Forscher finden auf Fuerteventura ungewöhnlich hohe Konzentration von „Seltenen Erden“

Seltene-Erden-Fuerteventura

Im Rahmen eines Forschungsprogramms, das von der spanischen und der kanarischen Regierung finanziert wird, konnten Wissenschaftler der Universitäten von Gran Canaria und Teneriffa das Vorkommen von hohen Konzentrationen von sogenannten Metallen der Seltenen Erden auf Fuerteventura nachweisen.

Die Wissenschaftler hatten in Cabo Blanco auf dem Gelände eines Militärgebiets über 100 Gesteinsproben von sogenannten Karbonatiten an ein spezialisierten Labor in Kanada geschickt.

Die Resultate könnten eine wissenschaftliche Sensation bedeuten. Die Laborergebnisse bestätigten nämlich, dass die Proben Konzentrationen von rund 8200 PPM an Metallen der Seltenen Erden enthielten. Dies bedeutet, dass sich in einer Tonne Gestein rund 8kg des begehrten Materials befinden.

Im vergangenen Jahr hatten Forscher der Universitäten von Barcelona und Córdoba auf Gran Canaria Konzentrationen von 500 bis 600 Gramm pro Tonne nachgewiesen, in einige Proben sogar 1.000 bis 1.500 Gramm pro Tonne.

Man vermutet, dass die Konzentrationen, die man jetzt auf Fuerteventura gefunden hat, auch deutlich höher sind, als die, die man in Gebirgen auf dem Meeresboden in der Nähe der Kanaren wie z.B. im Monte Tropic vermutet.

Im Pazifik fanden japanische Forscher auf dem Meeresboden Konzentrationen von maximal 5kg pro Tonne.

Die hohe Konzentration der Metalle der Seltenen Erden ist deshalb so bedeutsam, da deren Abbau und Gewinnung extrem aufwändig und teuer ist. Eigentlich sind die „Seltenen Erden“ gar nicht so selten. Doch sie sind meist sehr weit verteilt und kommen oft nur in Konzertrationen von 100 Gramm pro Tonne vor, was ihren Abbau in den meisten Fällen unwirtschaftlich macht.

Fluch oder Segen für Fuerteventura

Die Metalle der Seltenen Erden sind ein Schlüsselrohstoff für viele Zukunftstechnologien. Für LED-Bildschirme, Windkraftgeneratoren und Elektromotoren sind sind praktisch unverzichtbar, ebenso wie in vielen Anwendungen der Lasertechnik, Röntgentechnik, Optik und Medizintechnik.

Das größte wirtschaftlich nutzbare Vorkommen an seltenen Erden gibt es in einem einzigen Abbaugebiet in der chinesischen Mongolei. 71% der weltweiten Förderung stammte 2018 aus China. Die Drohungen Chinas, den Export von Seltenen Erden an die USA im Rahmen des Handelsstreits zu verbieten, machte dem Rest der Welt einmal mehr deutlich, wie wichtig die Erschließung von Vorkommen in anderen Ländern und Kontinenten in Zukunft sein wird.

Die Nachricht von möglicherweise abbauwürdigen Vorkommen auf Fuerteventura lässt Erinnerungen an den Streit um mögliche Ölvorkommen vor Fuerteventura in den Jahren 2014 und 2015 wach werden. Einige träumten damals von Petrodollars, die Fuerteventura ein goldenes Leben nach dem Vorbild Norwegens oder Saudi-Arabiens finanziert hätten, andere wollten Ölbohrungen um jeden Preis verhindern, da sie Sorge um den Raubbau an der Natur hatten.

Die Wissenschaftler, die die Entdeckung auf Fuerteventura gemacht haben, sagen aber selbst, dass es zu früh ist zu beurteilen, ob es überhaupt eine ausreichende Menge an hochkonzentriertem Gestein gibt, sodass an eine Förderung überhaupt zu denken wäre. Auch die umliegenden Meeresböden könnten als Lagerstätte in Frage kommen. Allerdings wurden diese bisher noch nicht untersucht.

Noch sind die Forschungsergebnisse nicht in einem Fachjournal veröffentlicht worden. Aus wissenschaftlicher Sicht wäre es eine Sensation für Fuerteventura, wenn die Forschungsergebnisse bestätigt würden.

Aus wirtschaftlicher Sicht könnte ein abbauwürdiges Vorkommen für Fuerteventura ebenfalls eine Sensation sein. Immerhin bestünde die Chance, einen möglicherweise äußerst rentablen Industriezweig auf der Insel zu etablieren. Eine Diversifikation der Wirtschaft wäre für Fuerteventura äußerst wichtig und wird von den Politikern immer wieder gefordert. Schließlich ist die Insel von der Monokultur des Tourismus abhängig. Und wie riskant dieses Stehen auf einem einzigen Bein ist, hat sich noch nie so deutlich gezeigt wie in der aktuellen Corona-Krise.

Umweltrisiken für Fuerteventura

Leider hat jede Medaille ihre Kehrseite. Auf der einen Seite könnte ein Abbau wirtschaftlich sehr profitabel sein. Auf der anderen Seite würde ein Abbau von Seltenen Erden wohl zweifelsfrei Schäden an der Landschaft und der Umwelt Fuerteventuras hinterlassen.

