Der Eigentümer einer Finca in Lajares im Norden von Fuerteventura dürfte nicht schlecht gestaunt haben, als ihm der Übeltäter in die Falle ging, der mutmaßlich für die Schäden an den Pflanzen in seinem privaten Gemüsegarten verantwortlich ist.
Weil er regelmäßig Fraßspuren an Obst und Gemüse entdeckte, das er mühevoll anbaute, hatte er sich entschlossen, eine Falle aufzustellen. Als er am 22.02.2024 wieder einmal nachsah, ob er den Gemüsedieb bereits erwischt hatte, fand er zu seiner Überraschung ein Exemplar der Gran-Canaria-Rieseneidechse (Galliota stehlini) vor, die im Norden von Fuerteventura eigentlich gar nicht vorkommen sollte.
Dies gab die Inselregierung von Fuerteventura (Cabildo) am 25. Februar 2024 in einer Pressemitteilung bekannt.
Das Reptil wies eine Länge von 44 Zentimetern und ein Gewicht von 117 Gramm auf.
Das Tier wurde zur weiteren Betreuung in die Biologie-Station von La Oliva gebracht, die sich gewöhnlich um die Pflege und Rehabilitation verletzter Wildtiere kümmert. Dort soll sie bleiben, bis über ihr weiteres Schicksal entschieden wird. Bevor das Tier möglicherweise wieder in seinen natürlichen Lebensraum nach Gran Canaria zurückgebracht werden kann, muss jedoch einiges an Papierkram erledigt werden.
Eingeschleppte Arten können für lokale Ökosysteme problematisch sein
Wie der deutsche Vulgärname der Gran-Canaria-Rieseneidechse schon erahnen lässt, ist Gallotia stehlini auf Gran Canaria endemisch. Auf Fuerteventura gilt ihre Präsenz unter Biologen bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts als gesichert. Nach ihrer Einführung auf Fuerteventura hat sie hier mehrere Populationen gebildet, von denen einige jedoch wieder verschwunden sind.
In 2009 wurden insgesamt drei überlebensfähige Populationen der Gran-Canaria-Rieseneidechse auf Fuerteventura verzeichnet, davon eine im Barranco del Torre in der Gemeinde Antigua sowie eine in Cañada de la Mata und eine in der Siedlung Juan Gópar, beide im Gemeindegebiet von Tuineje.
Die Populationen auf Fuerteventura scheinen sich, Untersuchungen aus dem Jahr 2009 zufolge, im Gleichgewicht zu befinden und weisen bei einer sehr geringen Populationsdichte kein Wachstum auf.
Außerdem konnten Biologen damals keine Auswirkungen auf auf die Population der Ostkanaren-Eidechse (Gallotia atlantica) feststellen. Die befürchtete Verdrängung hat scheinbar nicht stattgefunden, obwohl die wesentlich kleinere Art auf dem Speiseplan der Rieseneidechse steht. Dennoch könnte die Rieseneidechse als Allesfresser für lokale Arten grundsätzlich ein Problem darstellen.
Fossile Überreste der Gran-Canaria-Rieseneidechse wurden auf Fuerteventura dagegen noch nie gefunden, was darauf hindeutet, dass sie noch nicht sehr lange hier vorkommt.
Wie kam die Rieseneidechse nach Lajares?
Die Gran-Canaria-Rieseneidechse lebt gerne in der Nähe des Menschen, insbesondere in groben Mauern, Schutthaufen und auf Bananen- oder Tomatenplantagen. Es wird vermutet, dass sie im 19. Jahrhundert mit von Gran Canaria importiertem Bauholz nach Fuerteventura gelangt ist, das damals in der Nähe der heutigen Habitate gelagert wurde.
Die Frage, woher das Exemplar in Lajares stammt, dürfte für die Biologen äußerst interessant sein. Sie könnte entweder von den bereits bestehenden Populationen im Süden von Fuerteventura oder aber von Gran Canaria absichtlich oder unabsichtlich dorthin transportiert worden sein. Eine Wanderung „auf eigenen Füßen“ über eine so große Entfernung erscheint aufgrund der räumlich ansonsten extrem begrenzten Populationen dagegen eher unwahrscheinlich.
Endgültig beantworten ließe sich diese Frage vermutlich nur über einen DNA-Abgleich mit den verschiedenen Populationen.
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