Fuerteventuras Behörden ermitteln gegen Deutsche DJ wegen illegalem Rave in Naturschutzgebiet

Nina-Hepburn-Calderon-Hondo-Fuerteventura

Ein am 07.01.2024 mutmaßlich illegal veranstalteter Rave im Naturschutzgebiet des Vulkankraters Calderón Hondo bei Lajares im Norden von Fuerteventura hat in den lokalen Medien für Empörung gesorgt. So bezeichnet z.B. noticiasfuerteventura.com die Musikveranstaltung in der Schlagzeile ihrer Webseite als „Umweltattentat am Calderón Hondo“ („Atentando ambiental en el Calderón Hondo“) und schreibt weiter, dass sich am vergangenen Wochenende „ein neuer Umweltskandal im Naturschutzgebiet … bei Lajares ereignet hat“.

Ausgelöst wurde die Empörung durch Videos von der Veranstaltung, dies in den sozialen Medien geteilt wurden. Noticiasfuerteventura.com schreibt:

„Der Beweis für die „Rave“-Party liegt in Form eines Videos vor, in dem eine große Gruppe junger Leute zum Klang der Musik auf dem Gipfel des Kraters dieses geschützten Vulkans in der Gemeinde La Oliva tanzt.“

illegaler Rave Calderon Hondo Nina Hepburn Fuerteventura
Kamera und Stativ, Mischpult und Lautsprecher und die Anwesenheit von mehreren Dutzend Personen sprechen für eine organisierte Party

Der Radiosender Onda Fuerteventura schrieb auf seiner Facebook-Seite:

„Eine Gruppe junger Leute organisierte am vergangenen Wochenende eine ‚Rave‘-Party am Calderón Hondo in La Oliva, einem geschützten Gebiet. Die Jugendlichen stellten Lautsprecher auf, brachten ein Mischpult mit und legten Musik auf. Die „Veranstalter“ der Party erreichten eine große Teilnehmerzahl, wobei die Veranstaltung über internationale soziale Netzwerke als eine Erfahrung beworben wurde, die man „nur auf Fuerteventura“ genießen kann.“

Hinter der Veranstaltung steht die deutsche DJ und Musikerin Nina Hepburn aus Hamburg.

Inselregierung und Gemeinde leiten Ermittlungen ein

Die Reaktionen der örtlichen Behörden haben nicht lange auf sich warten lassen. Schon am Montag, 08. Januar 2024, haben sich sowohl die Inselregierung von Fuerteventura (Cabildo) als auch die Gemeindeverwaltung von La Oliva öffentlich zu den Vorfällen geäußert.

Das Cabildo erklärte, dass die Umweltbeamten bereits an der Erstellung der erforderlichen Gutachten und gemeinsam mit der Gemeindepolizei und der Guardia Civil an der Identifizierung der Verantwortlichen arbeiteten, um ein Bußgeldverfahren einzuleiten. Man sei gewillt, die Verantwortlichkeiten zu klären für das, was eine „organisierte und in den sozialen Medien verbreitete Party in einem besonders geschützten Gebiet zu sein scheint“.

Rave Calderon Hondo Fuerteventura
Fuerteventuras Behörden ermitteln gegen Deutsche DJ wegen illegalem Rave in Naturschutzgebiet 5

Das Cabildo erklärte in der Pressemitteilung weiter:

Der Vulkankegel von Calderón Hondo stellt ein sensibles Gebiet für den Schutz bedrohter Arten dar, die im kanarischen Katalog der geschützten Arten aufgeführt sind. Diese Arten finden in diesem Gebiet ideale Bedingungen zum Ausruhen und Nisten. Daher könnten die Ereignisse eine Verletzung der Vorschriften darstellen, die Störungen, Beeinträchtigungen und Zerstörung von Lebensräumen geschützter Wildarten umfassen. Aus diesem Grund bewerten qualifizierte Experten diese Schäden, die bei schwerwiegenden Fällen zu Bußgeldern von 3.000 bis 200.000 Euro führen könnten, gemäß dem Gesetz 42/2007 vom 13. Dezember über das Naturerbe und die biologische Vielfalt.

Das Cabildo warnt auch vor einem möglichen irreparablen Schaden an der Umgebung aufgrund der Fragilität des Vulkankegels. Die Konzentration von Personen außerhalb der genehmigten Pfade führt zu Bodenerosion, die wiederum eine landschaftliche Auswirkung hat. Außerdem verursacht übermäßiger Lärm eine akustische Verschmutzung, die sich negativ auf die bedrohten Arten in der Gegend auswirkt.

Die Gemeindeverwaltung von La Oliva ließ in ihrer Pressemitteilung verlauten:

… Am Montagmorgen hat die örtliche Polizei von La Oliva die Verantwortlichen für die Organisation einer Party auf dem Gipfel des Calderón Hondo identifiziert, einem Naturgebiet von hohem landschaftlichem Wert, das Teil des Wanderwegnetzes von Fuerteventura (GR-131) ist und in unmittelbarer Nähe zu zwei Schutzgebieten liegt: ZEC (Zone von besonderem Schutz) und ZEPA (Vogelschutzgebiet).