Beim Abbau von Seltenen Erden werden Säuren in die Bohrlöcher gepumpt, um die Metalle aus dem Gestein zu lösen. Zurück bleiben ein ätzender Schlamm und diverse weitere gefährliche Rückstände wie Thorium, Uran, Fluoride und Schwermetalle.

Auf Fuerteventura besteht natürlich weniger Gefahr, dass die Bohrschlämme das Grundwasser verseuchen. Aber bei heftigen Regenfällen, wie sie immer mal wieder vorkommen, könnten die Umweltgifte ins Meer gelangen.

Auch bei einem eventuellen unterseeischen Abbau bestünden wohl zahlreichen Umweltrisiken für die uns umgebenden Unterwasserflora und -fauna.

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13 Kommentare

  1. Solange nicht klar ist, daß die Lagerstätte groß ist, wird niemand Geld investieren. Das ist erst noch zu beweisen.
    Die übliche Extraktion der Erze braucht meines Wissens viel Wasser. Auf Fuerteventura muß das aus der Meerwasserentsalzung kommen. Die ist teuer und energieaufwendig. Da die Küste nicht weit weg ist, könnte man stattdessen das Erz auf Massengutfrachter laden und anderenorts aufarbeiten. Dann würde auf Fuerteventura nur die Landschaft zerwühlt und Staub freigesetzt. Wenn ich recht sehe, ist der Fundort der Erze an der Westküste, wo ohnehin nichts los ist. Dort stört das niemanden.
    Bei reinem Abbau und Verladen dürfte sich die Zahl der Arbeitsplätze in Grenzen halten.

  2. Verstehe nicht, dass man beim Errichten eines neuen Hauses bei dem aktuellen Wohnungsmangel hier immer wieder sagt, es gehe nicht wegen dem Naturschutz (Der Mensch und sein Bedürfnis nach einem Dach über dem Kopf gehört wohl nicht zu den natürlichen Dingen auf dieser Erde). Aber wenn man in großem Stil Geld scheffeln kann, ist der Naturschutz vergessen.

  3. @Caro
    Sicherlich hast du recht. Aber wie das Wort „Seltende Erden“ schon sagt sind sie sehr selten und somit sehr teuer. Was bleibt sind die sehr gefährlichen „Reststoffe“ die bei einem Abbau anfallen.

    Auf der anderen Seite ist die Abhängigkeit Fuerteventuras vom Tourismus. Gerade in Coronazeiten, aber auch schon vorher, hatte Fuerte einen enormen wirtschaftlichen Rückgang. Dieser macht sich bis heute in der Not und dem Leid der Menschen auf Fuerte bemerkbar.
    Ein zukünftiger Abbau dieser Erden könnte Arbeitsplätze, Zulieferungen, Transportwesen, Versorgung und vieles mehr auf Furte schaffen.

    Es wird, wie überall, ein zweischneidiges Schwert bleiben. Sicherlich wird bei einem Abbau die Insel nicht mehr so sein wie bisher.

    Hätten wir diese Erden nicht würde es aber keine E-Autos, Windkraftanlagen, Smartphones, Katalysatoren usw. geben.

  4. Sollte es sich bewahrheiten, das aus einer Tonne Gestein 8 KG Seltene Erde gewonnen werden können und ausreichend Gestein vorhanden ist, ist deren Abbau nur eine Frage der Zeit.

    Alles hat seine zwei Seiten, auf der einen der Tourismus auf der anderen Seite der chemische Abbau der Erden. Rein wirtschaftlich betrachtet könnte der Abbau der Erden auf Dauer ein Gewinn für Fuerteventura sein. Ohne Seltende Erden würde es keine E-Autos, Windkraftanlagen, Smartphones, Katalysatoren usw. geben

    Gelingt es der kanarischen Regierung eine Symbiose zwischen Natur und den wirtschaftlichen Interessen herzustellen, könnte dies ein Segen für Fuerteventura bedeuten.

    .

  5. Das grösste Problem ist die dreckige Energie.
    So paradox es klingt, für die Windräder braucht es genau seltene Erden (und nicht wenig!) Die Energie auf Fuerte kommt aber zu 95% aus dem Dieselgenerator in Puerto.. All die Windräder hier werden noch kaum benutzt. Geschweige denn Hydrogen, Solar etc.. Fuerte ist Meilenweit hinten.. Der Abbau würde soviel Strom fressen, das könnte man hier gar nicht stemmen. (Zum Glück).

  6. schade, bisher nur negative Antworten.
    Ich finde es gut, neben Tourismus(die jetzt massenhaft wegbleiben) eine Einnahmequelle für Spanien zu schaffen und nicht von Asien abhängig zu sein. Das stärkt Spanien am Rande der EU.
    Und der Umweltschutz muß nicht darunter leiden, Sache der Politik und der immer besser werdenden Technik.

  7. @Erich Wörner
    Sie haben mit Ihren Ausführungen Recht. Wenn allerdings die Chinesen den Export sperren, dann bezahlt Amerika jeden Preis, um an die benötigten Stoffe zu kommen. Dann nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Denn wo ein Geschäft zu machen ist, finden sich immer Geschäftemacher … leider.

  8. Man muss die Interessenten von vorne rein zwingen die bei der Förderung entstehenden Reststoffe am Entstehungsort zu neutralisieren und sicher zu deponieren. Ich bin überzeugt, dass das so teuer wird, dass keiner solche Gedanken weiterverfolgt.
    Hier ist die Politik gefragt.

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