Gereinigtes Abwasser auf Fuerteventura: weiterhin ins Meer oder lieber auf die Äcker?

Kläranlage-Puerto-del-Rosario

Wasser ist ein kostbares Gut. Das gilt in besonderem Maße auf einer ariden Insel wie Fuerteventura, auf der es nur selten in nennenswerten Größenordnungen regnet und wo das Süßwasser zu 100% Meerwasserentsalzungsanlagen stammt.

In den Meerwasserentsalzungsanlagen auf Fuerteventura wird aus Meerwasser unter hohem Energieeinsatz im sogenannten Umkehrosmoseverfahren Trinkwasser gewonnen.

Der dazu erforderliche Strom stammt auf Fuerteventura leider noch immer zu rund 88% aus einem altersschwachen Ölkraftwerk.

In den Kläranlagen der Insel entstehen täglich zehntausende Kubikmeter gereinigten Abwassers, welches sich, eventuell nach weiteren Aufbereitungsschritten, z.B. in der Landwirtschaft oder zur Bewässerung von Grünanlagen verwenden ließe.

Allein aus dem Klärwerk der Hauptstadt Puerto del Rosario werden täglich rund 20.000 Kubikmeter gereinigten Abwassers ins Meer eingeleitet, was die PSOE, Oppositionspartei der Inselregierung (Cabildo) von Fuerteventura, nun in einer Pressemitteilung kritisiert hat.

Die PSOE im Cabildo schlägt vor, diese 20.000 Kubikmeter Wasser, die Tag für Tag im Meer landen, lieber der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen.

Dazu solle die Regierungsgruppe des Cabildo das Recycling-Programm wieder aufnehmen und zum Abschluss bringen, das bereits im Jahr 2012 begonnen wurde. Damals hatte man mit der Installation von Rohrleitungen begonnen, mit denen das gereinigte Abwasser von der Kläranlage von Puerto del Rosario in die Ortschaft Guisguey gepumpt werden sollte.

Das Projekt habe bereits Kosten von rund 970.000€ verursacht, aber bis heute habe das Cabildo die Bauarbeiten nicht abgenommen.

Neben der Fertigstellung des Projekts in Guisguey, forderte die PSOE die Inselregierung auf, die „Nutzung der gereinigten Abwässer auf Fuerteventura ernst zu nehmen, indem sie die Ressourcen, die Infrastruktur und den Zugang zur den diversen Nutzungsmöglichkeiten, darunter in der Landwirtschaft, zu vernünftigen Preisen zur Verfügung stellt. Und vor allem solle sie aufhören, das Wasser einfach ins Meer einzuleiten , obwohl es so dringend gebraucht wird.

Daher sei es unabdingbar, dass ein System zur Analyse der gereinigten Abwässer etabliert wird, bevor es wiederverwendet wird.

Die PSOE war übrigens zwischen 2019 und 2021 auf Fuerteventura selbst an der Macht. Sie hätte also durchaus die Möglichkeit gehabt, das zu tun, was sie nun von den Regierenden fordert.

Mögliche Probleme bei der Verwendung von gereinigtem Abwasser in der Landwirtschaft

Die Nutzung von gereinigtem Abwasser in der Landwirtschaft ist technisch und rechtlich grundsätzlich möglich.

Allerdings muss in der Regel ein relativ hoher zusätzlicher technischer Aufwand betrieben werden, der nicht erforderlich wäre, wenn z.B. nur Gärten oder Grünanlagen bewässert werden sollen.

Schließlich soll das in der Landwirtschaft verwendete Wasser möglichst frei von Keimen, Mikroplastik, Schwermetallen und allzu vielen Nährstoffen wie z.B. Phosphaten sein. Auch Wurmeier will man nicht im Wasser finden, das zum Tränken von Tieren dienen soll.