Die Vorfälle ereigneten sich an diesem Wochenende und lösten eine Welle der gesellschaftlichen Ablehnung auf der ganzen Insel aus, da die Organisatoren eine DJ-Session auf dem Gipfel des Vulkans beworben und gefeiert haben, wobei sie etwa einhundert Personen versammelten. In den verbreiteten Bildern sieht man, wie die Veranstalter eine Soundanlage auf dem Vulkan aufgebaut haben und die Musiksession mit mehreren Kameras und einer Drohne aufzeichnen …

Der für das Umweltressort zuständige Gemeinderat von La Oliva, David Fajardo, äußerte sein tiefes Bedauern über die Ereignisse und betonte: „Wir müssen entschieden handeln, damit sich so etwas nicht wiederholt. Die örtliche Polizei von La Oliva hat bereits einige der Veranstalter identifiziert und wird unverzüglich mit der Bearbeitung der entsprechenden Anzeigen beginnen.“

Von Nina Hepburn haben wir auf unsere Bitte um Stellungnahme folgende Antwort erhalten: Vielen Dank für Ihre Anfrage und das damit verbundene Interesse an der Klarstellung des Ereignisses am 07. Januar 2024 am Calderón Hondo. Zu Ihrer ersten Frage: Wir haben keinen Rave organisiert, sondern ein Live-Stream DJ-Set. Dies ist vollkommen erlaubt, da das Filmen in der Öffentlichkeit gestattet ist. Wir hatten nur zwei Monitorlautsprecher für den DJ, waren nicht laut und haben in keiner Weise die Natur gestört. Wir waren bereits wieder unten, bevor es dunkel wurde. Wir haben keinen Müll hinterlassen. Wir haben die Natur nicht gestört, und dieser Naturpark ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Es ist erlaubt, dass jeder zu dieser Zeit dort sein darf. Wir waren dort mit unseren Freunden und haben nichts weiter organisiert, nichts Verbotenes getan und sicherlich keinen Rave veranstaltet. Es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen einem Live-DJ-Stream und der Organisation einer illegalen Veranstaltung, die gemeinhin als Rave bezeichnet wird.

Auf dem Bild der Seite https://www.noticiasfuerteventura.com/fuerteventura/atentando-ambiental-en-el-calderon-hondoist deutlich zu erkennen, dass die Personen links vom DJ-Pult stehen, um die Aufnahmen nicht zu stören. Wir haben bereits eine offizielle Klarstellung auf der besagten Webseite gefordert und erwarten eine prompte Korrektur. …

Ansichten gehen weit auseinander

Wie die Reaktionen der Behörden und der Veranstalterin zeigen, liegen die Ansichten darüber, wie die Veranstaltung einzuordnen ist, weit auseinander.

Natürlich hat Nina Hepburn recht, wenn sie sagt, dass sich jeder in diesem Naturschutzgebiet aufhalten darf. Allerdings weist schon am Fuß des Calderón Hondo ein Schild in mehreren Sprachen darauf hin, dass es nicht erlaubt ist, sich abseits der Wanderwege aufzuhalten.

Ob es sich bei einer Veranstaltung, bei der nach Behördenschätzungen rund 100 Leute zu Musik tanzen und bei der eine DJ an einem Mischpult auflegt, das eigens zu diesem Zweck auf den Berg geschleppt wurde, um einen Rave oder einen DJ-Live-Stream handelt, ist letztlich Wortklauberei und dürfte für die rechtliche Einschätzung wohl auch ziemlich unerheblich sein.

Es dürfte dabei wohl eher auf die Frage ankommen, ob die Veranstaltung organisiert war oder ob die Leute sich da oben zufällig getroffen haben. Für ein Mischpult und Lautsprecher, zwei Kameras und Stativ, einen Drohnenpiloten und mehrere Dutzend „Zuschauer“ ist wohl eher eine gewisse Organisation als nur Zufall notwendig.

Auch wenn die anwesenden Zuschauer vermutlich keinen „Eintritt“ für die Veranstaltung zahlen mussten, kann man bei einem Live-Stream einer nach eigenen Angaben international gefragten DJ wohl ein kommerzielles Interesse unterstellen.

Es gibt auf Fuerteventura zweifelsfrei andere visuell eindrucksvolle Orte, die nicht so fragil sind und nicht unter Naturschutz stehen, für die man bei entsprechender Vorbereitung relativ unkompliziert eine Drehgenehmigung bekommen kann.

Sicherheitsaspekte bei Veranstaltungen

Jeder, der eine öffentliche Veranstaltung organisiert, muss gemeinsam mit dem Antrag auf Genehmigung ein Sicherheitskonzept einreichen. Die Umgebung des Calderón Hondo gilt schon bei Tageslicht als nicht ganz ungefährlich. Es ereignen sich regelmäßig Unfälle, bei denen sich Wanderer verletzen.

Wie im Video zu sehen ist, stand die Sonne noch während des „Raves“ bereits sehr tief. Da es auf Fuerteventura zu dieser Jahreszeit sehr schnell dunkel wird, ist es schwer zu glauben, dass alle Teilnehmer den Berg bei ausreichend Tageslicht verlassen konnten.

Die Unfallgefahr dürfte sich bei Dunkelheit massiv erhöhen.

Eines der Videos, die von der umstrittenen Veranstaltung im Netz kursieren
Bestimme den Lohn für unsere Arbeit!

Wenn Du unsere Inhalte nützlich, unterhaltsam oder informativ findest, kannst Du den Lohn für unsere Arbeit selbst bestimmen. Das geht ganz einfach über diesen Link:

16d8e0f15be842e9a96e8466c0040b6f
https://www.fuerteventurazeitung.de/du-bestimmst-den-lohn-fuer-unsere-arbeit/ banner 300x250 Bestimme den Lohn

Weitere Beiträge im Bereich Fuerteventura Nachrichten