römischen Reiches auf den Kanarischen Inseln revolutionieren könnte. Die jüngsten Ausgrabungen auf dem archäologischen Fundplatz „Lobos I“ haben ergeben, dass das römische Einflussgebiet hier größer war als bisher angenommen.
Die Forschungskampagne, durchgeführt vom Cabildo de Fuerteventura (Inselregierung), dem Organismo Autónomo de Museos, Centros (OAMC) des Cabildo de Tenerife und der Universidad de La Laguna, hat den Fokus auf den südlichen Teil des Fundplatzes erweitert. Dabei wurden nicht nur neue Muschelhaufen entdeckt, sondern auch erstmals Georadar-Untersuchungen durchgeführt, die drei bisher unbekannte archäologisch interessante Zonen aufzeigen.
Die Präsidentin des Cabildo de Fuerteventura, Lola García, besuchte persönlich die Ausgrabungen, begleitet von lokalen Politikern und Archäologieexperten. Die Leitung der Ausgrabung oblag dem Konservator des Archäologischen Museums von Fuerteventura, Isidoro Hernández, sowie Carmina del Arco von der Universidad de La Laguna und Mercedes del Arco Aguilar, Konservatorin der Museen von Teneriffa.
Bereits seit 2012 wurden im Ausgrabungsgebiet „Lobos I“ erste Sondierungen durchgeführt, gefolgt von wiederholten Kampagnen bis zur aktuellen im Jahr 2023. Der Fundplatz an der Playa de la Calera oder de la Concha hat sich als die bedeutendste archäologische Stätte auf den gesamten Kanaren herausgestellt, da er die Präsenz der Römer auf dem Archipel bestätigen konnte.
Die Ergebnisse der Ausgrabungen enthüllen die Existenz einer römischen Produktionsstätte für Purpur, datiert zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. Die Islote de Lobos bei Fuerteventura wurde somit als südliche Grenze der wirtschaftlichen Interessen der Römer identifiziert. Schließlich galt Purpur als kostbares Produkt als ein Symbol für Luxus und Macht. Die saisonale Anwesenheit des Römischen Reiches wurde zusätzlich durch den Fund eines zweiten Standortes (Lobos II) bestätigt.
Archäologisch wertvolle Entdeckungen
Carmina del Arco betonte die Einzigartigkeit der Purpurwerkstätten: „Für Archäologen sind diese Purpurwerkstätten eine äußerst wertvolle Entdeckung, da diese die einzigen bekannten Werkstätten vom Bereich der Meerenge von Gibraltar bis weit in den Atlantischen Ozean sind“. Die jüngsten Arbeiten konzentrierten sich auf die südliche Zone des Fundplatzes, wobei Überbleibsel aus dem Alltagsleben der Menschen, die in der Purpurproduktion tätig waren, und ihre Arbeitsbereiche entdeckt wurden. Neue Muschelhaufen und mit Farbstoff getränkte Sedimente wecken internationales Interesse.
Ein besonders aufregender Fortschritt für die Archäologen im Rahmen dieser Ausgrabung sind die georadarbasierten Untersuchungen, die drei potenziell archäologisch interessante Bereiche im Norden und Süden des Fundplatzes aufzeigten. Dies könnte bedeuten, dass die derzeitige Ausgrabungsfläche von rund 520 Quadratmetern in kommenden Ausgrabungen auf die gesamte Fläche der Playa de La Calera und andere Bereiche der Insel ausgedehnt wird.
Die Präsidentin Lola García betonte die Tragweite des archäologischen Projekts: „Dies ist das bedeutendste archäologische Projekt auf den gesamten Kanaren und könnte die Anwesenheit römischer Siedlungen im Archipel bestätigen, was unsere Geschichte vollständig verändern würde.“ Sie erklärte weiter, dass die Region möglicherweise reicher an archäologischen Schätzen ist als zunächst angenommen, und betonte die Notwendigkeit, die Forschung voranzutreiben.
Ein Museum für Lobos?
Der Inselrat Rayco León unterstrich die noch ausstehende Arbeit an dieser Ausgrabungsstätte, nicht nur in zukünftigen Grabungskampagnen, sondern auch in den Studien, die aus dem hier gefundenen Material hervorgehen werden. Das Potenzial für die Entwicklung eines Museums, das die Geschichte der Region präsentiert, sei enorm und werde einen integralen Bestandteil der Bemühungen zur Verbreitung des kulturellen Erbes bilden.
In den bisherigen Ausgrabungen wurden zahlreiche Materialien römischer Herkunft gefunden, darunter Töpfereiwaren und Metallstücke aus Bronze, Eisen, Blei und Stein, die mit dem Purpurgewinnungsprozess in Zusammenhang stehen. Auch Objekte im Zusammenhang mit häuslichen Aktivitäten wurden registriert, darunter Kochkeramik und Tischgeschirr sowie Feuerstellen, die den Verzehr von Ziegen, Schafen, Schweinen, Fischen, Muscheln und pflanzlichen Produkten belegen. In dieser letzten Kampagne wurden zudem Hinweise auf Tafelgeschirr aus schwarzer glasierter Keramik entdeckt, das von den wohlhabenden Klassen des Römischen Reiches genutzt wurde.
Die Ausgrabungsarbeiten werden vom Archäologischen Museum von Fuerteventura und den Museen von Teneriffa durchgeführt, unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universidad de La Laguna, der Dirección General de Patrimonio Cultural .
Diese aufregenden Entwicklungen versprechen nicht nur neue Einblicke in die römische Präsenz auf den Kanarischen Inseln, sondern könnten auch die Grundlage für zukünftige archäologische Erkundungen und die Gestaltung eines Museums legen, das die faszinierende Geschichte der Region erzählt. Wir bleiben gespannt auf weitere Enthüllungen von der Insel Lobos.
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