Die Produktion von Kalk war noch im Vergangenen Jahrhundert eine der wichtigsten Wirtschaftsaktivitäten auf Fuerteventura, einer Insel, die trotz ihrer begrenzten Ressourcen in der Kalkindustrie einen wirtschaftlichen Motor in Zeiten von Dürre und Not fand. Kalk war nicht nur für das Überleben unerlässlich, sondern ist auch Teil der Bräuche, Traditionen und des Erbes der Insel und spiegelt sich in der Baukultur, der Begräbnistradition sowie in der Toponymie und Heraldik Fuerteventuras wider.
Zahlreiche Kalköfen (spanisch „hornos de cal“) auf der ganzen Insel zeugen noch heute davon, welchen Dimensionen die Produktion von Kalk auf Fuerteventura hatte. Leider wurde in den Kalköfen viel Holz verfeuert, wodurch Fuerteventura viel Vegetation verloren hat.
Am 7. September 2024 wurde in Puerto del Rosario das Interpretationszentrum „Los Hornos de Cal de El Charco“ mit einer emotionalen Veranstaltung eingeweiht.
Anwesend waren unter anderem der Bürgermeister der Hauptstadt, David de Vera, die Präsidentin des Cabildo (Inselregierung) von Fuerteventura, Lola García, die Gemeinderätin für Tourismus, Rosa Rodríguez, der Gmeinderat für Historisches Erbe, David de León, sowie weitere Vertreter der Regierung und von Behörden der Insel.
Mit 78 Jahren Geschichte sind die Hornos de Cal wichtige Zeugen des Wandels vom alten Puerto Cabras zum heutigen Puerto del Rosario. Nun wird dieses emblematische Gebäude, das zum Interpretationszentrum umgewandelt wurde, als neuer Sitz des Tourismusbüros dienen und auch einen kleinen Ausstellungsraum aufnehmen.
Dieser Schritt steigert nicht nur seinen Wert als bedeutendes Kulturerbe auf, sondern bereichert auch das kulturelle Angebot der Gemeinde, indem er Einheimische und Touristen einlädt, die Industriegeschichte der Insel in einer einzigartigen Umgebung neu zu entdecken.
Bürgermeister David de Vera drückte seine Begeisterung über die Wiedereröffnung des Zentrums aus und betonte, dass „die Wiedereröffnung des Interpretationszentrums Los Hornos de Cal de El Charco einen weiteren Schritt in der Bemühung Puerto del Rosarios um Kulturtourismus darstellt. Dieser Ort bewahrt nicht nur unsere Geschichte, sondern macht sie für alle zugänglich und stärkt unser Engagement für Kultur und Erbe.“
Die Präsidentin des Cabildo von Fuerteventura, Lola García, gratulierte der Stadtverwaltung zur Wiedereröffnung und dankte „für die Bemühungen der Stadtverwaltung, dieses Kulturerbe, das ein Symbol der Identität von Fuerteventura ist, nicht nur zu erhalten, sondern auch durch einen musealen Raum zu erweitern.“
Die Gemeinderätin für Tourismus, Rosa Rodríguez, hob die positiven Auswirkungen der Wiedereröffnung hervor und sagte, dass „diese Infrastruktur dem Stadtteil El Charco neues Leben einhauchen und sowohl für Besucher als auch für Anwohner zu einem Anziehungspunkt werden wird. Hier können sie die Geschichte und Entwicklung von Puerto del Rosario und Fuerteventura aus erster Hand erfahren und es wird ein Ort der Begegnung und des Lernens sein. Die Restaurierung dieser Öfen ist eine Hommage an die wichtige Kalkindustrie und den Einfallsreichtum unserer Vorfahren und trägt dazu bei, dass unsere Geschichte anerkannt und geschätzt wird.“
Der Gemeinderat für Historisches Erbe, David de León, fügte hinzu, dass „wir von unserer Abteilung aus großes Interesse daran haben, solche Räume für die Nutzung und das Vergnügen der Einwohner und Besucher von Puerto del Rosario zu schaffen. Wir schätzen stets die Instandhaltung dieser Orte, die es ermöglichen, unser reiches Erbe zu verstehen. Verstehen ist der erste Schritt zum Respekt; man respektiert und liebt nicht, was man nicht kennt und schätzt.“
Die Nacht der Wiedereröffnung war dem historischen Erbe von Puerto del Rosario gewidmet. Ópera Fuerteventura präsentierte eine eindrucksvolle Aufführung, die das Puerto Cabras von 1946 durch Poesie, Musik und Folklore nachstellte. Der Abend bot auch eine Klavierdarbietung mit einer Komposition von Igor Escudero, die klassische Musik und Folklore vereinte.
Die Sängerin Yaiza Torres aus Teneriffa erfreute das Publikum mit malagueñas (spanischer Volkstanz), und es wurde ein Dokumentarfilm gezeigt, der die Geschichte der Hornos de Cal und die Erlebnisse der Bewohner von El Charco erzählte. Der Abend endete mit einem historischen Tanz, der die Wiedereröffnung des Interpretationszentrums feierte.
Der kulturelle Wert der Hornos de Cal, oft unterschätzt aufgrund ihres bescheidenen Erscheinungsbildes, offenbart sich in ihrer imposanten Architektur, die dem Verfall und dem Lauf der Zeit standgehalten hat und zu Zeugen und Erzählern unserer Geschichte geworden ist.
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