Wer sich ein wenig mit den Gezeiten auskennt oder auch nur aufmerksam das Spiel von Ebbe und Flut an den Küsten von Fuerteventura beobachtet, wird feststellen, dass die Unterschiede zwischen Hoch- und Niedrigwasser im September und Oktober besonders extrem ausfallen. Da dieses Phänomen zeitlich mit den Feierlichkeiten zu Ehren der Schutzheiligen, der „virgen del Pino“, einhergeht, nennen die Canarios es auch „las mareas del Pino“ („las mareas“ = „die Gezeiten“). Als die Ursachen der extremen Gezeitenunterschiede noch nicht bekannt waren, hielten die Menschen sie für ein übernatürliches Zeichen und Aufforderung, sich auf Pilgerfahrt zu begeben.
Heute weiß man, dass zwei völlig natürliche Ursachen zusammenfallen müssen, um die extremen „mareas del Pino“ zu erleben. Wie überall auf der Welt sind die Gezeitenunterschiede auch auf Fuerteventura immer bei Mondwechsel, also bei Neumond oder bei Vollmond, besonders stark, weil sich bedingt durch die Konstellation von Sonne, Mond und Erde die Anziehungskräfte auf Wassermassen addieren. Es kommt dann zu sogenannten Springtiden. Im September, und auch im März, fallen diese besonders heftig aus, da wir uns zur Zeit des Äquinoktiums, also der Tag- und Nachtgleiche befinden.
Die Gezeiten lassen sich perfekt berechnen, doch da die „mareas del Pino“ sich als völlig unberechenbar erweisen, mal früher kommen, mal später und manchmal auch gar nicht, muss es noch einen anderen Einfluss geben: damit die „mareas“ besonders extrem ausfallen, müssen auf dem Atlantik die ersten Herbststürme toben und große Wellen erzeugen. Die Atlantikwellen lassen sich nur schlecht bis gar nicht vorhersagen, und da Wellen und die äquinoktialen Springtiden zusammenfallen müssen, um die „mareas del Pino“ zu erzeugen, lassen sich diese auch nicht vorhersagen.
Am 31.08.2012 ließ sich das Schauspiel einer extremen Springflut z.B. in Gran Tarajal beobachten, wo das Wasser selten gesehene Höchststände erreichte. Möglicherweise sind die „mareas del Pino“ auch der Grund, warum Ende August mehrere Menschen ihr Leben beim Baden an den Stränden von Corralejao verloren haben oder dem Tod nur knapp entgangen sind. Die Einheimischen wissen, dass das Meer zu dieser Zeit besonders tückisch sein kann.
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