Warum sind die Gezeiten auf Fuerteventura im September so extrem?

Am Strand von Sotavento lassen sich die Gezeiten auf Fuerteventura besonders gut beobachten

Wie überall sonst auf der Welt hängen die Gezeiten auch auf Fuerteventura von der Konstellation von Sonne, Mond und Erde ab. Der Einfluss des Mondes ist dabei größer als der der Sonne. In 24 Stunden und 49 Minuten erleben wir daher 2 Mal Hochwasser und zweimal Niedrigwasser.

Im Prinzip lassen sich die Pegelstände von Ebbe und Flut für jeden Zeitpunkt und jeden Ort der Erde, also auch für Fuerteventura, sehr genau berechnen. Doch im September und Oktober (und in etwas schwächerer Ausprägung auch im März und April) kann man auf den Kanarischen Inseln manchmal besonders extreme Tiden beobachten.

Die Einwohner der Kanarischen Inseln nennen dieses Phänomen „mareas del Pino“. Mareas ist das spanische Wort für „Gezeiten“. „Pino“ bezieht sich auf die Jungfrau „Virgen del Pino“. Sie ist die Schutzheilige der Provinz Las Palmas, zu deren Ehren Anfang September auf Gran Canaria gefeiert wird.

Als die Menschen sich die extremen Gezeitenunterschiede noch nicht wissenschaftlich erklären konnten, hielten sie es für die göttliche Aufforderung, zur Pilgerwanderung zu Ehren der Jungfrau del Pino aufzubrechen.

Gezeitenstände auf Fuerteventura sind unberechenbar

Auch heute sind die Pegel dieser extremen Gezeiten nicht vorhersagbar, obwohl man natürlich weiß, wodurch sie verursacht werden.

Bei Neumond und Vollmond stehen Sonne, Mond und Erde in einer Linie. Dadurch addieren sich die Gravitationskräfte, wodurch Ebbe und Flut bei Mondwechsel besonders stark ausfallen. Die Wissenschaft nennt das Springtiden.

Zum Zeitpunkt der Tagundnachgleiche (aequinoctium) im Frühling und Herbst treffen Sonne und Mond die Erdachse fast genau senkrecht im Erdmittelpunkt. Deshalb sind die Springtiden besonders stark ausgeprägt. Auf Fuerteventura beträgt der Tidenhub, also der Unterschied zwischen Hochwasser und Niedrigwasser, dann mehr als 2,70 Meter.

Aber auch dieser Effekt wäre noch perfekt berechenbar. Für die unberechenbaren „mareas de Pino“ muss also noch ein weiterer Effekt hinzukommen: die Herbststürme, die weit draußen auf dem offenen Atlantik toben. Diese treiben Ebbe und Flut, die durch den Effekt des aequinoctiums und Mondphase ohnehin schon extrem sind, noch weiter an.

Das erklärt auch, warum die Fluten der Pino mal stärker und mal weniger stark ausgeprägt sind und warum sie manchmal auch völlig ausbleiben. Die Herbststürme auf dem Atlantik bilden sich nach ganz anderen Naturgesetzen. Daher sind die Stürme, und damit auch ihre Gezeiteneffekte, völlig unberechenbar.

Was ist bei den extremen Gezeiten auf Fuerteventura zu beachten?

Die extremen Gezeiten auf Fuerteventura können zu gefährlichen Situationen führen. Sämtlichen Aktivitäten im, am oder auf dem Meer sollte man daher besonders gut planen und die Gezeiten immer mit berücksichtigen.

Beim Wandern an den Stränden von Sotavento kann es passieren, dass der steigende Meeresspiegel den Strandläufern den Rückweg abschneidet.

Die berühmte Lagune an der Playa de Sotavento südlich von Costa Calma läuft dann voll und es bleibt nur noch ein schmaler Streifen Strand übrig. Wenn das Wasser bei Ebbe wieder abfließt, bilden sich an einigen Stellen unüberwindbare Priele. Beim Versuch, diese zu überqueren, besteht das Risiko, ins Meer gespült zu werden.

Bei starker Ebbe und Flut können sich auch ohne Wellen an vermeintlich ruhigen Stränden starke Strömungen bilden. Daher ist beim Baden bei Mondwechsel und Springflut immer besondere Vorsicht geboten. Man sollte immer auf die Flaggen achten.

Das Klettern an Felsküsten ist wegen der Gefahr auszurutschen und zu stürzen immer sehr riskant. Bei extremer Ebbe kann man aber an felsigen Küsten besonders gut Muscheln, Napfschnecken und andere Meeresfrüchte sammeln, was jedoch aus Naturschutzgründen nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt ist. Bei Springtiden kommt es besonders oft zu Unfällen oder Notsituationen, wenn die Sammler die Gezeiten nicht mit einplanen.

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14 Kommentare

  1. Moin Moin,
    Springtiden, dass sollte man ja wohl kennen ? bin immer wieder erstaunt wie wenig die Leute wissen und sich informieren, wenn es um Meerwasser / Natur geht.

