Es dürfte eine der wichtigsten Wirtschaftsnachrichten des Jahres in Spanien sein und ist auch auf europäischer Ebene ein wichtiges Ereignis: Die Banco Santander kauft die Banco Popular für den symbolischen Preis von 1€, muss aber gleichzeitig alle Verbindlichkeiten der gescheiterten Popular übernehmen.
Diese Übernahme ist das Ergebnis der Anwendung des „Einheitlichen Abwicklungsmechanismus“ der Europäischen Union, dessen Regeln seit Januar 2015 gelten.
Im vorliegenden Fall erfolgt die Abwicklung der Popular ohne einen einzigen Cent Steuergelder. Die gesamte Last tragen ausschließlich die Aktionäre der Banco Popular sowie die Gläubiger nachrangiger Finanzinstrumente.
Gutachter haben den Wert der „Banco Popular“ auf Minus zwei bis Minus 8 Mrd. Euro geschätzt. Der Börsenkurs war bis zur Aussetzung der Notierung auf rund 30 Cent eingebrochen, die Marktkapitalisierung des IBEX35-Wertes auf rund 1,3 Mrd. Euro geschrumpft.
Die Banco Popular wurde 1926 gegründet und war einst das profitabelste Kreditinstitut Spaniens. Doch in Zeiten des Immobilienbooms ging die Bank zu hohe Risiken ein und sitzt seit der Finanz- und Immobilienkrise 2008 auf einem Pulverfass von faulen Krediten im Wert von rund 36 Mrd. Euro, für die lediglich Rückstellungen von 46% vorgesehen wurden.
Noch im Mai 2016 hatte die die Popular eine Kapitalerhöhung durchgeführt und 3,4 Mrd. anstatt der geplanten 2,5 Mrd. Euro eingesammelt. Gleichzeitig präsentierte der Präsident, Ángel Ron, einen neuen Strategieplan, der bis 2018 die Reduzierung der unproduktiven Aktiva um rund 15 Mrd. Euro vorsah, wobei er auf eine Erholung des Immobiliensektors setzte.
Eine Umstrukturierung, basierend auf der Ausgliederung des Immobiliengeschäfts und der faulen Kredite, sollte für eine verbesserte Effizienz und Rentabilität sorgen. Das Programm „Sunrise“, das der Nationalen Wertpapierkommission vorgestellt wurde, musste im ersten Quartal 2017 verworfen werden. Es sah vor, eine Gesellschaft zu gründen, die Aktiva im Wert von rund 6 Mrd. Euro aufnehmen und an die Börse gebracht werden sollte.
Im September 2016 kündigte die Popular an, bis zu 3.000 Angestellte, also rund 20% der Belegschaft, zu entlassen.
Als die Bank dann Anfang 2017 ihren Jahresabschluss 2016 präsentierte, wies dieser einen Verlust von knapp 3,5 Mrd. Euro und Rückstellungen von fast 5,7 Mrd. Euro aus.
Die Suche nach einen Fusionspartner Mitte Mai 2017 blieb ergebnislos, obwohl u.a. Bankia zunächst Interesse bekundete.
Am 5.06.2017 stürzte der Aktienkurs um 18,16%. In der Vorwoche war der Kurs bereits um 38% eingebrochen.
Der Verkauf an die Santander kam schließlich zustande, nachdem die Europäische Zentralbank zu dem Schluss kam, dass die Popular aufgrund des massiven Schrumpfen der Liquidität in den letzten Tagen kurz vor einem Zusammenbruch stand und ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht mehr hätte bezahlen können. Aufgrund der hohen Verlusterwartungen sah Brüssel auch keine langfristigen Überlebenschancen.
Die Einlagen der Kunden der Popular sind indes sicher. Das Tagesgeschäft geht auch erst einmal unverändert weiter, allerdings unter der Federführung der Santander.
Die Santander führt zur Finanzierung der Übernahme eine Kapitalerhöhung von 7 Mrd. Euro durch, was an der Börse zunächst mit Kursverlusten bestraft wurde. Doch die Santander rechnet mittelfristig mit Vorteilen.
Sie wird quasi über Nacht zu Spaniens Marktführer im Einlagen- und Kreditgeschäft (Marktanteil 20%) und im Firmenkundengeschäft (Marktanteil 25%) und bedient nun 17 Mio. Kunden. Gleichzeitig gewinnt die Santander einen größeren Zugang zum portugiesischen Markt, wo sie zur führenden Privatbank mit 4 Mio. Kunden wird. Die Marke Popular wird vollständig verschwinden.
Die Santander rechnet mit einer Rendite für dieses Investment von 13-14% p.a. ab 2020 und mit Gewinnsteigerungen bereits ab 2019. Die Synergievorteile durch die Zusammenlegung der Geschäfte sollen bereits ab 2020 rund 500 Mio. Euro pro Jahr ausmachen.
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