Kanarische Reisebranche in Sorge um Finanzkraft des deutschen Veranstalters FTI

FTI-Gewitter

Als im September 2019 der britische Reiseveranstalter Thomas Cook Konkurs anmeldete, waren auch viele Hoteliers und Ausflugsveranstalter auf Fuerteventura und den übrigen Kanarischen Inseln betroffen.

Hotels, die Exklusivverträge mit Thomas Cook hatten, wie das Fuerteventura Princess in Esquinzo, mussten sogar vorübergehen schließen. In vielen Hotels sank die Auslastung aufgrund des Wegfalls der Vertriebspower auf 30 bis 40%. Massenentlassungen waren de Folge.

Allein auf Fuerteventura blieben Hoteliers auf rund 24 Mio. Euro unbezahlter Hotelrechnungen sitzen. Auf den Kanaren insgesamt betrugen die Zahlungsausfällen rund 120 Mio. Euro.

Manch einer glaubte damals, Anzeichen für die drohende Katastrophe erkannt zu haben. Sicherheitsvorkehrungen trafen dagegen die wenigsten.

Nun könnte das Schreckgespenst eines strauchelnden Großunternehmens der Reisebranche in Gestalt von FTI zurückkehren, was für die Touristikbranche auf Fuerteventura und den übrigen Kanaren im hypothetischen Fall einer Pleite sicher erhebliche Auswirkungen hätte. Denn FTI ist auf Fuerteventura und den Kanaren mit diversen Marken und eigenen Hotels vertreten. Auch die Zukunft des Megakomplexes „Stella Canaris“ in Morro Jable im Süden von Fuerteventura, um den es in den letzten Jahren wieder sehr still geworden ist, dürfte über die Marke MP Hotels sehr eng mit dem Schicksal des FTI-Konzers verbunden sein.

Unabhängige Reisebüros fordern Klarheit über Zukunftsfähigkeit von FTI

Geweckt wurde die Sorge vor möglichen Problemen beim drittgrößten europäischen Touristikkonzern FTI durch die Forderung des „Verbandes unabhängiger selbständiger Reisebüros Bundesverband e.V.“ (VUSR) nach „Klarheit über dessen Zukunftsfähigkeit“, die dieser in einer Pressemitteilung vom 21. Februar 2024 öffentlich machte.

Angesichts neuer Gerüchte um die Suche nach einem neuen Investor und der Veröffentlichung der Bilanz forderte die VUSR mehr Transparenz.

Im frisch erschienenen Abschluss der FTI für das Jahr 2022 beschreibe der Wirtschaftsprüfer „die Unternehmensfortführung – trotz der o.g. bestehenden grundsätzlichen Risiken – als voraussichtlich gesichert an.“ Diese Formulierung „voraussichtlich gesichert“ gepaart mit der bekannten Investorensuche des Konzerns impliziere ein vorhandenes Ausfallrisiko und werfe für die Reisebüros und Kunden gerade in der Buchungsphase für den Sommer 2024 Fragen nach der Zuverlässigkeit des Veranstalters auf, die die FTI im eigenen Interesse schnell beantworten müsse, heißt es in der Pressemitteilung des Verbandes.

Verbandschefin Marija Linnhoff sieht durch die Bilanz etliche Fragen: „Im Interesse der Branche und der Reisenden muss die FTI Klarheit schaffen, insbesondere über die tatsächlichen Buchungsentwicklungen im aktuellen Jahr, da diese mit entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Konzerns sind. Ausweislich des Abschlusses 2022 ist die FTI hoch belastet. Für die Reisebüros und die Kunden ist es gerade vor der wichtigen Verkaufssaison wichtig zu wissen, ob FTI ein gut finanzierter und damit verlässlicher Partner ist und die Erlös- und Schuldensituation mit zu erwartenden Buchungen in Einklang zu bringen sind.“

Gerüchte über den bevorstehenden Einstieg eines Investors gab es in der Vergangenheit immer wieder, aktuell erreichten den Verband auch einzelne Meldungen über nicht bezahlte Hotelrechnungen in Zielgebieten, die angeblich demnächst mit oder durch einen neuen Investor beglichen werden sollten. Linnhoff: „Es wird viel kolportiert über den Zustand von FTI. Wir brauchen deshalb Klarheit seitens des Unternehmens, damit wir den Aufwärtstrend der Branche nicht durch Unsicherheit bei Reisebüros und Reisenden belasten.“ Linnhoff kündigte an, die Bilanz 2022 der FTI prüfen zu lassen um genau zu analysieren, welche Rückschlüsse gezogen werden könnten. Besser sei es, der Konzern schaffe Transparenz über seine Zukunft.

Rückzahlung von deutschen Staatshilfen

Die Verpflichtung, mehr als eine halbe Milliarde Euro deutscher Staatshilfen zurückzahlen zu müssen, belastet die Zukunft von FTI ebenfalls, zumal der Konzern ohnehin nur über eine recht geringe Eigenkapitalausstattung verfügt.

Kanarische Hoteliers zum größten Teil abgesichert

„Wir müssen Unternehmen, die auf die Kanarischen Inseln setzen, weiterhin unterstützen, aber immer mit einer entsprechenden Absicherung der Forderungen“, erklärte José María Mañaricúa, Präsident des Hotelverbands von Las Palmas de Gran Canaria (FEHT), gegenüber der Redaktion von Tourinews.es.

Wir haben das Vertrauen, dass der gute Verlauf des Jahres 2024 den Unternehmen helfen wird, vorwärts zu kommen. Die Investoren müssen vertrauen, denn es hat sich gezeigt, dass die Menschen dem Reisen eine höhere Priorität beimessen als anderen Ausgaben.

Der Verbandspräsident betonte die bedeutende Rolle, die die Reiseveranstalter für Ziele in Randlagen, wie die Kanarischen Inseln, spielen und dankte ihnen für die immense Unterstützung seit langer Zeit. „Sie haben viel Geld investiert und viele unternehmerische Risiken auf sich genommen, z.B. um Flugverbindungen zu den Kanaren aufrecht zu erhalten“.

Er unterstrich, dass die Pandemie für viele Reiseveranstalter schwierig war, so auch für FTI, die große Verluste erlitten haben und von ihren Regierungen gestützt werden mussten. So viel auch von Rekordzahlen im Tourismus und den guten Daten aus 2023 geredet wird, die Unternehmen haben die Pandemie noch nicht überwunden und sich wirtschaftlich noch nicht erholt und es gibt ein hohes Geschäftsrisiko bei vielen Akteuren des Tourismussektors, betont Mañaricúa. Viele Unternehmen tragen eine hohe Finanzlast, müssen Zinsen bezahlen und Hilfsgelder zurückzahlen.

„Wir müssen unserer Vertrauen in unsere Partner beibehalten, ansonsten sind wird verloren“, fügt er hinzu.

Trotz dieses Vertrauen haben sich die meisten kanarischen Hoteliers nicht in eine Risikosituation begeben. Stattdessen haben sich viele angesichts der noch immer bestehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten mancher Veranstalter mit Kreditversicherungen gegen Zahlungsausfälle abgesichert.

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