Trotz geschenktem Geld: scheitert der Touristengutschein der Inselregierung von Fuerteventura?

BonoVentura-Touristengutschein-Fuerteventura

Am 8. Juli 2022 hat das Cabildo de Fuerteventura (Inselregierung) den „BonoVentura“ präsentiert. Dabei handelt es sich um einen Gutschein, dessen Wert zu 50% vom Cabildo subventioniert wird und der bei teilnehmenden Restaurants und Ausflugsveranstaltern eingelöst werden kann.

Einzige Teilnahmebedingung: der Gutscheingewinner muss seinen Wohnsitz in einer Gemeinde auf einer beliebigen Kanarischen Insel angemeldet haben (empadronamiento). Auch Einwohner von Fuerteventura können also in den Genuss des subventionierten Gutscheins kommen.

Damit sollen Touristen von anderen Kanareninseln nach Fuerteventura gelockt und Residente animiert werden, essen zu gehen und Ausflüge zu machen, um so die durch die Corona-Pandemie angeschlagene heimische Wirtschaft direkt zu unterstützen.

Die Subvention wird über eine Prepaid-Geldkarte ausgezahlt. Bei der Beantragung kann man zwischen 200€ und 400€ Aufladung wählen. Davon stammen 100€ bzw. 200€ vom Cabildo. Die andere Hälfte des Gesamtbetrages muss der Begünstigte selbst auf die Karte aufladen.

Mit dieser Karte kann der glückliche Gewinner des Gutscheins in den teilnehmenden Gastronomie- und Ausflugsunternehmen vom 01. September 2022 bis zum Jahresende wie mit einer ganz normalen Geldkarte bezahlen.

Insgesamt 800.000€ hat das Cabildo für den BonoVentura bereitgestellt. Weitere 800.000€ müssen von den Begünstigten selbst beigesteuert werden, sodass insgesamt bis zu 1.600.000€ in die Kassen der lokalen Unternehmen fließen könnten.

Gravierende Kommunikationsprobleme: die meisten Unternehmer haben noch nichts vom BonoVentura gehört

Allerdings hat das Cabildo die Rechnung wohl ohne die Wirte gemacht.

Die Fuerteventurazeitung hat mit vielen Unternehmen der Gastronomie- und Ausflugsbranche gesprochen und gefragt, was sie von der Aktion halten.

Dabei stellte sich heraus, dass viele Unternehmer noch nie etwas von dem Gutscheinprogramm gehört haben.

Andere teilten uns mit, dass sie zwar „Post vom Cabildo bekommen“ hätten, aber jetzt in der Hauptsaison einfach keine Zeit hätten, sich neben dem Tagesgeschäft auch noch um „so etwas“ zu kümmern.

Manch einer äußerte sogar Bedenken, dass man „lange auf sein Geld warten müsse“ und man solchen „Projekten der Regierung sehr skeptisch gegenüber stehe“.

Vieles spricht also dafür, dass die Tourismusabteilung des Cabildo die Vorteile der Aktion nicht ausreichend kommuniziert hat, denn die Teilnahme-Hürden für die Unternehmen sind wahrlich nicht hoch. Die Unternehmen müssen lediglich ordnungsgemäß angemeldet sein und über ein Kartenterminal verfügen.

Da die Zahlung wie mit einer normalen Geldkarte erfolgt, bekommt das Unternehmen sein Geld sofort und nicht, wie z.B. bei der Vermittlung über Reiseveranstalter, erst Monate später.

Der große Vorteil für die teilnehmenden Unternehmen ist, das ihre Leistung aus Sicht der Kunden „nur die Hälfte kostet“. Dem Unternehmen entstehen keine weiteren Nachteile, vielleicht abgesehen von den wohl zu vernachlässigenden Gebühren für die Kartenzahlung.

Doch offenbar ist die Skepsis so groß, dass auf der Webseite zum BonoVentura am 23. Juli 2022, also zwei Wochen nach der Eröffnung der Einschreibung, erst 13 teilnehmende Unternehmen aufgeführt sind, darunter genau zwei im Süden Fuerteventuras: eine Tauchschule in Morro Jable und ein Restaurant in Gran Tarajal.

Doch ein solches Gutscheinprogramm lebt von der Vielfalt des Angebots. Sollte sich die Zahl der teilnehmenden Firmen nicht bis zum 01. September 2022 dramatisch erhöhen, könnten viele, die sich um einen Gutschein beworben haben, von einer Einzahlung absehen und den BonoVentura gar nicht erst annehmen.

