Mutter aus Teneriffa trifft nach 35 Jahren auf totgeglaubten Sohn

„Ich bin dein Sohn, der tot geboren wurde“ – das waren die Worte des 35-jährigen Carlos Santana aus Gran Canaria, der nach über drei Jahrzehnten auf seine leibliche Mutter traf. Esperanza Regalado war damals junge 20 Jahre alt, als sie auf Teneriffa einen Sohn zur Welt brachte, der – wie ihr nach dem Erwachen aus der Vollnarkose mitgeteilt wurde – tot auf die Welt gekommen ist. In Wahrheit aber handelte es sich um einen skrupellosen Vorwand des Krankenhauspersonals, um Kinder den Müttern zu entziehen und an kinderlose Paare weiterzuverkaufen.

Zur Zeit des Franco-Regimes sowie auch nach dem Ende des Bürgerkriegs sollen in Spanien mehrere Hunderttausend Neugeborene ihren Müttern unter Lügen entzogen worden sein, um sie für Adoptionen verkaufen zu können.

Das kanarische Parlament bezeichnete diesen organisierten Kindesraub in der Vergangenheit als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und bat die Zentralregierung in Madrid eindringlich darum, intensive Ermittlungen aufzunehmen, um möglichst alle Fälle aufzudecken. Gefordert wurde eine Untersuchung, in der man auf die Zusammenarbeit mit der Kirche hofft, da man sich nicht nur auf Aufzeichnungen der Krankenhäuser konzentriert, sondern auch kirchliche Archive untersucht werden sollen. Außerdem wurde um die Schaffung einer landesweiten genetischen Datenbank gebeten, mit dessen Hilfe direkte Verwandtschaftsverhältnisse problemlos nachgewiesen werden können.

Der 30. August soll dabei zum Tag des Gedenkens an die Opfer des organisierten Kindesraubes werden, um an das Drama zu erinnern, dem Tausende von Menschen in allen Teilen Spaniens zu Zeiten Francos sowie auch noch viele Jahre danach zum Opfer fielen.

Die meisten verschleppten Kinder blieben jahrzehntelang im Unwissen, so auch Carlos Santana aus Las Palmas. Damals stellte die alleinstehende Esperanza Regalado mit ihrer frühen Schwangerschaft ein perfektes Opfer dar. In der Privatklinik Felipe Coello mitten im Zentrum der Inselhauptstadt Santa Cruz de Tenerife ordnete der behandelnde Arzt einen Kaiserschnitt unter Vollnarkose an. Nachdem die junge Frau aus der Narkose erwachte, berichtete man ihr von einer Totgeburt. Auf Anfrage von Dokumenten, die sie für die Beerdigung anforderte, versicherte der Arzt ihr immer wieder aufs Neue, dass man sich im Krankenhaus um alles kümmern werde. Weil die Frau ihr vermeintlich verstorbenes Baby niemals zu Gesicht bekam, beschlich sie schon damals neben all der Trauer ein seltsames Gefühl.

Fast 35 Jahre später am 04.07.2014 kontaktierte ein zunächst unbekannter Mann die mittlerweile fünffache Mutter per Facebook und offenbarte sich zu ihrer großen Überraschung als der totgeglaubte Sohn. Beim Kramen in alten Familienunterlagen in seinem Haus in Gran Canarias Hauptstadt Las Palmas stieß der junge Mann auf die Personalausweis-Kopie einer Frau. Nachdem er der Sache zunächst keine nähere Beachtung schenkte, fing er irgendwann fast instinktiv an Nachforschungen anzustellen, bis die unglaubliche Wahrheit ans Licht kam. Als Einzelkind groß geworden, hatte Santana plötzlich fünf neue Geschwister, seine Mutter hingegen eine neue Enkeltochter. Ungeachtet der Umstände und Hintergründe der grausamen Kindesraubfälle wollen beide nun die versäumte Zeit nachholen und sich dabei neu kennenlernen.

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