    Ich habe dieses mal erleben dürfen, die gesamte Lagune war unter Wasser, kein Sandstreifen mehr, absolute windstille, dass glitzern der Sonne, wir sind bis ans “ Meer “ gelaufen…kein Mensch , kein Surfer, kein Kiter, kein Niemand, ist schon ein paar Jahre her….dieser Moment …..wird mich ewig begleiten..genauso wie der Strand in Cofete die komplette Länge….Meditation pur…..
    Mit etwas mehr Kenntnis ist es natürlich besser…

    Grüße F.W.

    • @F.W.:
      So hat eben jede Person ihre besonderen Kenntnisse und Stärken (und auch Schwächen).
      Und wenn wir sie alle zusammen schmeißen, können wir alle voneinander profitieren, anstatt uns gegenseitig vorzuwerfen, wie blöd doch die andere Seite ist, weil die doch eh keine Ahnung hat 😉
      Nur so ein Gedanke…

      Ich glaube, uns alle eint die Liebe zu Fuerteventura. Jede:r von uns hat ganz besondere Momente dort erleben dürfen, die uns durch den Alltag tragen und die wir als besondere Erinnerung in unserem Herzen haben. Und ich fände es total schön, wenn wir das miteinander teilen könnten, so wie Du jetzt hier von dieser Situation in der Lagune geschrieben hast.

      • Moin,
        dass wirkliche Leben ist bei dir leider vorbei gegangen ? dein GLAUBENSBEKENNTNIS in jedem Text und Satz ist nicht das was da draussen ist.
        Du kannst Leben wie du möchtest, also versuche niemanden zu bekehren und hier das große
        EMPHATIEGEHABE an dem Mann oder die Frau zu bringen.
        Ich tolleriere deine Welt…erst mal Lesen und dann Denken und Texte formulieren, tue das mit dem was ich schreibe auch.
        In einem hast du recht, ich liebe Fuerte, werde aber nie wieder zurückkehren….ich will nicht teilen und mich im Urlaub austauschen und…ich liebe die PURE Ruhe, kein hören und kein sehen…..
        Und nein, ich habe ein tolles zufriedenes Leben und nein, meine Kindheit alles super und nun kommt es, ich lebe in einer sehr glücklichen Partnerschaft schon sehr lange ( weiblich ) nur ich laufe nicht hinterher und versuche die Welt zu verbessern, ( gegen Windmühlen zu kämpfen ist Sinnlos. ) deine Aufgabe…🙂…Anregung und Tipps in der Zeitung EMOTION….Frauenzeitung…ist für kluge Frauen…..

        In diesem Sinne…
        Weiterhin schöne Tage Wochen oder Jahre auf Fuerte..allen natürlich..
        Grüße
        F.W.

  2. Sehr spannender Artikel.
    Ich bin viel an Stränden des Nordens unterwegs, wo sich die Strömung bei Tidehub allerdings nicht so bemerkbar wie im Süden macht.
    Wie im Beitrag sehr anschaulich dargestellt wird, gibt es einige wenige Male im Jahr einen recht drastischen Höhenunterschied, welcher bei Unkenntnis durchaus dafür sorgen kann, dass man bei längeren Wanderungen Probleme bekommen kann.

    Gerade auf der Strecke vom Playa Sotavento Richtung Jandia läuft man dann schnell Gefahr, durch tückische Rückströmung auf dem rutschig felsigen Boden zu stürzen .
    Noch unberechebarer, aber deutlich weniger bewandert ist die Westküste an gleicher Höhe.
    Am Istmo de Jandia en Barlovento, dem Schnittpunkt zwischen den Dünen und der Bergkette befindet sich ein Wanderweg, über den man mit Ortskenntnis ans Meer absteigen und bis zum Roque del Moro wandern kann. Oder aber bei Ebbe auch in nördliche Richtung . Ist man hier zu leichtsinnig, steckt man hilflos fest.

    Was mir bisher völlig unbekannt, dafür aber umso interessanter ist, dass die Stürme über dem Meer solch einen zusätzlichen Einfluss ausüben.
    Sehr lehrreich, diese Zusammenhänge.

  3. Sehr interessanter Artikel.
    Ich bin viel an der Nordsee, die ja auch einen starken Tidenhub haben kann, was durch kilometerweites Watt sehr gut sichtbar wird. Auch hier haben die Priele einen starken Sog Richtung Meer.
    Aber das mit den Stürmen, weit draußen auf dem Meer, war mir völlig unbekannt; total spannend diese Zusammenhänge.

  4. Und nicht vergessen dürfen wir in diesem Zusammenhang die Salzwiesen, die von den regelmäßigen „Überschwemmungen“ leben. Eine große und auch wohl eine der letzten großen Salzwiesen der Kanaren ist am langen Strand von Morro Jable zu finden und steht deshalb unter Naturschutz.

  5. Ich war am 21.8. In Los Molinos, bei absolutem Niedrigwasser…unglaublich! Man kann dann in einer Höhle schwimmen und eine andere begehen, die sonst immer unter Wasser ist.Möglicherweise gibt es dieses Phänomen im September bei Neumond wieder!!

  6. Hatte schon mal so eine brenzliche Situation hinten am Sotavento erlebt,da hatte ich nur noch eine kleine sandige Landzunge oder besser Sandbank zu Verfügung,um mich der Gefahr zu entziehen.Das sich zurückziehende Wasser hat nämlich eine unglaubliche Kraft.

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