Quo vadis Fuerteventura? Wer bestimmt das Schicksal Fuerteventuras in den nächsten 4 Jahren?

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Am 28. Mai 2023 wird auf Fuerteventura gewählt. Es ist gewissermaßen ein Superwahltag, denn die Wahlberechtigten bestimmen über die Zusammensetzung des Parlaments der kanarischen Regierung, der Inselregierungen (Cabildos) und der Gemeinden (Ayuntamientos).

Auch von den rund 3.000 Deutschen, die auf Fuerteventura ansässig sind, dürfen viele zumindest auf Gemeindeebene ihre Stimme für die Wahl des Bürgermeisters (alcalde) abgeben.

Dabei sind sich viele ausländische Bürger gar nicht darüber bewusst, dass ihre Stimme durchaus das Zünglein an der Waage sein kann. So könnten z.B. in Fuerteventuras südlichster Gemeinde Pájara rund 150 Stimmen mehr oder weniger für eine Partei einen zusätzlichen Sitz im Gemeinderat ausmachen, oder eben nicht. Und ein Sitz im Gemeinderat mehr oder weniger kann letztlich auch darüber entscheiden, wer Bürgermeister werden kann.

Schwierige Entscheidung für viele Wähler

Um das Vertrauen der Wähler in die Politiker und in das politische System ist es auf Fuerteventura nicht besonders gut bestellt. Für viele Wahlberechtigte stellt sich daher wohl nicht die Frage nach dem besten Bürgermeister und dem besten Team, sondern nach dem kleinsten Übel. Manch einer mag sogar das Gefühl haben, dass er nur die Wahl zwischen Pest oder Cholera hat. Und so ist für viele die Frage, wen man nicht wählen sollte, einfacher zu beantworten, als wem man denn nun sein Stimme geben sollte.

Da die meisten Deutschen auf Fuerteventura in der Gemeinde Pájara leben und dort ihre Stimme abgeben können, betrachten wir die Lage dort etwas genauer.

PSOE hat 16 Jahre in Pájara regiert

Da stellt sich zum einen die PSOE mit dem Spitzenkandidaten Alejandro Jorge. Die PSOE hatte bis 2019 über 16 Jahre lang in Pájara regiert und war somit am Ruder, als z.B. die Probleme mit den Urbanisationen wie Cañada del Rio und La Pared entstanden sind und hätten gelöst werden können. Zu Beginn dieser langen Regierungszeit ist auch der Generalbebauungsplan von Pájara durch ein Gerichtsurteil gekippt worden, ohne dass in den vielen folgenden Regierungsjahren der PSOE ein neuer PGO rechtskräftig zustande gekommen wäre.

CC hatte Jahrzehnte lang Zeit, das Wassernetz zu vernachlässigen

Als zweite in der Vergangenheit in Pájara große Partei stellt sich die Coalición Canaria (CC) mit dem Spitzenkandidaten Alexis Alonso. Auch die CC hat in den vergangenen Jahrzehnten die Politik in Pájara mitbestimmt. Die CC ist allerdings auch die Partei, die seit 1999 bis 2019 ununterbrochen bzw. seit 1979 mit Ausnahme einer einzigen Legislaturperiode, den Präsidenten der Inselregierung gestellt hat. Daher trägt die CC wohl den größten Teil der Verantwortung für die jahrzehntelange Vernachlässigung und den heutigen maroden Zustand des Systems der Trinkwasserversorgung auf Fuerteventura.

JxP, neues Etikett für alten Bürgermeister

Einen vermeintlichen Wechsel verspricht die neue Partei Juntos por Pájara (JxP). Doch wer genauer hinsieht, erkennt dass hinter der neuen Fassade längst nicht alles neu ist. Spitzenkandidat ist nämlich Rafael Perdomo, der von 2003 bis 2019 Bürgermeister von Pájara war, damals allerdings noch mit der PSOE, und der sicher eine große Mitverantwortung an dem Zustand trägt, in dem die Gemeinde 2019 an die nachfolgende Gemeinderegierung übergeben wurde.

AMF sucht noch immer Grundstück für 500 Wohnungen

Große Chancen auf eine Wiederwahl rechnet sich der gegenwärtige Bürgermeister Pedro Armas (AMF) aus. Obwohl seine Partei nur 3 Sitze im Gemeinderat erreicht hatte, wurde er über Umwege Bürgermeister. Sein größtes Wahlversprechen war der Bau von 500 Wohnungen. Allerdings, so begründete er die Nichteinhaltung dieses Wahlversprechens, hatte er nicht damit gerechnet, dass die Gemeinde nicht über geeignete Grundstücke für deren Bau verfügen würde. Armas war bereits zuvor Gemeinderat in Pájara, sodass man sich fragen darf, warum er dieses Problem nicht vorher erkennen konnte. Ob die Wähler ihm ebenso große Chancen einräumen, nachdem er auf einer Protestveranstaltung vor offenen Mikrofonen gesagt hat, die Wähler sollten sich „ihre Stimmen sonstwo hinstecken“, ist fraglich.

PP, ehemalige Polizistin könnte laut Umfragen Stimmen verdoppeln

Den größten Stimmenzuwachs in Pájara könnte laut jüngster Umfragen die spanische Volkspartei Partido Popular (PP) mit der Spitzenkandidatin Dunia Álvaro verzeichnen. Umfragen deuten auf eine mögliche Verdoppelung der Sitze im Gemeinderat von 2 auf 4 Sitze hin, was darauf hindeutet, dass viele Wähler ihre zurückhaltende und sachliche Art und ihre geleistete Arbeit schätzen, obwohl sie die undankbaren Ressorts für Finanzen, Wasser und Strände inne hat. Insbesondere im Ressort Wasser musste sie das Chaos verwalten, dass der Gemeinde von der langjährigen vorherigen Regierung hinterlassen wurde, wobei sie die meiste Zeit der Legislaturperiode von den Fesseln der Bürokratie ausgebremst wurde. Álvaro war ehemals Polizeibeamtin bei der Policía Local in Pájara und hat erst 2019 den Schritt in die Politik gemacht. Die PP hat in Pájara übrigens mit Sonja Anna Zehner, vielen vielleicht noch als Sonja Schuhmann bekannt, sogar eine deutsche Kandidatin in ihrer Liste.

Eins scheint jedenfalls sicher: Keine Partei wird die absolute Mehrheit in Pájara oder im Cabildo für sich gewinnen können. Es wird also auf die Bildung von Koalitionen ankommen.

Für politisch Interessierte wird es also richtig spannend.

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