Sollte es tatsächlich dazu kommen, wäre das Cabildo daran gescheitert, Geld zu verschenken.

Die Bedingungen für den BonoVentura wurden übrigens schon Anfang Februar 2022 im kanarischen Gesetzblatt veröffentlicht. Warum die Frist für die Teilnahme der Unternehmen erst 5 Monate später, mitten in der heißen Phase der Sommer-Hochsaison, eröffnet wurde, konnten wir bisher noch nicht in Erfahrung bringen.

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4 Kommentare

  1. Wie so oft droht eine eigentlich sehr gute Idee an mangelnder Kompetenz und offenbar katastrophaler Umsetzung zu scheitern zu scheitern.

    Ich finde es eine wirklich gute, wenn auch durchaus nicht neue Idee, so zum einen kleine Unternehmen durch die „gestiegene Kaufkraft“ der Kunden zu unterstützen, diese wiederrum erhalten natürlich den Anreiz, Dienstleistungen deutlich vergünstigt zu erhalten.
    Was wiederrum nicht selten dazu verleitet, auch mal öfter und großzügiger zu konsumieren.
    Eine klassische Win-win Situation – eigentlich …

    Wenn da nicht diese sprichwörtliche und offensichtliche Intransparenz der Behörden das ganze möglicher- und unverständlicherweise einen Rohrkrepierer lassen werden.

    Dem Artikel und auch dem ein oder anderen Bekannten entnehme ich, dass viele Firmen und Kleinunternehmer von dieser Aktion sehr mangelhaft, falsch oderüberhaupt nicht informiert wurden. Dies führe ich in erster Linie auf fehlende Kommunikation und vor allem Werbung zurück.
    Dazu die sicher nie unberechtigte Skepsis zu Behörden und Politik, die es meiner Auffassung nach diesmal aber tatsächlich gut meinten.

    So ein Projekt kann nur erfolgreich werden, wenn hinreichend und detailliert alle Modalitäten im Vorfeld klar kommuniziert werden. In erster Linie natürlich für die Unternehmen, die meist nicht zu Unrecht einen Haken oder eine Falle wittern. Und von Kundenseite idt man natürlich stark daran interessiert, in welchem Umfang man dieses Geschenk nutzen kann.

    Die Wechselwirkung ist das wohl entscheidende, erkenne ich als Kunde, dass mein Gutschein weitestgehend uneingeschränt auf der Insel nutzbar ist, bin ich sehr viel schneller bereit, die notwendigen 200 € zu investieren, muss ich ja nicht Bedenken haben, diese mangels Angebot nicht nutzen zu können.
    Der Restaurantbesitzer oder Shopbesitzer hingegen möchte natürlich auch einen möglichst hohen Interessentenkreis wissen, um den Umsatz zu forcieren.
    Wenn also bereits der Verkäufer nicht ausreichend über die Hnndhabungsweise informiert wird, sollte es schwer werden, dem ganzen offen gegenüber zu stehen…. wobei er ja eigentlich keinerlei Risiko trägt.

    Warum nicht einfach generell alle Unternehmen ansprechen? Der Kunde wird es danken, allerdings finde und fände ich dann die Gesamtsumme als zu gering an, hiermit wird eigentlich schon der erste Keil ins Vorhaben geschlagen.
    Die Kampagne ist offenbar zu wenig offensiv angegangen worden, die Skepsis zu groß.
    WER lässt sich schon Geld vom Staat schenken…!? ;O)

    Hierzulande sind solche Aktionen in ähnlicher Form oft aber ebenfalls ergebnislos verlaufen, viele Regionen haben in der Vergangenheit eigene Münzen oder Thaler geprägt, welche man dann in auserwählten Geschäften einlösen konnte. Aber eben nur ausgewählten…

    Und für den Kunden gabs auch keinen Gewinn, da er oft 1 : 1 tausche musste, somit der Effekt verpufft war.

    Ich wünsche dem Pass eine gute Zukunft, und dass sich der Zuspruch in nächster Zeit noch deutlich erhöht. Verdient hätte es die Idee, die Kunden und Gerschäftsinhaber auf jeden Fall!

  2. Da scheinen Organisationschaoten am Werk zu sein. Glaubt man ernsthaft, dass aus Gran Canaria und Teneriffa Gäste einfliegen, nur um zum halben Preis auf Fuerte futtern zu können 🙂 🙂
    Die gesponserten 800 000 € wären z.B. besser in der Erneuerung von maroden Wasserleitungen angelegt.

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