Die Schadstoffe würden über die Bewässerung im Boden und somit entweder in unserer Nahrung oder im Grundwasser landen. Letzteres wäre auf Fuerteventura wohl eher weniger problematisch, da das Grundwasser, sofern überhaupt vorhanden, ohnehin nicht genutzt wird. Irgendwann endeten die Schadstoffe über die Bodenerosion bei kräftigen Regenfällen dann sowieso wieder im Meer, wo sie jetzt durch die direkte Einleitung ja auch hingelangen.

Letztlich sind an dieser Stelle Ingenieure gefragt, die berechnen können, ob die Reinigung des Abwassers eine günstigere Energiebilanz hat als die Entsalzung von Meerwasser und welches Verfahren auf Fuerteventura wirtschaftlicher ist.

Wir gehen davon aus, dass zur Reinigung eines Kubikmeter Abwassers nur rund ein Zehntel der Energie benötigt wird, die für die Meerwasserentsalzung erforderlich ist.

Allerdings muss man natürlich auch auch den Aufwand für ein zweites Rohrleitungssystem berücksichtigen.

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5 Kommentare

  1. Eine Insel, die von Wind und Sonne so verwöhnt ist wie Fuerteventura, sollte keine Energieprobleme – und erst recht kein veraltetes Öl-basiertes Kraftwerk haben.
    Denn wenn die Insel in grünem Strom „schwimmen“ würde, ließen sich auch Lösungen für eine beispielhafte Kläranlagenbetreibung und Süßwassergewinnung realisieren . Die Insel könnte perfekte Werbung als besonders umweltfreundliche Urlaubsdestination machen. Viele Urlauber würden sich davon positiv beeinflussen lassen. Genügend potente Geldgeber wie z. B TUI etc. sollten vorhanden sein. Außerdem sollte der Spanische Staat auch ein Interesse daran haben. Die gilt wohl für alle Kanareninseln. Ganz besonders aber für die karge Insel Fuerteventura mit ihren riesigen ungenutzten Freiflächen.

  2. Durch Sonne erhitzen und mit kühlem Meerwasser kondensieren, die Rückstände wie klärschlamm behandeln. Idealerweise mit Müll in einem Velocysprozess in Kraftstoff wandeln, der geht ins Ölkraftwerk.

  3. Hallo
    Meine Idee zu dem gesäuberten Wasser, grosse Fincas könnten einen Tank haben der gefüllt werden kann vom Wasserwerk, und die kleineren Abnehmer muss die möglichkeit gegeben werden das Wasser selbst zu holen, wie man es auch jetzt sieht mit Tanks auf den Pickups. Auch könnte man in den Dörfern Grünzonen errichten und diese auch mit Tanks bewässern. Man sieht z.B. dieekt an der Strasse von Castillo bis Matoral bepflanzte Grünstreifen . Das ist Gemeinde Antigua, je näher man an Pto. Rosario desto mehr wird Kunstrasen aufgetragen. Schade, da wäre doch auch Grün denkbar
    Norbert

  4. Naja, bei 20 Millionen Liter Brauchwasser pro Tag sollte sich definitiv eine Aufbereitung lohnen. Es ist, in meinen Augen, sowieso ein weit verbreitetes Problem, das Trinkwasser benutzt wird um z.B. Toiletten zu Spülen. Gut, auf Fuerte jetzt nicht zwingend. Aber in grossen Teilen des europäischen Festlands schon.

    Man bräuchte eigentlich nur eine vernünftige Nachbereitungsanlage, um die im Text angegebenen Schadstoffe auszuschwemmen, bzw. auszulösen. Da sind wir aber auch wieder beim Thema Energie. Das ist ein kolossaler Rattenschwanz, der da dranhängt. Erstmal müsste ein, wie erwähnt, nutzbares Leitungssystem entstehen. Und das weit verzweigt, mit genug Abnehmern. Die Wassermenge ist ja kein Kleinkram. Dazu die entsprechenden Pumpwerke. Danach dann der Bau der Aufbereitungsanlage….

    Ganz ehrlich…..ich glaube, so schnell wird das nichts.
    Gutes Ansinnen mit schlechten Umsetzungsmöglichkeiten.
    Eigentlich Schade.

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