Jeder Arzt, egal ob Ausländer oder Spanier, der in Spanien im öffentlichen Gesundheitswesen, also in einem Krankenhaus oder einer Einrichtung der medizinischen Grundversorgung, arbeiten will, muss zusätzlich zur Approbation als Arzt eine bestandene Fachprüfung (exámen Médico Interno Residente/ MIR) vorweisen. Das MIR ist nicht nur Zugangsvoraussetzung für eine Stelle im öffentlichen Gesundheitswesen, sondern auch für die Aufnahme einer Facharztausbildung. Diese Facharztausbildung dauert zwischen vier und fünf Jahre.
Diese Vorschriften gelten natürlich auch auf Fuerteventura und allen anderen Kanarischen Inseln.
Dennoch praktizieren 102 der insgesamt 309 Ärzte im Krankenhaus und in den Centros de Salud auf Fuerteventura ohne den erforderlichen Fachtitel. Alle haben Temporär-, Interims- oder Vertretungsverträge. 41 dieser Ärzte arbeiten als Spezialisten [im Krankenhaus], 23 davon ohne Anerkennung ihrer Facharztausbildung in Spanien, und 61 in der medizinischen Grundversorgung [Centros Médicos], von denen 14 darauf warten, dass ihr Titel in Spanien anerkannt wird.
Gewerkschaften halten das System für „pervers“
Diese Daten zeigen in den Augen der Gewerkschaften, dass das „System pervers ist“. Diese Ärzten könne man keinen Vorwurf machen, sie werden unterdurchschnittlich bezahlt und „machen Stunden wie Tiere“. Sie bekommen nur Temporär-, Interims- oder Vertretungsverträge, was dazu führt, dass der Service für dem Patienten am Ende des Tages nicht der beste ist, weil es keine Kontinuität in der Betreuung gibt. Es beweist außerdem, dass im kanarischen Gesundheitssystem (SCS) Ärzte fehlen, die kanarische Regierung aber nicht die besten Konditionen anbietet.
Die Gewerkschaften erklären, dass es für das kanarische Gesundheitsministerium billiger ist, diese Ärzte ohne MIR und ohne die alle drei Jahre erfolgenden automatischen Gehaltserhöhungen [sogenannte „trienios“] einzustellen, um diese Stellen zu besetzen, die eigentlich durch qualifizierte Spezialisten besetzt sein müssten. Letztendlich sei dies eine „Quelle für Prekarität“.
Illegale Situation im kanarischen Gesundheitssystem?
Wie oben beschrieben, ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass Ärzte im öffentlichen Gesundheitssystem das „MIR“ haben müssen. Dasselbe Gesetz eröffnet aber ein Schlupfloch: in außerordentlichen Situationen dürfe Ärzte auch ohne MIR angestellt werden, um zu verhindern, dass die entsprechende Fachrichtung ansonsten nicht angeboten werden könnte.
Die Gewerkschaften werfen der kanarischen Regierung vor, dass sie, wie auch die Regierungen anderer Autonomer Regionen, sich an diese Ausnahmeregelung klammern, um eine Täuschung zu begehen.
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