Am 03.02.2019 hatten wir darüber berichtet, dass die Skulpturen des 5. Internationalen Bildhauersymposiums Monate nach der Veranstaltung noch immer nicht an ihrem Bestimmungsort aufgestellt worden waren.
Danach ging plötzlich alles recht schnell. Am 10.02.2019 erreichte uns das Foto einer Leserin. Sie berichtete, dass die „Schildkröten-Skulptur“ auf der Avenida del Saladar in der Nähe des Walskeletts aufgestellt war.
Am 12.02.2019 installierte die Gemeinde von Pájara dann auch eine weitere Statue auf Höhe des Leuchtturms. Wir mussten schon etwas schmunzeln, als einige italienische Urlauberinnen diese aus abgesägten Eisenrohren zusammengeschweißte Menschenfigur als „Stahlzombie“ bezeichneten. Aber über Kunst und Geschmack kann man ja bekanntlich trefflich streiten.
Was uns jedoch große Sorge bereitet, ist die Statik dieses „Stahlzombies“. Als wir nach der Aufstellung das obligatorische Foto schießen wollten, fiel uns auf, dass die Figur stark wackelte. Der -für Fuerteventura nicht wirkliche starke- Wind an diesem Tag reichte bereits aus, um die Statue in heftige Schwingungen zu versetzen.
Umsturz vorprogrammiert
Jeder Techniker weiß, dass Schwingungen und Vibrationen eine Metallkonstruktion sehr schnell zerstören können. Jeder kennt das Experiment, bei dem eine Büroklammer mehrfach hin- und her gebogen wird, bis das Material verhärtet und schließlich bricht. Genau dasselbe Schicksal blüht dem Stahlzombie. Früher oder später wird das Eisen brechen. Wahrscheinlich wird dies an einer der Schweißnähte passieren, die ungünstigerweise genau parallel zur Schwingungsachse verlaufen. Beim Schweißen wird die Struktur des Materials durch die Hitzeeinwirkung und anschließende Abkühlung gestört und damit bereits geschwächt.
Bei dem Ausmaß der Schwingungen schon durch leichten Wind dürfte es sicher sein, dass die Statue eines Tages umfällt. Nicht zu unterschätzen ist das Verletzungsrisiko, falls sich genau in diesem Moment z.B. ein Kind in unmittelbarer Nähe aufhält.
Allerdings könnte das Umfallen noch beschleunigt werden, wenn irgendjemand entdeckt, dass man die Statue durch leichtes Anschubsen heftig zum Wackeln bringen kann. Trifft derjenige dann noch die Resonanzfrequenz, bricht die Statue in kürzester Zeit ab. Durch Anregungen in der Resonanzfrequenz sind schon riesige Stahlbrücken zusammengebrochen.
Potentielle Vandalismusopfer
Durch die labile Konstruktion könnte der Stahlzombie ein leichtes Opfer für Vandalismus werden. Dabei müsste es nicht einmal den Vorsatz geben, die Statue zu zerstören, wenn sie angeschubst wird, weil sie so schön wackelt. Dies träfe insbesondere für Kinder zu, die das Wackeln lustig finden und sich nichts Böses dabei denken.
Auch die Flossen der Schildkrötenskulptur könnten leicht beschädigt werden. Sie sind sehr dünn und die Hebelarme sehr lang. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Menschen behutsam mit ihr umgehen, damit die Figur nicht zum Symbol der Zerstörung der Natur durch den Menschen wird.
Leider zeigt die Vergangenheit, dass Kunstwerke im öffentlichen Raum immer wieder zum Opfer von Zerstörung werden. Prominentestes Beispiel sind wohl die Kinderstatuen, die vor dem Kreisverkehr am Club Aldiana in den Himmel starren.
Dies wirft die Frage auf, ob Kunstwerke, die an öffentlichen Orten aufgestellt werden, nicht besondere Anforderungen hinsichtlich ihrer Stabilität erfüllen sollten´?
Vielleicht müssten die Künstler auf zerbrechliche Materialien wie Ton oder poröses Vulkangestein und auf filigrane Strukturen verzichten. Offenbar ist der Mensch nicht reif für empfindliche Kunst.
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Ein guter Künstler bezieht die Umgebung in sein Werk ein, dazu gehören alle ELEMENTE und der Raum. Gute Kunst erzeugt immer eine Resonanz mit der Umwelt und muss den gegebenen Umständen vor Ort Rechnung tragen. Wildes drauflosschweissen geht da nicht.
Ich fande die Arbeiten an dem Kunstobjekten direkt am Naturschutzgebiet immer als sehr störend. Staub und Krach fast 2 Wochen lang….