Atommüll, Asbest und Schwermetalle: ausrangierter Flugzeugträger passiert Fuerteventura

Flugzeugträger

In der Nacht zum 27. August 2022 ein ausrangierter Flugzeugträger mit Hilfe eines Schleppers die kanarischen Gewässer zwischen Gran Canaria und Fuerteventura durchfahren. Das ehemalige französische Kriegsschiff namens „Foch“, das nach der Ausmusterung im Jahr 2000 an Brasilien verkauft und in „Sao Paulo“ umbenannt wurde, befindet sich auf seiner letzten Reise durch das Mittelmeer in Richtung Türkei. Dort soll es abgewrackt werden.

Doch der Transport durch spanische Hoheitsgewässer bei den Kanaren und die geplante Fahrt durch das Mittelmeer hat zu einem weltweiten Aufschrei von Umweltschützern geführt. Sie halten den Export zum Zweck der Entsorgung von Brasilien in die Türkei nicht nur für illegal sondern auch für hochgefährlich.

Schwimmender Sondermüll

Tatsächlich befinden sich an Bord des ehemaligen Flugzeugträgers wohl große Mengen von Asbest, Elektroschrott und giftiger Farben. Da das Schiff direkter atomarer Strahlung ausgesetzt war, wurde es mit dicken Schichten von blei- und cadmiumhaltiger Farben gestrichen. Außerdem soll der Flugzeugträger auch radioaktives Material transportieren, das aus den französischen Atom-Testgebieten im Pazifik stammen soll. Daher sei das gesamte Schiff als Sondermüll einzustufen.

Der Transport des Schiffes verstoße laut Umweltschutzorganisationen gegen das Izmir-Protokoll von 1996 zur Barcelona-Konvention und gegen die Konvention von Basel. Danach dürfte ein Export von Brasilien in die Türkei überhaupt nicht stattfinden.

Schon im Kaufvertrag zwischen Frankreich und Brasilien war festgehalten worden, dass Frankreich bei einem eventuellen Weiterverkauf auch als Wrack ein Mitspracherecht hat. Danach dürfte das Wrack nur an autorisierte Abwrackunternehmen in der EU verkauft werden, so wie es das Izmir-Protokoll vorschreibt.

Die Barcelona-Konvention schreibt außerdem vor, dass kein gefährlicher Abfall das Mittelmeer passieren darf, es sei denn, dass dieser in einem EU-Land entsorgt werden soll.

Das Oberste Gericht der Türkei hat in einer einstweiligen Anordnung den Import des Flugzeugträgers in die Türkei verboten und eine Prüfung noch in brasilianischen Hoheitsgewässern angeordet.

Brasilien hatte jedoch einfach die geplante Route geändert und direkt Kurs nach Osten in internationale Gewässer in Richtung Kanaren und Mittelmeer genommen.

Weder Spanien, noch Marokko oder Großbritannien (Gibraltar) haben ihre laut Basler Konvention erforderliche Zustimmung zum Passieren ihrer Hoheitsgewässer gegeben.

Die Türkei fordert nun, das Schiff an der Einfahrt in das Mittelmeer zu hindern und zur Rückreise nach Brasilien zu zwingen.

Dann bleibt nur zu hoffen, dass es der „Sao Paolo“ nicht so ergeht wie dem ausrangierten Kreuzfahrtschiff „American Star“, dass in einer stürmischen Nacht im Jahr 1994 vor der Küste von Fuerteventura zerbrach und strandete.

Schwesterschiff schuf Präzedenzfall

Schon beim Versuch, das Schwesterschiff „Clemenceau“ im Jahr 2006 zu entsorgen, stieß Frankreich auf Schwierigkeiten. Das Schiff sollte zum Abwracken nach Indien transportiert werden. Das Oberste indische Gericht und der französische Staatsrat zwangen die damalige französische Regierung unter Jacques Chirac, das Schiff nach Frankreich zurück zu holen, weil der Export gegen internationales Recht verstoßen hätte.

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6 Kommentare

  1. JA, stellt euch vor das Ding wäre gesunken. 20 Jahre später, der spanische El Gozilla wäre aus dem Meer gekommen und hätte Fuerteventura zertrampelt.

    Bis er merkt, hier gibt es nicht viel zu zertrampeln, und Kurs auf Gran Canaria nimmt.

  2. Idealer Stoff für ein Kinderbuch. „Der kleine blaue Flugzeugträger, den niemand haben wollte“

    „Vor vielen Jahren, da gab es einen kleinen, blauen Flugzeugträger. Seine Heimat war Frankreich, aber zuhause war er auf dem grossen weiten Meer.
    Sein Name war „Foch“. Foch hatte seinen Besitzern immer treu und brav gedient. Ja, er hatte so viele Flugzeuge getragen in seinem langen Leben, dass sein Rücken schon ganz krumm davon war. Was hatte Foch alles erlebt in all den Jahren! Sogar bei Atomexplosionen hatte er zuschauen dürfen.
    Aber jetzt war er alt und langsam geworden und seine Aussenhaut war dreckig und rostig, weil ihn so lange niemand mehr gestrichen hatte. Und weil er auch nicht mehr so schnell und so stark war wie die neuen, modernen Flugzeugträger, beschlossen seine Besitzer ihn wegzugeben.“

    Wie könnte es weitergehen?

  3. LOOOL genial, alles drin was man braucht, das könnte man als Waffe einsetzen…dem Gegner vor die Haustür fahren und versenken, Gift & Strahlung in einem.

    Wie hätte man das auch an der Passage hindern können? Wer wird schon auf so etwas schiessen und hat dann das giftige strahlende Wrack vor seiner Haustür?

