Die vergessenen Skulpturen von La Pared im Süden von Fuerteventura

Vergessene-Kunst-in-La-Pared

Am 23. Oktober 2023, also vor mittlerweile 10 Monaten, ist das 10. Internationale Bildhauersymposium der Gemeinde Pájara zu Ende gegangen, das anstatt in Morro Jable zum ersten Mal in La Pared stattfand.

Doch bisher haben es nur zwei Kunstwerke an ihre endgültigen Aufstellungsorte geschafft, eines davon, weil es offenbar anlässlich des Weltfrauentags am 08. März 2024 für ein Foto mit unseren Politikern gebraucht wurde.

Skulptur Weltfrauentag Morro Jable
Diese Skulptur hat es an ihren Bestimmungsort geschafft, weil sie für ein Foto gebraucht wurde

Die übrigen vier Skulpturen, drei aus Marmor und eine aus Stahl, stehen bzw. liegen noch an derselben Stelle, an der die Bildhauer am Ende des Symposiums nach drei Wochen schweißtreibender Arbeit den Hammer haben fallen lassen. Selbst der Marmorstaub und die Marmorbruchstücke „verschönern“ noch immer die ohnehin schon marode Umgebung. Selbst an der Stelle, an der die Skulptur entstanden ist, die nach Morro Jable abtransportiert wurde, hat sich niemand die Mühe gemacht, den Dreck zu entfernen.

Marmor Dreck La Pared
Marmorbruch, Hundekot, zerfallene Bänke, defekte Laternen und eine liegende Skulptur „verschönern“ heute noch immer La Pared dank des Bildhauersymposiums

Dabei hatte der Bürgermeister von Pájara, Alejandro Jorge, zum Abschluss der Veranstaltung erklärt: „Eines der Ziele dieses Symposiums ist auch die Verschönerung des städtischen Umfelds, und diese Skulpturen sollen dazu beitragen, das landschaftliche Erscheinungsbild dieser Orte zu verbessern.“

Wohin mit so viel Kunstwerken?

Schon im Februar 2024 haben wir uns in einem Beitrag gefragt, ob die Kunstwerke bestellt und dann nicht abgeholt wurden.

Zuerst schien es ja so, als hätte man in der Gemeinde schon zum Ende des Symposiums einen Plan, wo die Kunstwerke aufgestellt werden sollen. In einer Pressemitteilung der Gemeinde vom 30.10.2024 hieß es: „…Als Neuerung dieser Ausgabe werden die Kunstwerke nun an verschiedenen urbanen Orten in den verschiedenen Ortschaften der Gemeinde platziert, um die Umgebung zu verschönern und die Aktivität zu einer Art Wanderausstellung zu machen. Drei davon werden an der Avenida del Saladar in Jandía, zwei in Pájara und eines in Costa Calma installiert. …“

Da das Bildhauersymposium jedes Jahr etwa zur selben Zeit durchgeführt wurde, kann man davon ausgehen, dass die Planungen für das 11. Bildhauersymposium bereits begonnen haben dürften.

Doch wenn noch nicht einmal die Kunstwerke des letzten Jahres aufgestellt wurden, muss man sich die Frage stellen, ob es überhaupt noch Bedarf an neuen Kunstwerken gibt?

vergessene Skulpturen marode Strasse
vergessene Kunst inmitten von Dreck, zerfallenen Bänken, Mauern und Laternen und neben einer maroden Straße

Wenn die Skulpturen nach 10 Monaten noch immer nicht aufgestellt wurden, obwohl man a priori schon wusste, für welchen Ort sie bestimmt sind, kommen eigentlich nur zwei Gründe in Frage, es nicht zu tun: Desinteresse oder eben doch ein fehlendes Konzept?

Nach dem 5. Bildhauersymposium hatte die Gemeinde schon einmal keinen Plan, was sie mit den Kunstwerken machen sollte.

Was werden wohl die Künstler denken?

Die Gemeinde Pájara lässt sich jede Skulptur im Schnitt rund 5.000€ kosten. Die internationalen Bildhauer, die extra nach Fuerteventura gereist sind und hier 3 Wochen bei extremen Temperaturen körperlich gearbeitet haben, haben ihr Geld wohl längst bekommen.

Doch was wird ein Künstler wohl fühlen, dessen Werk einfach am Entstehungsort vergessen wird? Schafft ein Bildhauer seine Werke nur für Geld, so wie ein Malerunternehmen, das die Fassade eines Hauses streicht?

Sind nicht, abgesehen vom Geld, das er für Auftragsarbeiten bekommt, auch die Anerkennung und Bewunderung und der Stolz, etwas geschaffen zu haben, an dessen Anblick sich viele Menschen erfreuen, der Lohn eines Künstlers?

Ob sich neue, renommierte Künstler auf diese Weise motivieren lassen, nach Fuerteventura zu kommen, wenn sie wissen, dass sich selbst die Kulturabteilung der Gemeinde nicht wirklich für das Schicksal ihrer Werke zu interessieren scheint?

La Pared als Sybol für das „Vergessenwerden“

Viele Einwohner von La Pared, die in einem jahrelangen Gerichtsverfahren feststellen lassen mussten, dass die Gemeinde für die Fertigstellung und die Pflege der verkommen Infrastruktur zuständig ist, empfanden die Durchführung des Bildhauersymposiums in La Pared als Schlag ins Gesicht.

Symposium Banner La Pared
Schon am ersten Tag des Symposiums zerfetze der Wind das Banner. Genauso blieb es bis zum Ende der Veranstaltung…

Allein die Umgebung, in denen die Bildhauer ihre Werke schaffen mussten, spricht mit den verwahrlosten Mauern und Bänken, fehlenden Schachtdeckeln und weggerosteten Straßenlaternen Bände. Dass die Marmorreste noch immer zur „Verschönerung“ beitragen, passt daher hervorragend ins Gesamtbild und bestätigt, dass La Pared ein Symbol für das Vergessenwerden ist.

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