Kanarische Kinderärzte kritisieren Kanarische Regierung für Einführung der E-Sport-Schulliga

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Der Verband der Kanarischen Kinderärzte (APAPCanarias) hat die E-Sport-Liga, die die Kanarische Regierung in den Schulen einführt, als „unangemessen“ bezeichnet. Daher verlangt sie deren Abschaffung. In einer Mitteilung erklärt der Verband, dass es sich um eine „sitzende Aktivität“ handele. Es sei zum Verzweifeln, dass der Bildungsrat der Kanarischen Regierung die Bemühungen zunichte mache, die sportliche Betätigung als gesundheitsfördernde Verhaltensweise zu fördern.

Die Förderung von sitzenden Tätigkeiten stehe im Gegensatz zu den offiziellen Empfehlungen zur Prävention von Übergewicht und Fettleibigkeit der Weltgesundheitsorganisation WHO, des spanischen Gesundheitsministeriums und des Gesundheitsrates der Kanarischen Regierung.

Die Kanarischen Inseln sei eine der Regionen Spaniens, in denen die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Übergewicht und Fettleibigkeit alarmierend und unter den höchsten im ganzen Land sei.

Der Verband der Kinderärzte führt weithin aus, dass das Strategiepapier des Gesundheitsrates der Kanarischen Regierung zur „Bewältigung der Übergewichtes bei Kindern und Jugendlichen“ die Förderung von sportlichen Aktivitäten und die Einschränkung von sitzenden Tätigkeiten empfiehlt.

„Wir gehen also davon als, dass der Bildungsrat dieses Dokument entweder nicht kennt oder aber außer Acht gelassen hat“.

Nach Meinung der APAPCanarias sitzen Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit zuhause ohnehin schon genug. Schuld seien Fernsehen, Computerspiele, Smartphones und Tablets. Außerdem weisen die Kinderärzte darauf hin, dass die Computerspielsucht durch die WHO kürzlich als mentale Erkrankung anerkannt wurde, da sich bei exzessiver Nutzung neurologische und psychiatrische Störungen entwickelten.

Warum nicht Schach statt Computerspiele?

In Bezug auf die vermeintlichen sportlichen Werte und die soziale Inklusion, die der Bildungsrat zugunsten des E-Sports anführt, müsse man fragen, warum nicht „echte“ sportliche Betätigung, gegebenenfalls angepasst an Menschen mit körperlicher Einschränkung, oder andere sitzende, aber nicht süchtig machende Aktivitäten wie Schach diese Funktionen auch übernehmen könnten.

„Wir sind aus diversen Gründen nicht damit einverstanden, dass Videospiel-Wettbewerbe als Sport angesehen werden, u.a. weil sie in Bezug auf körperliche, geistige und soziale Gesundheit dessen Funktion nicht erfüllen können“.

Der Verband der Kinderärzte fordert, dass der Bildungsrat dieses Projekt überdenkt und sich in Zukunft mit Fachleuten und den anderen zuständigen Behörden berät, um nicht widersprüchliche Botschaften an die Bevölkerung zu senden, und bessere Auswirkungen für die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen auf den Kanaren zu erreichen.

Ist E-Sport vielleicht doch Sport?

Natürlich gibt es auch Befürworter des E-Sport. Es gibt Studien, die trainierten E-Sportlern eine erheblich gesteigerte Hand-Auge-Koordination sowie strategische Fähigkeiten gegenüber Normalbürgern oder auch anderen Sportlern bescheinigen.

In einer Studie der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags ist zu dem Thema folgendes zu lesen:

„…Nach allgemeiner Meinung ist das Merkmal der sportartbestimmenden motorischen Aktivität „als Bestandteil des Sportbegriffs jedoch keineswegs gleichzusetzen mit der körperlichen Kraftentfaltung im Sinne klassischer ‚Körpersportarten‘. Maßgeblich ist vielmehr der Einsatz körperlicher Fähigkeiten, wie – neben Kraftentfaltung – Schnelligkeit, Ausdauer, Geschickt oder Koordination.

So hat der DOSB (Deutscher Olympische Sportbund) längst auch Praktiken wie den Schieß- und den Dauersport anerkannt, beidenen körperliche Kraftentfaltung kaum eine Rolle spielt.

Unbestritten ist der E-Sport durch einen enormen Anteil an Geschicklichkeit und Auge-Hand-Koordination geprägt, die ein hohes Maß an körperlicher Belastung erfordern. Professionelle ESportler klicken bis zu 400 Mal in der Minute auf Maus, Tastatur oder Gamepad und müssen während der Matches teils über Stunden hinweg hochkonzentriert sein, ständig das Spielgeschehen wahrnehmen, antizipieren und darauf reagieren sowie komplexe Strategien entwickeln und umsetzen. Um diese Leistungen erbringen zu können, sind beste körperliche Voraussetzungen erforderlich. So kommen professionelle E-Sportler – neben dem Training der eigentlichen Spiele – ohne beinahe tägliches Krafttraining nicht aus. Insbesondere muss die Rückenmuskulatur dem Spieler während eines Matches in die Lage versetzen, verspannungsfrei zu sitzen und die Eingabegeräte optimal zu bedienen. Hierdurch unterscheidet sich der E-Sport in erheblichem Maße von reinen Denkspielen, die nach allgemeinem Verständnis nicht unter den Sportbegriff fallen.“

„Vergleicht man die physischen Anforderungen zum Beispiel mit dem Schießsport, erscheint es so, als ob E-Sport sogar eine anspruchsvolle physische Belastung bedeutet und sich keinesfalls vom traditionellen Sport unterscheidet. […] Die Komplexität der E-Sportspiele (alle Genres) überwiegt bei weitem normale Gesellschafts- und Sportspiele. Entsprechend sind die Konzentrationsphasen während der Spiele sehr hoch.

Die Handlungsfreiheit erlaubt teilweise komplexere Spielzüge als bei Realsportarten (zum Beispiel ist ein Warcraft III-Match wesentlich anspruchsvoller in der Spielgestaltung als ein 110 Meter Hürdenlauf). Taktik (verstanden als kurzfristige Handlung) und Strategie (verstanden als Wettkampfgestaltung) dominieren E-Sport, welcher somit zum Beispiel dem Schachsport aber auch American Football ähnlich ist.“…

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