    Im Notfall nimmt es Russland oder Nordkorea, die lackieren es neu und betreiben es selbst. Auch der Iran wäre sicherlich interessiert an dem Schätzchen. Da steckten sicher viele Kärtchen dran „Kaufe Flugzeugträger – Zustand egal – 24h erreichbar“

    Statt zu meckern, hätten die Kanaren fragen sollen ob sie nicht noch etwas zuladen können. Da wär sicher noch Platz gewesen, für den Sondermüll aller 5 Inseln. Kommt doch nicht mehr drauf an.

    Was für eine Show 🙂

  4. @ AmanteLaParedMike:
    Konnte ich anfangs Ihren ausführlichen Kommentaren noch beipflichten, so gehen sie mir mittlerweile auf die Nerven!
    Die Beiträge durch die Fuerteventura-Zeitung (FZ) sind m. E. ausreichend detailliert und brauchen nicht ständig von Ihnen in unnötiger Weise noch weiter aufgebläht zu werden. Die Kommentarfunktion für uns Leser halte ich dennoch für sinnvoll und wichtig um auf evtl. Fehler hinzuweisen oder Sinnvolles zu ergänzen. Aber nun sehe ich ständig und überall Ihre Wortexplosionen! Sie fühlen sich scheinbar verpflichtet zu allem Ihren Senf (sorry) zugeben zu müssen! Im hiesigen Bericht orakeln Sie u. a. sogar, dass der „…Flugzeugträger nie stranden wird…“. Woher bitte sind Sie sich da so sicher? Der Flugzeugträger war bereits vor 22 Jahren (!) ausgemustert worden, also bereits damals veraltet und nicht mehr brauchbar. Die brasilianischen Verantwortlichen werden diesen Restmüll wohl kaum jahrzehntelang instand gehalten haben! Nun wird eine 266m lange, rund 34.000 Tonnen schwere, rostige Altölbüchse, mit Asbest usw. garniert, ohne eigene Kraft mittels eines vorausfahrenden Schleppers über mehrere Weltmeere über zigtausend Kilometer zum Abwracken zum Erdogan geschleppt um dessen Taschen voller zu machen! Also bitte, ich bin wahrhaft kein Grünen-Wähler, aber da stellen sich wohl nicht nur mir die Haare zu Berge!

    Ich bitte Sie höflichst sich etwas zurück zu nehmen oder appelliere an die FZ dem zukünftig maßvoll Einhalt zu gebieten (ggf. dadurch, alle Kommentare von „AmanteLaParedMike“ in die eigens für ihn eingerichtete Kolumne zu verschieben?!) !

    Herzlichen Dank…

  5. Meines Wissens war die „American Star“ ein völlig gefahrloses Schiff, dessen Wrack sich ja über Jahre als Touristenattraktion No. 1 (..2…vielleicht auch 3 ) auf der Insel konsolidiert hatte…

    Sicherlich wäre diesem ein Riegel vorgeschoben worden, wären hier Gefahrstoffe ausgelaufen oder gesundheitliche Schäden befürchtet worden. Sowohl für Umwelt, als auch unmittelbar für den Menschen.

    Sicherlich nicht erwünscht oder erlaubt, wurde dieses Wrack damals dennoch wohl tagtäglich von zig Schwimmern oder Tauchern aufgesucht, welche die wenigen Meter vom Strand zu den rostigen Löchern im Schiffsrumpf ohne Probleme überwanden.
    Da ich selbst einige Male Zeuge dessen war, überkommen mich noch heute Gänsehaut, stellt man sich vor, was dort hätte alles geschehen können. Denn Vernunft und Vorsicht ist nunmal offenbar keine menschliche Tugend…;)
    Es war schon bizarr, wenn man dieses Schiff damals so kurz vorm Strand liegen und verfallen sah, vor allem bei einbrechender Dunkelheit.
    Allerdings, wenn die Sonnenuntergänge durch die rostigen Überreste ein wahrhaft fotogenes Szenario hervorbrachten…einfach ein Erlebnis!

    ——

    Oben genannter Flugzeugträger dürfte allerdings ein ganz anderes Kaliber sein, würde er tatsächlich stranden, was augenzwinkernd von Thomas gemeint, allerdings nie eintreffen wird.

    Dann würde man sicher nicht einen Katastrophentourismus wie beim letzten Wrack dulden, sondern, wenn ich die Angaben im Artikel hochrechne, wohl eher die ganze Insel sperren müssen. ;O)

    Aber zum ernsten Hintergrund – Verträge und Gesetze, Verbote und Festlegungen – gelten genau SO lange, bis man deren Verfehlungen nicht öffentlich auf die Schliche kommt. Ob Industriestaaten oder dritte Welt, für Geld werden sämtliche Prinzipien über den rostigen Bord geworfen …

    Das ist nicht neu und wird sich nie ändern, nur die Spitze des Eisberges wird bekannt, oft durch Zufall, dann ist Geschrei und Empörung groß, die lautesten Schreihälse schreien naturgemäß deswegen so laut, weil sie bis zum Hals im Sumpf stecken…

    Warum eigentlich muss dieses Schiff um die halbe Welt in die Türkei zum abwracken verbracht werden? Würde mich interessieren.

    … Zumal der Ozean dazwischen oft sehr tief und unberechenbar ist…

  6. Mit dem Unterschied daß es für die Umwelt wesentlich schlimmer wäre aufgrund der an Bord befindlichen Altlasten.🙄Bei der American Star dürfte dies nicht so heftig gewesen sein .Die Betriebsstoffe wurden dort mit Sicherheit vorher entsorgt bevor das Schiff die letzte Reise angetreten hat.😏

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