Lieber Marokko oder Ägypten als Fuerteventura: Hotelketten planen 161 neue Hotels in Nordafrika

Beach-Ressort-Ägypten

Für eingefleischte Fuerteventura-Fans dürfte ein Urlaub in Marokko oder Ägypten keine echte Alternative sein. Doch Urlauber, deren Bindung an Fuerteventura oder eine der anderen Kanarischen Inseln noch nicht so gefestigt ist, könnten durchaus Destinationen in Nordafrika wie Marokko, Ägypten oder Tunesien in Erwägung ziehen.

Offenbar sehen auch die Expansionsabteilungen der großen Hotelketten enorme Chancen für ein Wachstum in diesen Ländern. Dies ergibt sich aus der Studie „Hotel Chain Development Pipelines in Africa 2023“ des Beratungsunternehmens „W Hospitality Group“.

Grundlage der jährlichen Studie ist eine Befragung der Hotelketten und unabhängigen Hotelbetreiber nach ihren geplante Bauvorhaben auf dem afrikanischen Kontinent.

Danach haben die Hotelunternehmen für die kommenden Jahre insgesamt 316 Hotels in Afrika in der Pipeline. Die meisten davon werden den größten Hotelketten wie Marriot International, Accor, Hilton Hotels & Resorts, Intercontinental Hotel Group und Radisson Hotel Group geplant. Es zählen jedoch auch spanische Unternehmen wie z.B. Barceló zum Kreis der Hotelinvestoren in Afrika.

161 Hotels in Reisezielen in direkter Konkurrenz zu Fuerteventura und den Kanaren

Von den insgesamt 316 Hotels in Afrika sollen allein 109 mit 26.241 Zimmern in Ägypten und 52 mit 7.169 Zimmern in Marokko entstehen.

Hinzu kommen 16 Hotels mit 5.056 Zimmern auf den Kapverden und 18 Hotels mit 4.121 Zimmern in Tunesien.

Alle diese Länder bieten ein ähnliches Klima wie die Kanaren, haben ebenfalls Sonne und schöne Strände und eine Jahrtausende alte Kultur. Daher gelten jetzt schon als beliebte Winterziele der Mitteleuropäer, vor allem der Deutschen und der Briten. Damit stellen diese Länder eine direkte Konkurrenz für die Kanarischen Inseln dar.

Auch die Fluggesellschaften haben den Trend zu Reisen in diese Länder erkannt und sind bereits dabei, mehr Flüge dorthin anzubieten.

Niedriglöhne in konkurrierenden Zielen und soziale Tourismuskrise auf den Kanaren

Für Investoren dürften afrikanische Länder aus vielen Gründen interessant sein. Die Preise für Hotelgrundstücke und die Lohn- und somit auch die Baukosten dürften deutlich geringer sein als z.B. auf den Kanaren. Vermutlich sind auch die behördlichen Auflagen geringer als auf den Kanaren mit ihrer ausufernden Bürokratie.

Viele Hotels und deren Umgebung auf den Kanaren sind bereits in die Jahre gekommen und müssten renoviert werden. In neu erschlossenen Gebieten kann man den Kunden dagegen „nagelneue“ Bauten und Installationen anbieten.

Auf den Kapverden beträgt der Mindestlohn umgerechnet gerade einmal rund 135€, also nur rund ein Zehntel des Mindestlohns auf den Kanarischen Inseln.

In den afrikanischen Reisezielen sind ausländische Investitionen herzlich willkommen. Wie auf den Kanaren in den 1970er und 1980er Jahren dürfte ein boomender Tourismus auch in Ägypten, Marokko und auf den Kapverden zu mehr Beschäftigung und Wohlstand führen und dazu beitragen, die Armut zu verringern.

Dies alles geschieht ein einer Zeit, in der sich auf den Kanaren eine soziale Tourismuskrise abzeichnet, weil mache Menschen glauben, „nicht genug vom großen Tourismus-Kuchen abzubekommen“ und ihre Identität und ihr Territorium gefährdet sehen.

Wenn die „neuen“ Destinationen auf dasselbe Tourismusmodell wie die Kanaren setzen, nämlich „Sonne-und-Strand-Massentourismus für die Mittelschicht“, müssen die Kanaren aufpassen, dass sie nicht austauschbar werden bzw. aufgrund ihres weitaus höheren Lohnniveaus mittel- bis langfristig hinter der Konkurrenz zurückfallen.

Denn dann könnte zur „sozialen Tourismuskrise“ noch eine wirtschaftliche Tourismuskrise auf den Kanaren hinzukommen, die die jetzigen sozialen Problem eher gering erscheinen lassen dürfte.

TUI will keine Hotels mehr auf den Kanaren bauen

Der CEO von TUI, Sebastian Ebel, hat kürzlich im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Auswirkungen des Massentourismus angekündigt, dass das Unternehmen keine neuen Hotels mehr auf den Kanaren bauen wird. Stattdessen sei TUI wohl bereit, auf den Kanaren Wohnungen für Mitarbeiter der Tourismusbranche zu bauen, wenn die kanarische Regierung geeignete Grundstücke zur Verfügung stellen würde.

Da es aber nicht sehr wahrscheinlich sein dürfte, dass TUI von Reisekonzern zum Wohnungskonzern werden will, wird TUI wohl seine Hotelinvestitionen in anderen Ländern und Regionen tätigen. Vielleicht auch in Afrika?

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