App-solut peinlich

Dass sich internetfähige Mobiltelefone inzwischen weit verbreitet haben und auch von Reisenden gerne genutzt werden, um sich über ihr Urlaubsziel zu informieren, hat sich auch bis zur Gemeindeverwaltung von Pájara herumgesprochen. Als moderne Behörde muss man natürlich mit der Zeit gehen und eine entsprechende „App“ zur Verfügung stellen. Unter dem Namen „Pájara Excelente_Mobile“ wurde eine solche Anwendung für die sogenannten Smartphones am 22.11.2011 in einer eigens dafür einberufenen Veranstaltung der Öffentlichkeit, insbesondere den Geschäftsleuten und den Unternehmerverbänden von Pájara vorgestellt.

Die Anwendung, so verkündet die Gemeindeverwaltung vollmundig auf ihrer Webseite, soll ein Reise-, Kultur- und Einkaufsführer durch Pájara für Mobiltelefone sein. „Dieses Werkzeug erlaubt es, auf jegliche touristische, kulturelle und Shopping-Information Pájaras zuzugreifen“, erklärt Faustino Cabrera, Gemeinderat für den Einzelhandel.  „Pájara Ecelente_Mobile nimmt in seinem Verzeichnis von touristischen Dienstleistungen und Einkaufsmöglichkeiten ein qualitativ hochwertiges und vertrauenswürdiges Angebot sowohl für die Bürger als auch für die Besucher auf“, verspricht Faustino Cabrera weiterhin.

Von so vielen Vorschusslorbeeren angelockt, haben wir uns die App natürlich sofort zum Ausprobieren heruntergeladen. Immerhin ist die App in den wichtigsten Sprachen, darunter Deutsch, Englisch und Französisch und Spanisch verfügbar und das Herunterladen klappt schnell und problemlos. Doch das war es dann auch schon mit dem „Exzellenten“ an dieser Anwendung. Schon die ersten Textzeilen bestätigen, dass man offenbar kein Geld im Budget übrig hatte, die deutschen Texte von einem Muttersprachler erstellen bzw. korrigieren zu lassen. Doch über die holprigen Stellen in der deutschen Menüführung und deutschen Texten könnte man hinwegsehen, wenn es denn wenigstens lesenswerte Inhalte gäbe. Doch die Inhalte sind, wenn man es zurückhaltend ausdrücken möchte, ein schlechter Witz. Das Kapitel im „Reiseführer“ über die Strände von Pájara, ist ein Dreizeiler und auch die anderen Texte über die Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele sind absolut nichtssagend. Die multimedialen Fähigkeiten der Smartphones werden in keinster Weise genutzt: keine Fotos, keine interaktiven Karten oder Routenbeschreibungen: nichts!

Auch die Frage, wo man als Ortsunkundiger im Gemeindegebiet von Pájara essen gehen könnte, bleibt unbeantwortet. Es sind unter dem entsprechenden Menüpunkt keine Einträge vorhanden, genauso wenig wie unter den anderen Menüpunkten, wo sich angeblich Hinweise z.B. zu Einkaufsmöglichkeiten verbergen sollen.

Leider waren wir bei der Vorstellung der „App“ nicht anwesend. Wir fragen uns jedoch, wie die Anwesenden auf die Präsentation des „Nichts“ reagiert haben?

Wir wissen nicht, wie viel die Gemeinde für die „App“ ausgegeben hat, aber 40% der Mittel stammen aus einer Subvention des Programms für Ländliche Entwicklung auf den Kanaren.

Ganz interessant in diesem Zusammenhang ist eine Initiative der Abteilung für Einzelhandel und Verbraucher der Gemeinde unter dem Namen „Pájara Excelente“, die im September 2011 angelaufen ist. Den Unternehmen in der Gemeinde Pájara wurde angeboten, sich einem Audit zu unterziehen mit dem Ziel, das Qualitätsiegel „Pájara Excelente“ von der Gemeinde verliehen zu bekommen. Das Audit und dazugehörige Coaching sollten sicherstellen, dass die Unternehmen einen Mindeststandard an Servicequalität gewährleisten und sämtliche rechtlichen Voraussetzungen für den Betrieb ihres Geschäftes erfüllen. Für das Audit, das von einem externen Qualitätssicherungsunternehmen durchgeführt wurde, sollten die Unternehmen eine Gebühr in der Größenordnung von 1.700€ bezahlen.

Die Einbeziehung in die App „Pájara Excelente_Mobile soll nur für diejenigen Unternehmen möglich sein, die das Audit erfolgreich hinter sich gebracht haben. Nun stellt sich die Frage: Sind die Audits noch nicht beendet, hat kein Unternehmen das Audit bestanden oder hat kein Unternehmen an der Aktion teilgenommen?

Vielleicht wollte kein Unternehmen viel Geld dafür ausgeben, sich von einer Gemeindeverwaltung ein Qualitätssiegel zu erkaufen, die selbst nicht in der Lage ist, eine ordentliche Verwaltungsqualität anzubieten, was sich z.B. darin zeigt, dass öffentliche Bauten wie das Centro Cultural in Costa Calma selbst nach mehrjähriger Verspätung immer noch nicht richtig genutzt werden.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich die öffentlichen Verwaltungen auf Fuerteventura einer Qualitätskontrolle unterziehen.

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