Thunfisch-Käfige vor den Kanaren? EU schlägt Pilotprojekt mit Rotem Thun und Rabil vor

Thunfisch-Käfig

Die Europäische Union hat bei der ICCAT (Internationale Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik) einen Vorschlag eingereicht, der den Thunfischfang und die anschließende Mast in offenen Atlantikgewässern rund um die Kanaren erproben soll. Was im Mittelmeer seit Jahren Realität ist, könnte damit erstmals auch in der FAO-Zone 34.1 vor den Inseln getestet werden – inklusive der Zucht in schwimmenden, absenkbaren Käfigen.

Was soll untersucht werden?

Das einjährige Projekt, das im März 2026 starten soll, zielt darauf ab herauszufinden, ob die Bedingungen vor den Kanaren für den Fang mit Stellnetzen und die anschließende Mast von Rotem Thun (Thunnus thynnus) und Gelbflossen-Thun (Rabil, Thunnus albacares) geeignet sind.

Konkret soll untersucht werden:

  • ob genügend Roter Thun zwischen März und Mai für den Fang mit Ringwaden verfügbar ist,
  • ob die neuen Offshore-Zuchtkäfige den harten Atlantikbedingungen standhalten,
  • wie gut beide Arten in kanarischen Gewässern wachsen und Fett ansetzen,
  • und ob sich daraus wirtschaftliche Chancen für lokale Fischereien ergeben könnten.

Auch das Kontrollsystem spielt eine zentrale Rolle: ICCAT will prüfen, ob die im Mittelmeer etablierten Überwachungs- und Rückverfolgbarkeitsregeln, wie etwa die lückenlose Dokumentation jeder einzelnen Umlagerung und jedes Transfers, im Atlantik überhaupt praktikabel sind.

Strenge Grenzen und festgelegte Fangzeiten

Für das Pilotprojekt wären maximal 250 Tonnen Roten Thuns und 250 Tonnen Rabils zugelassen. Die Fangzeiten weichen teils von den üblichen Zeiträumen ab:

Rabil: 1. Juli bis 30. November

Roter Thun: 15. März bis 30. Mai

Die endgültigen Pläne für Fang, Zucht und Kontrolle müssen die teilnehmenden Staaten im Jahr 2026 vorlegen. Erst nach einer Prüfung durch ICCAT kann das Projekt überhaupt starten.

Berichte über die Ergebnisse bis 2027

Nach Abschluss müssen die Beteiligten einen detaillierten Bericht liefern. Diese sollen unter anderem Wachstumsdaten, erreichte Schlachtgewichte, möglichen technische Probleme und eine Bewertung, ob die bestehenden ICCAT-Regeln für eine solche Zucht außerhalb des Mittelmeers ausreichen, enthalten. Der Bericht soll Ende 2027 vorliegen.

Chancen oder Risiken für die Inseln?

Für die Kanaren könnte das Projekt wegweisend sein: Sollte es erfolgreich verlaufen, könnten die Inseln langfristig zu einem neuen Standort die Mast von Thunfischen werden, die am Markt extrem hohe Preise erzielen.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie ökologische Auswirkungen, Kontrollaufwand und wirtschaftlicher Nutzen in Einklang gebracht werden können – und ob die rauen Bedingungen des offenen Atlantiks überhaupt die nötige Stabilität für solche Anlagen bieten.

Fest steht: Das Vorhaben dürfte in den kommenden Jahren für intensive Debatten sorgen – nicht nur bei Fischern, sondern auch bei Umweltschützern und den Küstengemeinden der Kanaren.

Kritik

Die Ringwadenfischerei ist in kanarischen Gewässern aufgrund der kanarischen Fischereigesetze verboten. Im traditionellen Thunfischfang auf den Kanaren gilt der Grundsatz: ein Mann, ein Haken. Die lokalen Fischer lehnen das Projekt geschlossen ab, da sie darin einen Angriff auf ihre Existenzgrundlage sehen. Sie kritisieren außerdem, dass sie im Vorfeld des Projekts nicht angehört wurden.

Die Fischereigesetzgebung unterliegt der ausschließlichen Zuständigkeit der Autonomen Regionen. Ohne eine entsprechende Änderung der kanarischen Fischereigesetzgebung dürfte ein solchen Vorhaben gar nicht möglich sein, da der spanische Staat damit seine Kompetenzen überschreiten würde.

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