Am 09.05.2024 hat die Umweltabteilung des Cabildo de Fuerteventura (Inselregierung) drei Meeresschildkröten in die Freiheit entlassen, die mit Satellitensendern ausgestattet sind. So werden in den kommenden Monaten die Bewegungen der Tiere verfolgt und die Werte, die die Sender liefern, wissenschaftlich ausgewertet.
Die drei Schildkröten gesellen sich zu den anderen drei (Albi, Chofe und Ajuy), die 2023 im Rahmen des Projekts „Tortugas Oceanográficas“ freigelassen wurden. Das Projekt befasst sich mit dem Verhalten der Schildkröten als Wächterart für den Klimawandel in der Makaronesischen Region.
Den Unechten Carrettschildkröten (wissenschaftlich Caretta Caretta) mit den Namen Simon, Willy und Anis wurden am 27.04.2024 die Satellitensender auf dem Rückenpanzer befestigt. Dieser Sender schickt Daten zur Ortung der Schildkröten, sowie z.B. Tauchtiefen und Wassertemperatur an die Wissenschaftler, die so wertvolle Informationen über die Anpassungsprozesse und die Nutzung des Lebensraums der Unechten Karettschildkröte im nordöstlichen Atlantik sowie relevante ozeanografische Daten der Makaronesischen Region erhalten.
Simon ist ein 13-jähriges Männchen, das derzeit 61kg wiegt und eine Panzerlänge von 81,5cm aufweist. Willy ist ein 13-jähriges Weibchen mit einem Gewicht von 61kg und einer Panzerlänge von 79,3cm, während Anis ein 13-jähriges Weibchen mit einem Gewicht von 42kg und einer Panzerlänge von 69,5cm ist. Alle drei Tiere wurden im Rahmen des Schildkrötenwiederansiedlungsprojekts auf Fuerteventura geboren. Die drei Tiere hatten ihr bisheriges Leben in der Aufzuchtstation in Morro Jable verbracht. Nun sollen die Auswertungen ihrer Bewegungen Aufschluss darüber geben, wie sie sich an die neue Umweltsituation anpassen.
Wächter fürs Klima
Bereits 2023 waren weitere drei Schildkröten auf Fuerteventura mit einem Sender ausgestattet und freigelassen worden. Bei den Weibchen Chofe und Albi handelt es sich um ebenfalls auf Fuerteventura geborene Tiere. Die beiden sind bereits seit Oktober 2023 (Albi) und August 2023 (Chofe, in einigen Publikationen auch Chofer genannt) unterwegs. Beide Schildkröten waren bei Ihrer Freilassung bereits 15 Jahre alt und wie es scheint haben sie sich gut an ein Leben im Meer anpassen können.
Chofe, ein echter Wonneproppen mit 92kg und einer Schildlänge von 92cm hatte sich direkt nach ihrer Freilassung auf eine Reise in Richtung Süden aufgemacht. Nach 5 Tagen hatte sie die afrikanische Kontinentalplatte im Nordosten Afrikas erreicht und war dann entlang der Küstenlinie weiter in Richtung Süden gereist.
Albi hingegen hatte zunächst den kanarischen Inseln Gran Canaria und Teneriffa einen Besuch abgestattet und sich dann auch in Richtung Süden aufgemacht.
Die dritte in 2023 freigelassene Schildkröte mit dem Namen Ajuy ist deutlich jünger und auch kleiner als Albi und Chofe. Sie wog nur 30,6kg und die Panzerlänge konnte nicht gemessen werden, da Ajuy – wahrscheinlich wegen eines alten Haibisses- der untere Teil des Panzers über dem Schwanz fehlt. Ajuy war auch nicht auf Fuerteventura geboren worden, sondern war mit zwei Angelhaken und Nylonschnüren im Maul aufgefunden worden. Während ihres Aufenthalts in der Schildkrötenstation in Morro Jable stellte sich dann noch heraus, dass das Tier Plastikteile verschluckt hatte. Nachdem sich Ajuy erholt hatte, ging es am 23.11.2023 bei Playa Blanca zurück ins Meer. Dabei hatte auch Ajuy einen Satellitensender dabei. Ajuy blieb im Gegensatz zu den beiden älteren Schildkröten in Küstennähe bei Fuerteventura.
Ähnliches Projekt aus 2008
Bereits 2018 hatte das Cabildo de Fuerteventura (Inselregierung) ähnliche Untersuchungen unterstützt. Seinerzeit wurden fünf Schildkröten mit Satellitentrackern in Cofete freigelassen. Eine dieser Schildkröten, Martina, überquerte den Atlantik und erreichte schließlich sogar die Gewässer der USA, wo dann allerdings die Verbindung abbrach.
Auf Fuerteventura geborene Schildkröten
Die drei jetzt freigelassenen Schildkröten wurden im Oktober 2010 am Strand von Cofete auf Fuerteventura geboren. Die Eier waren im Rahmen des Schildkrötenwiederansiedlungsprojekts von den Kapverdischen Inseln nach Fuerteventura gebracht worden. Dort wurden die Eier dann im Sand von Cofete vergraben, bis die Babyschildkröten schließlich das Licht der Welt erblickten. Die kleinen Schildkröten wurden eingesammelt und in der Schildkrötenstation in Morro Jable aufgezogen. Immer wieder wurden seither Schildkröten ausgesetzt mit der Hoffnung, dass die weibliche Tiere nach Erreichen des paarungsfähigen Alters selbst wieder an den Strand von Cofete zurückkehren, um dort ihre Eier abzulegen. Bisher ist der Nachweis eines solchen Geleges auf Fuerteventura jedoch noch nicht erbracht worden.
Die wichtigsten Bewegungen und Daten der „Wächterschildkröten“ sind auf der Website www.animalmoca-up.com im Bereich „SENTINELS OF CLIM. CHANGE“ verfügbar.
Wenn Du unsere Inhalte nützlich, unterhaltsam oder informativ findest, kannst Du den Lohn für unsere Arbeit selbst bestimmen. Das geht ganz einfach über diesen Link:
