Gran Canaria kämpft gegen die Kalifornische Kettennatter

Kettennatter

Nicht alle invasiven Arten sind so niedlich wie die Atlashörnchen oder Möchs- und Halsbandsittiche auf Fuerteventura. Auf Gran Canaria macht sich seit einigen Jahren eine invasive Tierart breit, die deutlich weniger Sympathie-Punkte bei Urlaubern und Einwohnern einheimsen kann: Die Kalifornische Kettennatter (Lampropeltis getula Califoniae).

Die ersten Exemplare wurden auf Gran Canaria Ende der 1990er Jahre gefunden. Doch in den letzten Jahren hat sich ihr Bestand so vermehrt, dass die Schlangen inzwischen regelmäßig gesichtet werden. Einen großen Schrecken hat ein Exemplar erst kürzlich den Kunden eines Supermarktes in San Bartolomé im Süden von Gran Canarias eingejagt. Die Kettennatter schlängelte sich während der Öffnungszeiten durch die Regale.

Vom Menschen eingeschleppt

Die Tiere sind eigentlich im Süden der USA und in Mexiko heimisch. Als Haustiere sind sie nach Gran Canaria gelangt. Dort sind sie entweder aus ihrer Gefangenschaft entkommen oder absichtlich freigelassen worden.
Die Lebensbedingungen auf Gran Canaria sind für die Reptilien offenbar so gut, dass sie sich problemlos vermehren können. Ihre natürlichen Feinde, die in ihrer eigentlichen Heimat den Bestand kontrollieren, fehlen auf Gran Canaria: größere Greifvögel und Kojoten.

Ungefährlich für den Menschen aber extrem schädlich für das Ökosystem

Für Menschen stellten die bis zu 1,50m langen Schlangen keine Gefahr dar. Sie sind weder giftig, noch haben sie lange Eckzähne. Wenn sich sich bedroht fühlen, verspritzen sie ein übel stinkendes Sekret.
Auf ihrem Speiseplan stehen vor allem andere Reptilien. In ihrer Heimat dezimieren sie Kröten und andere Schlangen, darunter sogar Giftschlangen. Auf Gran Canaria fressen sie aber bevorzugt die endemische Gran-Canaria-Rieseneidechse (Gallotia stehlini),der gestreifte Kanarenskink (Chalcides sexlineatus) und der Gestreifte Kanarengecko (Tarentola boettgeri).

Wo die Kettennatter zu finden ist, gibt es keine Eidechsen mehr

Biologen haben im Sommer 2018 eine Feldstudie durchgeführt, um die Auswirkungen der Verbreitung der Kettennatter genauer zu untersuchen.
Auch wenn die Studie noch nicht vollständig ausgewertet ist, deuten die ersten Zahlen auf verheerende Folgen hin. In Zonen, in denen die Schlangen vorkamen, fand man nur eine einzige Eidechse. In Vergleichszonen mit ähnlichen Ausmaßen und Lebensbedingungen, in die die Schlange noch nicht vorgedrungen ist, fand man dagegen bis zu 200 andere Reptilien.

Erhebliche Folgen für das ökologische Gleichgewicht

Eine weitere Verbreitung der Kalifornischen Kettennatter dürfte das ökologische Gleichgewicht in vielen Lebensräumen Gran Canarias empfindlich stören. Die Eidechsen, die sie vertilgt, fressen ihrerseits Insekten, Schnecken und Nacktschnecken. Fallen die Eidechsen und Geckos weg, vermehren sich z.B. Heuschrecken oder Nacktschnecken massiv und könnten ihrerseits zur Plage werden.

Als Futterkonkurrent reduzieren die Schlangen auch den Bestand von Turmfalken. Diese ernähren sich in erster Linie von den Eidechsen, aber auch von Mäusen und Ratten. Wenn die Turmfalken weniger Nahrung finden, gibt es weniger Nachwuchs. Das könnte zu einer starken Vermehrung von Mäusen und Ratten führen.

Übersiedlung auf andere Kanareninseln verhindern

Seit 2007 kämpfen die Behörden auf Gran Canaria gegen die Kettennatter. Insgesamt wurden seitdem 5.834 Exemplare gefangen. In 2018 waren es bis zum 07.09.2018 bereits 1.004. In 2017 wurden 894 Exemplare gefangen. Mit einer speziellen App können Anwohner den Umweltbehörden melden, wenn sie eine Schlange entdeckt haben.

Eine vollständige Ausrottung der Kettennatter wird auf Gran Canaria kaum noch möglich sein

Daher ist es das Ziel, die weitere Vermehrung auf Gran Canaria einzudämmen und eine Übersiedlung auf die anderen Inseln zu vermeiden. Das Fangen mit beköderten Fallen hat sich als wenig effizient erwiesen. Offenbar finden die Reptilien ausreichend Nahrung, sodass sie nicht in die Fallen gehen. Da die Schlangen an heißen Tagen kühlere Stellen aufsuchen, hat es sich dagegen bewährt, künstlich beschattete Plätze zu schaffen, unter die die Tiere kriechen.

Auf der Webseite https://www.lifelampropeltis.com/ bietet die Kanarische Regierung umfangreiche Informationen über das Projekt zur Kontrolle der Kalifornischen Kettennatter.

Die Schlange wird weiterhin vom Menschen verbreitet

Die Behörden haben Anhaltspunkte dafür, dass die Schlangen auf Gran Canaria weiterhin auf unnatürlichen Wegen verbreitet werden. Dafür spricht, dass man Exemplare in Zonen entdeckt hat, die sie aus eigener Kraft wohl nicht hätten erreichen können.

Das könnte bedeuten, dass unverantwortliche Menschen die Schlangen absichtlich verbreiten oder aus Unwissenheit aussetzen. Es könnte aber auch sein, dass die Kettennattern als blinde Passagiere z.B. in Autos oder LKWs an entlegene Orte mitreisen.

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